Freitag, 31. Januar 2025
Heute habe ich eine Kundenbewertung geschrieben
Eigentlich mag ich das nicht, oft ärgere ich mich sogar, weil ich für irgendwelche Peanuts eine Bewertung abgeben soll. Aber in diesem Fall habe ich sehr gern und echt begeistert vor allem eine Ausnahme gemacht. Damit ich die Kommentare meiner Lektorin lesen kann, habe ich mir Word gekauft. Bisher habe ich mit OpenOffice gearbeitet, aber ich wurde in der Vergangenheit schon häufiger gebeten, Texte in Word zu liefern. Auch für meine Idee vom letzten Jahr, mit meinen in Deutschland verstreuten Freundinnen ein gemeinsames Tagebuch zu schreiben, wäre Word von Vorteil.
Der Kauf war einfach, der Download auch. Weiter kam ich aber nicht. Trotz Youtube-Tutorial nicht. Und ich bin nicht ganz unerfahren, was das Beheben von Problemen angeht. Der Kontakt zum Online-Shop gestaltete sich unkompliziert, nach zweimaligem Einsatz eines Mitarbeiters über TeamViewer hatte ich fünf Stunden später mein erstes Word-Dokument. Ihn hat es Zeit, mich hat es vor allem Nerven gekostet. In solchen Situationen will ich ja gern den Laptop durch das geschlossene Fenster. Wenn der Bildschirm schwarz ist z. B., wenn alles auf dem Kopf steht. Was war ich froh, als am Ende alles wieder so wie vorher war. Da bedanke ich mich gern. Und weil ich gerade „meine“ Vögel beobachte – ich bin auch den Knödel-Herstellern dankbar. Den Kaffeeproduzenten, vor allen jenen, die die Ernte einbringen und die ganze Handarbeit machen. Wofür ich so alles dankbar bin. Die Aufzählung könnte Stunden dauern. Das will ja keiner.
Mittwoch, 29. Januar 2025
Schlecht geschlafen
Aber das geht schon seit einer Weile so. Seit 25 Jahren, um genau zu sein. Mit Unterbrechungen natürlich. Manchmal schlafe ich auch gut. Aber oft wache ich gegen 2 oder 3 auf, schlafe nicht vor 6 wieder ein. Fühle mich, als würde ich allein im All treiben, ohne Hoffnung, jemals einer bemannten Raumstation zu begegnen. So habe ich das vor 10 Jahren in einem Text beschrieben, so passt das heute immer noch. Manchmal hilft Meditation, manchmal beten. Manchmal werde ich nach 1 Stunde geradezu euphorisch, ich schwebe auf einer Welle von Liebe, bin so glücklich, dass es mir wie ein Wunder erscheint, manchmal passiert nichts dergleichen. Dann lenke ich mich mit Schreiben, Lesen, Podcast hören ab.
Im Moment lese ich die Autobiografie von Gabriel Garcia Marquez. auf die ich in einem Buch von Sigrid Nunez gestoßen bin. "Nichts was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen." Schreibt Marquez, pflichte ich ihm bei. Ich versuche, ihm durch die Fülle von Orten, Namen, Begebenheiten zu folgen, was mir schwer fällt. Es ist einfach zu viel Material. So hinterlassen die gelesenen Seiten eher einen Klang, eine Farbe, eine Ahnung. Manchmal auch Ärger, wenn ich mir das Ausmaß der Schweinereien der US-amerikanischen United Fruit Company - heute irgendwie niedlich Chiquita Brand International - in den lateinamerikanischen Ländern vorzustellen versuche. Dort, wo sie auftauchen, unterstützen sie Diktatoren, hinterlassen Tote und verbrannte Erde. Echte Kolonialherren eben.
Ärger ist natürlich gar nicht gut bei Schlaflosigkeit. Dann lese ich schnell wieder über die Familienkonstellationen, die Tanten, Onkel, Geschwister, und davon werde ich dann - dem Universum, der Quelle, Senor Marquez sei Dank, endlich so müde, dass ich doch noch einmal schlafe.
