Dienstag, 7. Januar 2025
Schon regnet es wieder
Eben noch leuchtete ein sehr heller Himmel zu mir herein. In der Nacht rüttelte der Wind an meinen geschlossenen Fenstern. Ein halber Mond schaukelte am Waldrand zwischen kahlen Ästen. Ab und zu ein Stern. Das Knacken und Ächzen im Haus übertönte die Geräusche der Mäuse, die sich durch Plastikfolie und Pappe nagen, um die Rosinen in den Schlag-Fallen, die mir der Hausmann für die Zeit seiner Abwesenheit überlassen hat, aber einen Bogen machen.
Gestern hatte der Kater eine halbe Stunde in der Nähe einer Falle gesessen. Entweder hatte er eine Maus gewittert, oder er hatte die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der eine auftauchen müsste. Er war an mir vorbei die Treppe hoch geschossen, nachdem ich im Garten bei schönstem Sonnenschein die Haufen der Wühlmaus oder des Maulwurfs glatt geharkt und Frau J. ein bisschen Holz ins Haus getragen hatte. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich gestern mit dem Rad nach Neustadt gefahren. Aber hätte hätte. Zumal ja nichts gegen eine Mitfahrgelegenheit spricht. Entspannt im Auto sitzen, sich fahren lassen. Entspannt einkaufen. Entspannt beim Bäcker warten, bis ich wieder aufgesammelt werde. Om.
Montag, 6. Januar 2025
Sonntag, 5. Januar 2025
Manchmal lebe ich in den Büchern, die ich lese
Ständig passiert es nicht, aber wenn es passiert, dann ist das ein besonderes Geschenk. Ich bin so froh, dass Herr S. mir von diesem Buch erzählt hat, davon, wie es ihn berührte und dass er gar nicht aufhören konnte mit dem Lesen. Als er fertig war, durfte er es mir sogar leihen. Und nun lebe ich mit Emine Sevgi Özdamar in ihrem Roman "Ein von Schatten begrenzter Raum". Ich war mit ihr auf einer türkischen Ägäis-Insel, in Istanbul, in West- und in Ost-Berlin, seit 100 Seiten bin ich mit ihr in Paris.
Mitte der 60er war die damals 18jährige das erste Mal als Gastarbeiterin nach Berlin gekommen, 10 Jahre später ein zweites Mal. In der Zwischenzeit hatte sie in Istanbul die Schauspielschule absolviert und erste Rollen am Theater. Der Militärputsch, der sich gegen Linke, Sozialisten, Intellektuelle richtete - und von dem ich viel zu wenig weiß - hatte sie dazu veranlasst, die Türkei zu verlassen. Sie lebte in West-Berlin in WGs und arbeitete in Ost-Berlin an der Volksbühne mit Benno Besson, dem sie später auch nach Paris folgte. Als Mensch mit türkischem Pass konnte sie ohne Probleme die Grenzen passieren. Eine Wanderin zwischen den Welten, die auf ganz besondere Weise von diesem Leben erzählt. Dazu fällt mir eins meiner Lieblingsgedichte von Rilke ein. ....Lass dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehn....
Während ich lese, wundere ich mich manchmal über mich selbst. Hatte ich doch vor ein paar Tagen am Kamin erst gesagt, jetzt käme nach der ganzen Poesie ein bisschen sozialistischer Realismus, als ich mit dem Vorlesen dran war. Und es stimmt. Ich mag das wirkliche Leben, die realistische Darstellung. Sie muss nicht sozialistisch sein natürlich. Aber das ist nicht in Stein gemeißelt, wie ich mal wieder feststelle, wenn ich den Krähen lausche, die Emine den Weg nach Europa madig machen, wenn ich eben noch in der Ost-Berliner Friedrichstraße, im nächsten Augenblick auf einem Friedhof in Istanbul bin und dort mit Toten spreche. Auch die Wiederholungen stören mich (noch) nicht. Von all den Inspirationen ganz zu schweigen. Ich lese nicht nur, gebe mich nicht nur hin und verschwinde, ich recherchiere auch. Komm. ins Offene, Freund! Dann möchte ich die ganze Elegie von Hölderlin. Und ehe ich mich versehe, lasse ich mir beim Kochen Rüdiger Safranskis Hölderlin-Biografie vorlesen oder lausche dem Gesang von Sofia Vembo. Danke. Vielen Dank.