Dienstag, 28. Januar 2025
Montag, 27. Januar 2025
Die Alte Jäglitz leuchtet silbern in der Dunkelheit
Hinter dem Deich blinken in unregelmäßigen Abständen die Positionsleuchten der Windräder. Wie eine rote Perlenkette. Im Westen am Horizont ein schmaler Streifen Grau. Auf mein Gesicht fallen Regentropfen. Irgendwo in der Nähe müssen Kraniche sein, ich höre die vertrauten Rufe. In den Wiesen sind wieder überall kleine Seen, wahrscheinlich haben sie sich auf einem zum Schlafen versammelt. Sie schlafen stehend, den Kopf unter einem Flügel. So habe ich das auf Fotos gesehen.
Der alte Plattenweg hat seine Tücken. Da gibt es Löcher und Unebenheiten. Ich habe die Taschenlampe dabei, benutze sie aber nicht. Hinter erleuchteten Fenstern müssen Menschen sein. Ich sehe keine. Und auch ich werde nicht gesehen. Ein dunkler Schatten schleicht da draußen herum, würde es vermutlich heißen.
Sonntag, 26. Januar 2025
Rehe schrecken
Sie müssen auf der Wiese vor meinem Fenster stehen, aber ich kann in der Dunkelheit nichts erkennen. Als ich aus dem Wald kam, waren gerade mehrere Formationen Kraniche über dem Dorf. Wie es wohl kommt, dass sich so viele entschieden haben, nicht in den Süden zu fliegen? Die Nachbarn wissen darauf auch keine Antwort, wie ich vorhin beim gemeinsamen Kaffeetisieren erfahren habe. Dafür hat sich die Sache mit dem Kino aufgeklärt. Sie waren gar nicht im Nachbardorf. Dort war gestern zwar auch Kino, aber sie sind nach Berlitt gefahren, wohin sie mich auch mitgenommen hätten.
Der junge Ortsvorsteher zeigt dort regelmäßig alte Defa-Filme. Gestern "Berlin - Ecke Schönhauser.." Getränke und Eintritt auf Spendenbasis. Wat all jibt. Da wäre ich mitgefahren. Aber Berlitt vergesse ich sofort, wenn mich die Rundmail der Kulturverteiler zu Veranstaltungen einlädt. Berlitt - das wäre für mich eine Stunde mit dem Rad. Für eine Strecke. Man muss also alles konkretisieren. Wohin wollt ihr? Um welchen Film geht es? Beim nächsten Mal.
Samstag, 25. Januar 2025
Donnerstag, 23. Januar 2025
Heute trübe und feucht
Da hatte ich gestern tatsächlich Glück, als ich nach Berlin gefahren bin. Kalt war es, aber diese Frische, das Licht. Auf den Wiesen einiges los. Schafe. Schwäne. Als ich gerade links 17 Kraniche gezählt hatte, entdeckte ich auf der rechten Seite 100 mindestens. Ganz dicht standen sie am Plattenweg und erhoben sich auch nicht, als ich an ihnen vorüber fuhr. Hier seid ihr also morgens. Da könnte ich mich mit dem Fernglas ins Gebüsch legen. Ich könnte es aber auch sein lassen.
Den Freund, der viele Jahre mein bester war, habe ich 15 Jahre nicht gesehen und trotzdem sofort erkannt, sogar von hinten. Wir hatten uns damals nicht gestritten, nur entfremdet, so etwas passiert manchmal, aber seit 3 Jahren telefonieren wir wieder regelmäßig. Worüber ich froh bin. Er ist der Mensch in meinem Leben, den ich am längsten kenne. 60 Jahre ungefähr. Er ist jetzt betagt, sagte er gestern einige Male, und ich musste immer lächeln. Ist doch schön, wenn man mit jungen Menschen zusammen ist, bemerkte ich etwas boshaft (ich bin 2 Jahre jünger), als ich ihm den schweren Rucksack abnahm. Pampelmusen, Orangen, Zitronen, Kumquats. Alles noch schnell für mich gepflückt vor seiner Abreise nach Deutschland. Da ist es ja nur gerecht, wenn ich die trage.
Angenehme Stunden waren das. Mittagessen in der Cafeteria des Wirtschaftsministeriums, dort hat der Freund früher gearbeitet. Eine ehemalige Kollegin von ihm schenkte mir 2 Kugelschreiber. Heute Morgen wollte ich sie ausprobieren, aber die schreiben gar nicht. Wundert mich das? Wundert mich nicht.
Mittwoch, 22. Januar 2025
Montag, 20. Januar 2025
Kalt und sonnig
Wie anders die Welt gleich aussieht. Wie anders ich mich fühle. Wie beschwingt ich gestern erneut zum Butterbaum gelaufen bin. Wie anders das aussah ganz ohne Nebel im gleißenden Licht. Wieder über die Kuhweiden. Vorbei an den kleinen Seen darin. Auf denen man immer noch nicht Schlittschuh laufen kann. In der Luft das Geschrei von Gänsen und Kranichen. Am Himmel immer wieder Formationen. Haben sich alle Kraniche hier versammelt, die nicht in den Süden geflogen sind? Lange habe ich einen Silberreiher und sein Spiegelbild auf dem Wasser beobachtet. Bei jedem Schritt streckte er den Kopf nach vorn. Das sah komisch aus. Manchmal flog er ein paar Meter. Das kurze Stück hättest du laufen können, musste ich mal wieder meinen Senf dazu geben.
Zurück durch den Wald. Dort, wo Sonne auf Bäume traf, taute der Raureif und fiel wie Schnee auf mich herunter. Rechts der Winterwald, links die grüne Wiese. Kurz vor unserem Dorf waren mir zwei Frauen entgegengekommen. Die habe ich noch nie gesehen. Was kein Wunder ist, ich kenne nur einige Menschen aus den benachbarten Dörfern. Bevor ich noch zu einem Entschluss gekommen bin - soll ich mich vorstellen? - waren wir freundlich grüßend aneinander vorbei gelaufen. Da hätte ich vielleicht ein kleines Gespräch führen können. Wann habe ich das letzte Mal mit jemandem geredet? Mittwoch? Ich könnte mich zum Kaffee bei Frau J. einladen. Wäre ich einsam, würde ich das tun.
Sonntag, 19. Januar 2025
Samstag, 18. Januar 2025
Frost und Nebel
Draußen sieht es aus wie in einer Waschküche. Aber es ist nicht so kalt, dass man demnächst auf den großen Wasserflächen in den Wiesen Schlittschuh laufen könnte. Letztes Jahr war das an ein, zwei Tagen möglich. Ich sondiere das Terrain für den Buckower Freund, der sich im Falle eines Falles zu mir auf den Weg machen würde. Wie in jedem Jahr wünsche ich ihm, dass er wenigstens einmal seinen Winterhobbys frönen kann. Wenn das Eissegeln nicht möglich ist, soll er wenigstens Schlittschuh laufen. Mir selbst sind diese Neigungen fremd, aber ich würde seine Anstrengungen dokumentieren und ein Heißgetränk bereit halten.
Am Butterbaum konnte ich nicht mal die winzigste Eisschicht entdecken. Auch keine Kalt- oder Eisbader. Überhaupt keine Menschen, aber das ist ja nichts Neues. Dafür habe ich auf dem Weg einen Biber und unzählige Wildgänse aufgeschreckt. Wie anders die Welt im Nebel aussieht. Geradezu mystisch. Und dann entpuppt sich ein etwas zu groß geratener Weidezaunpfosten als Pferd. Die Wildgänse saßen keine dreißig Meter von mir entfernt in der Wiese. Ich habe sie nicht gesehen. So viel zu den Höhepunkten des heutigen Tages.
Donnerstag, 16. Januar 2025
Die Wühlmäuse graben sich nicht nur durch unseren Garten
Sie graben sich auch durch die Kuhweide, die fast vor meinem Fenster liegt. Miese Gesellen, die aber auch nichts anderes tun, als das,wozu sie gemacht bzw. berufen wurden. Die Fallen, die ihnen den Garaus machen, müssten zweimal täglich kontrolliert werden, wenn Herr S., der Fallensteller, nicht da ist. Ob ich das nicht machen könnte, immerhin harke ich die Haufen platt. Und wer entsorgt dann die tote Wühlmaus? Ich musste ihn doch neulich schon rufen, als ich die erste Maus in der Schlagfalle hatte. Ich kann kein Blut, keine Leichen sehen. Darum lasse ich es bei mir drinnen erst einmal sein mit den Schlagfallen. Zumal auf die 29 Mäuse, die dem Hausmann in den letzten zwei Monaten in die Fallen gegangen sind, mindestens doppelt wenn nicht dreifach so viele hier noch herum laufen.