Freitag, 3. Januar 2025
Schneetreiben
Dicke weiße Flocken. Als die graue Wolkendecke aufreißt, werde ich von gleißendem Licht geblendet. Heute Nacht wurde mir ein gigantischer Sternenhimmel geboten. Mittendrin der dicke Jupiter. Bis zu unserem Abzweig hatte ich Orion vor mir im Blickfeld. Vor lauter Schauen habe ich ihn dann erstmal verpasst. Zwischen Wald und Feldern bin ich sehr langsam gefahren, hier sind mir im Dunkeln schon einige Male Rehe fast vor das Rad gelaufen. Das hätte mir gerade noch gefehlt, mir tut schon ohne Sturz der Rücken weh. Wahrscheinlich hat sich mal wieder ein Wirbel verschoben, die letzten beiden Nächte waren unangenehm.
Ich habe noch einmal nachgerechnet. Es waren gestern tatsächlich sieben Stunden, die ich bei der Freundin im Nachbardorf verbracht habe. In einer kleinen netten Geburtstagsrunde, die ich auch nicht frühzeitig verlassen wollte. Kein Impuls. Ich wollte bleiben. Wollte mit den anderen reden, Erfahrungen austauschen, wollte einen Text zum Thema "2. Januar" schreiben und ihn wie die anderen später auch am Kamin vorlesen, wollte das leckere Essen genießen - selbst angebaut die Tomaten, die Kartoffeln, der Postelein - und ganz besonders habe ich mich auf das gemeinsame Singen gefreut, das unsere jüngste Dichterin mit ihrer beeindruckenden Stimme und dem Klavier so wunderbar begleiten konnte. Am Ende waren sechs Frauen sich einig: Wir wollen regelmäßig einmal im Monat singen. Und wer hat eigentlich als nächstes Geburtstag??? Zu guter Letzt dann dieser Sternenhimmel. Manchmal möchte ich auf die Knie ....
Mittwoch, 1. Januar 2025
Der Wind zerrt an Türen und Fenstern
29 kmh. Gestern hat er die Flammen des Feuers heftig Richtung Deich geblasen. Am Himmel schnelle dunkle Wolken. Auf der Wiese Rosse, Reiterinnen, ein Hund. Endlich tut sich da mal was. Man bekommt hier manchmal doch sehr wenig geboten für das Auge. Im Ofen die Lachs-Frischkäse-Schnecken, die ich gleich zum Neujahrsbrunch bei den Nachbarn mitnehmen werde. Und zack. Schon ist es da, das neue Jahr.
Das alte habe ich sehr gemütlich verabschiedet. Eigentlich - und uneigentlich auch - habe ich das gemacht, was ich sonst auch mache. Mit Freunden telefonieren. Mails schreiben. Lesen. Musik und Podcast hören. Nur habe ich nicht in fremden Büchern, sondern in meinen Tagebüchern von 2024 gelesen. So mache ich das jedes Jahr. Eine Art Jahresrückblick. Um 23 Uhr bin ich mit leckerem weißen Glühwein - mein erster Versuch - ans Feuer gegangen. Es war kalt, windig, meine Vorderseite war warm, die hintere a....kalt. Eine angenehme, ruhige Stunde mit den beiden von nebenan. Wie schon im letzten Jahr flatterten allerdings aufgeregte Gänse über das Gehöft, als es in den Nachbardörfern mit der Knallerei losging. Ach Kinder. Warum seid ihr nicht auf dem Deich geblieben....
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Dabei habe ich mich gestern so ausführlich über die Keto-Ernährung informiert. Da gibt es nichts Süßes. Jedenfalls nichts, was mit herkömmli...
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zerrt an den Planen, mit denen das Projekt Bauwagen winterfest gemacht wurde. 24 kmh. Nicht viel, aber kraftvoll genug, um die Gartenstühle ...