Gestern habe ich mich mit den Dichterinnen in Kyritz getroffen, heute könnte ich zu einer Lesung fahren, morgen ist im Nachbardorf Kino. Sage keiner, auf dem Land sei nichts los. Allerdings lebe ich gerade in dieser Jahreszeit sehr zurückgezogen, da nutze ich nur einen Bruchteil dessen, was geboten wird. Zumal die positive Rückmeldung meiner Lektorin zu dem zweiten Text mich inspiriert, weiter an einer der halb fertigen Geschichten zu schreiben, die hier auf Halde liegen. Ich habe vor Rührung ein bisschen geweint, als ich ihre SMS gelesen habe. Weinen werde ich vorerst nicht, ich werde mir die Arbeit mit einem Zitronenkuchen versüßen.
Montag, 13. Januar 2025
Self-Publishing?
Seit heute Morgen lese ich mich noch einmal durch diverse Artikel zum Thema. Meine Lektorin hat mir Tredition für Hardcover bzw. Taschenbücher und KDT für ebooks empfohlen. Hatte ich beide vor einem Jahr schon mal recherchiert. Jetzt habe ich die neuesten Erfahrungen gelesen, habe mich über ein paar andere Anbieter informiert. Und bin auch gleich wieder müde geworden. Seit zwanzig Jahren versuche ich jetzt schon, meine Bücher zu veröffentlichen. Nicht sehr engagiert, wie ich zugeben muss, aber versucht habe ich es.
2004 hatte einen Agenturvertrag mit Frauke Jung-Lindemann, die damals guter Hoffnung war, meinen ersten Roman zu veröffentlichen. Es gab teilweise nette Absagen, ich erinnere mich vor allem an S. Fischer. Ein längerer Text, recht aufmunternd, aber eben doch ein nein. Ein paar Jahre später habe ich es mit einem neuen Buch bei Gudrun Hebel versucht. Nach zwei sehr inspirierenden Treffen hat sich das anfängliche Interesse in Luft aufgelöst. Ich weiß nicht, was diesen Stimmungswechsel ausgelöst hat.
2014
ein neuer Vorstoß zu neuen Agenturen mit einem neuen Buch. Diese
Absagen habe ich komischerweise noch in meinen Unterlagen, alles
andere habe ich gelöscht. Schreiben
können Sie, ohne Frage. Trotzdem haben wir uns gegen
eine Aufnahme Ihres Projektes "Leben lernen" in unser
Programm entschieden. Gerne würden wir uns die Leseprobe von "Annas
Angst" ansehen. Nach meinem
letzten Versuch mit Dotbooks: Sie schreiben sehr flüssig
und ansprechend, mit einer ruhigen, aber alles andere als
langweiligen Erzählführung. Wir können uns gut vorstellen, Ihr
Buch in unser Programm aufzunehmen, sehen allerdings noch
Überarbeitungsbedarf. Nach der
Überarbeitung, die ich sehr widerwillig gemacht habe, war auch
dieses Interesse erloschen. Mein Elan war es auch. Und jetzt überlege
ich also erneut. Mit einem sich in Grenzen haltenden Elan. Vielleicht
lese ich zuerst das Buch "Papierkorb statt Bestseller" von
Ernst Probst, einem Wissenschaftsjournalisten und Autor. Es wird für
2,69 bei Kindle angeboten bzw. verramscht, wie ich anfangs dachte. Inzwischen bin ich klüger. Es handelt sich um einen Text von sieben Seiten - wer sich vorher für solche Kleinigkeiten interessiert, ist deutlich im Vorteil -, die mir leider auch nichts Neues erzählen. Aber gut. Seien ihm die 2,69 Euronen gegönnt. Om. Amen.
Samstag, 11. Januar 2025
Der Schnee ist geschmolzen
Im Wald ist es matschig. Das weiß ich, weil ich gestern kurz vor Sonnenuntergang noch dort war, um ein bisschen zu zeichnen. Da es nieselte, habe ich mich unter eine Kiefer gestellt. Irgendwann kam ein Pickup mit grellen Lichtern und zwei Männern drin. Sie fuhren an mir vorbei bis zum Ende des Waldweges, drehten, kamen sehr langsam wieder zurück. Das war mir unheimlich. So unheimlich, dass ich ziemlich zackig nach Hause gelaufen bin. Ich habe vermutlich in meinem Leben zu viele Krimis gesehen.
Heute Nacht bzw. heute Morgen las ich, dass auch Emil Cioran von Schlaflosigkeit geplagt war. Einer ziemlich heftigen sogar. Ich bin ihm in dem Buch "Der begehbare Affe" von Oliver Rupper begegnet, den ich in einem Podcast über die Entfremdung des Menschen, seine Entlebendigung, wie Rupper es nennt, entdeckt habe. Der Interviewer ist mir leider ziemlich auf die Nerven gegangen, dafür war mir nach kurzer Recherche und einer längeren Textprobe klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Und vermutlich werde ich auch etwas von dem rumänischen Philosoph Cioran lesen, der mir bisher lediglich dem Namen nach bekannt war. Rupper zitiert ihn u. a. folgendermaßen: "Statt dass der Mensch eine durchstrahlende Wesenheit, ein sonnenhaftes und funkelndes Dasein anstrebt, anstatt für sich selbst zu leben - nicht im Sinne von Selbstsucht, sondern von innerem Wachstum -, ist er zum sündigen und impotenten Knecht von draußen verfallen." Wahre Worte scheint mir, zumal nachts gelesen und wenn ich mir anschließend überlege, wie sehr Erziehung im Elternhaus, in der Schule, Propaganda, Meinungen, Ansichten das Verhalten von uns Menschen beeinflussen. Rupper hält jene, die psychische Symptome haben - Ängste, Depressionen usw. - für gesund. Sie reagieren normal auf eine patriarchal narzisstische Kultur. Diese These vertritt übrigens auch der kanadische Arzt und Suchttherapeut Gabor Matè, dessen Buch "Vom Mythos des Normalen" ich nur ein kleinen Häppchen hören konnte. Und niemals nachts.
Donnerstag, 9. Januar 2025
Große Flocken segeln sanft
Da hatte ich gestern Glück, als ich mit dem Rad nach Neustadt gefahren bin. Kein Schnee. Nur kalt. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, sagte ich gerade der Freundin aus dem Nachbardorf, weil ich doch einige Mühen auf mich nehme, um zu den Dichterinnen zu fahren. Kälte. Das blöde Stück durch den Wald, wo ich weder nach Gehör (ich höre unter der Kapuze nur Rauschen) noch nach Sicht (ich sehe kaum was) fahre. Ich bin immer froh, wenn die erste Laterne aus dem Dunkel auftaucht. Viel besser ist es auf dem Plattenweg auch nicht. Dafür leuchteten gestern Mond, Sterne, Planeten sehr schön.
Vor den Dichterinnen hatte ich ein Treffen mit der jungen Lektorin, die auch zu unserem Club gehört. Eine Art Multitalent. Sie schreibt Bücher, eigene Songs, singt ganz wunderbar, spielt mehrere Instrumente, und sie vernetzt Menschen, was ja auch eine Gabe ist. Ich wünsche mir eine junge Stimme zu meinen Texten, denen ich entweder ein schönes Grab auf meiner Festplatte mache, oder mit denen ich doch noch einmal etwas anstelle.
Als ich heute Nacht nicht schlafen konnte, versuchte ich mich an die englischen Namen zu erinnern, die mir gestern genannt wurden. Was verkauft sich? Mental Health. Und ein paar andere Sachen, an die ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Was verkauft sich nicht? Autobiografisches. Für welche Zielgruppe schreibst du? Gibst du Ratschläge? Welches von deinen Büchern ist für dich das Wichtigste? Um welches kümmern wir uns? Was muss heute alles in einem Exposé stehen? Himmela..undzwirn. Ich schreibe, ohne vorher über diese Dinge nachzudenken.
Die Nacht machte die Probleme größer, mich als Schreiberin kleiner. Bin ich nicht überhaupt zu alt für all die jungen Frauen, die sich mit ganz anderen Themen beschäftigen als ich? Oder sind es letztendlich doch dieselben? Weil mir all diese Überlegungen quer lagen, habe ich mich aufs Beten besonnen. Sprich dir deine Ängste von der Seele. Rede laut. Sei ehrlich und mach dir nichts vor. Guter Hinweis. Ich versuche ja gern, die Wahrheit vor mir selbst zu verbergen. Alles gut oder so ähnlich, ne? (Wie wenig ich das bei anderen leiden kann!) Habe ich mich endlich zur ehrlichen Bestandsaufnahme überredet, kehrt Frieden ein. Dann kann ich auch wieder einschlafen. Nach zwei Stunden Gegenwehr.
Dienstag, 7. Januar 2025
Schon regnet es wieder
Eben noch leuchtete ein sehr heller Himmel zu mir herein. In der Nacht rüttelte der Wind an meinen geschlossenen Fenstern. Ein halber Mond schaukelte am Waldrand zwischen kahlen Ästen. Ab und zu ein Stern. Das Knacken und Ächzen im Haus übertönte die Geräusche der Mäuse, die sich durch Plastikfolie und Pappe nagen, um die Rosinen in den Schlag-Fallen, die mir der Hausmann für die Zeit seiner Abwesenheit überlassen hat, aber einen Bogen machen.
Gestern hatte der Kater eine halbe Stunde in der Nähe einer Falle gesessen. Entweder hatte er eine Maus gewittert, oder er hatte die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der eine auftauchen müsste. Er war an mir vorbei die Treppe hoch geschossen, nachdem ich im Garten bei schönstem Sonnenschein die Haufen der Wühlmaus oder des Maulwurfs glatt geharkt und Frau J. ein bisschen Holz ins Haus getragen hatte. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich gestern mit dem Rad nach Neustadt gefahren. Aber hätte hätte. Zumal ja nichts gegen eine Mitfahrgelegenheit spricht. Entspannt im Auto sitzen, sich fahren lassen. Entspannt einkaufen. Entspannt beim Bäcker warten, bis ich wieder aufgesammelt werde. Om.
Montag, 6. Januar 2025
Sonntag, 5. Januar 2025
Manchmal lebe ich in den Büchern, die ich lese
Ständig passiert es nicht, aber wenn es passiert, dann ist das ein besonderes Geschenk. Ich bin so froh, dass Herr S. mir von diesem Buch erzählt hat, davon, wie es ihn berührte und dass er gar nicht aufhören konnte mit dem Lesen. Als er fertig war, durfte er es mir sogar leihen. Und nun lebe ich mit Emine Sevgi Özdamar in ihrem Roman "Ein von Schatten begrenzter Raum". Ich war mit ihr auf einer türkischen Ägäis-Insel, in Istanbul, in West- und in Ost-Berlin, seit 100 Seiten bin ich mit ihr in Paris.
Mitte der 60er war die damals 18jährige das erste Mal als Gastarbeiterin nach Berlin gekommen, 10 Jahre später ein zweites Mal. In der Zwischenzeit hatte sie in Istanbul die Schauspielschule absolviert und erste Rollen am Theater. Der Militärputsch, der sich gegen Linke, Sozialisten, Intellektuelle richtete - und von dem ich viel zu wenig weiß - hatte sie dazu veranlasst, die Türkei zu verlassen. Sie lebte in West-Berlin in WGs und arbeitete in Ost-Berlin an der Volksbühne mit Benno Besson, dem sie später auch nach Paris folgte. Als Mensch mit türkischem Pass konnte sie ohne Probleme die Grenzen passieren. Eine Wanderin zwischen den Welten, die auf ganz besondere Weise von diesem Leben erzählt. Dazu fällt mir eins meiner Lieblingsgedichte von Rilke ein. ....Lass dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehn....
Während ich lese, wundere ich mich manchmal über mich selbst. Hatte ich doch vor ein paar Tagen am Kamin erst gesagt, jetzt käme nach der ganzen Poesie ein bisschen sozialistischer Realismus, als ich mit dem Vorlesen dran war. Und es stimmt. Ich mag das wirkliche Leben, die realistische Darstellung. Sie muss nicht sozialistisch sein natürlich. Aber das ist nicht in Stein gemeißelt, wie ich mal wieder feststelle, wenn ich den Krähen lausche, die Emine den Weg nach Europa madig machen, wenn ich eben noch in der Ost-Berliner Friedrichstraße, im nächsten Augenblick auf einem Friedhof in Istanbul bin und dort mit Toten spreche. Auch die Wiederholungen stören mich (noch) nicht. Von all den Inspirationen ganz zu schweigen. Ich lese nicht nur, gebe mich nicht nur hin und verschwinde, ich recherchiere auch. Komm. ins Offene, Freund! Dann möchte ich die ganze Elegie von Hölderlin. Und ehe ich mich versehe, lasse ich mir beim Kochen Rüdiger Safranskis Hölderlin-Biografie vorlesen oder lausche dem Gesang von Sofia Vembo. Danke. Vielen Dank.
Freitag, 3. Januar 2025
Schneetreiben
Dicke weiße Flocken. Als die graue Wolkendecke aufreißt, werde ich von gleißendem Licht geblendet. Heute Nacht wurde mir ein gigantischer Sternenhimmel geboten. Mittendrin der dicke Jupiter. Bis zu unserem Abzweig hatte ich Orion vor mir im Blickfeld. Vor lauter Schauen habe ich ihn dann erstmal verpasst. Zwischen Wald und Feldern bin ich sehr langsam gefahren, hier sind mir im Dunkeln schon einige Male Rehe fast vor das Rad gelaufen. Das hätte mir gerade noch gefehlt, mir tut schon ohne Sturz der Rücken weh. Wahrscheinlich hat sich mal wieder ein Wirbel verschoben, die letzten beiden Nächte waren unangenehm.
Ich habe noch einmal nachgerechnet. Es waren gestern tatsächlich sieben Stunden, die ich bei der Freundin im Nachbardorf verbracht habe. In einer kleinen netten Geburtstagsrunde, die ich auch nicht frühzeitig verlassen wollte. Kein Impuls. Ich wollte bleiben. Wollte mit den anderen reden, Erfahrungen austauschen, wollte einen Text zum Thema "2. Januar" schreiben und ihn wie die anderen später auch am Kamin vorlesen, wollte das leckere Essen genießen - selbst angebaut die Tomaten, die Kartoffeln, der Postelein - und ganz besonders habe ich mich auf das gemeinsame Singen gefreut, das unsere jüngste Dichterin mit ihrer beeindruckenden Stimme und dem Klavier so wunderbar begleiten konnte. Am Ende waren sechs Frauen sich einig: Wir wollen regelmäßig einmal im Monat singen. Und wer hat eigentlich als nächstes Geburtstag??? Zu guter Letzt dann dieser Sternenhimmel. Manchmal möchte ich auf die Knie ....
Mittwoch, 1. Januar 2025
Der Wind zerrt an Türen und Fenstern
29 kmh. Gestern hat er die Flammen des Feuers heftig Richtung Deich geblasen. Am Himmel schnelle dunkle Wolken. Auf der Wiese Rosse, Reiterinnen, ein Hund. Endlich tut sich da mal was. Man bekommt hier manchmal doch sehr wenig geboten für das Auge. Im Ofen die Lachs-Frischkäse-Schnecken, die ich gleich zum Neujahrsbrunch bei den Nachbarn mitnehmen werde. Und zack. Schon ist es da, das neue Jahr.
Das alte habe ich sehr gemütlich verabschiedet. Eigentlich - und uneigentlich auch - habe ich das gemacht, was ich sonst auch mache. Mit Freunden telefonieren. Mails schreiben. Lesen. Musik und Podcast hören. Nur habe ich nicht in fremden Büchern, sondern in meinen Tagebüchern von 2024 gelesen. So mache ich das jedes Jahr. Eine Art Jahresrückblick. Um 23 Uhr bin ich mit leckerem weißen Glühwein - mein erster Versuch - ans Feuer gegangen. Es war kalt, windig, meine Vorderseite war warm, die hintere a....kalt. Eine angenehme, ruhige Stunde mit den beiden von nebenan. Wie schon im letzten Jahr flatterten allerdings aufgeregte Gänse über das Gehöft, als es in den Nachbardörfern mit der Knallerei losging. Ach Kinder. Warum seid ihr nicht auf dem Deich geblieben....
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Auf meinem Bildschirm nichts. Keine Webseite. Nur der Hinweis: „Ein Fehler ist aufgetreten.“ Ich kenne doch die Tücken der digitalen Welt. W...
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Dabei habe ich mich gestern so ausführlich über die Keto-Ernährung informiert. Da gibt es nichts Süßes. Jedenfalls nichts, was mit herkömmli...