Donnerstag, 9. Januar 2025

Große Flocken segeln sanft

Da hatte ich gestern Glück, als ich mit dem Rad nach Neustadt gefahren bin. Kein Schnee. Nur kalt. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, sagte ich gerade der Freundin aus dem Nachbardorf, weil ich doch einige Mühen auf mich nehme, um zu den Dichterinnen zu fahren. Kälte. Das blöde Stück durch den Wald, wo ich weder nach Gehör (ich höre unter der Kapuze nur Rauschen) noch nach Sicht (ich sehe kaum was) fahre. Ich bin immer froh, wenn die erste Laterne aus dem Dunkel auftaucht. Viel besser ist es auf dem Plattenweg auch nicht. Dafür leuchteten gestern Mond, Sterne, Planeten sehr schön.

Vor den Dichterinnen hatte ich ein Treffen mit der jungen Lektorin, die auch zu unserem Club gehört. Eine Art Multitalent. Sie schreibt Bücher, eigene Songs, singt ganz wunderbar, spielt mehrere Instrumente, und sie vernetzt Menschen, was ja auch eine Gabe ist. Ich wünsche mir eine junge Stimme zu meinen Texten, denen ich entweder ein schönes Grab auf meiner Festplatte mache, oder mit denen ich doch noch einmal etwas anstelle.

Als ich heute Nacht nicht schlafen konnte, versuchte ich mich an die englischen Namen zu erinnern, die mir gestern genannt wurden. Was verkauft sich? Mental Health. Und ein paar andere Sachen, an die ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Was verkauft sich nicht? Autobiografisches. Für welche Zielgruppe schreibst du? Gibst du Ratschläge? Welches von deinen Büchern ist für dich das Wichtigste? Um welches kümmern wir uns? Was muss heute alles in einem Exposé stehen? Himmela..undzwirn. Ich schreibe, ohne vorher über diese Dinge nachzudenken.

Die Nacht machte die Probleme größer, mich als Schreiberin kleiner. Bin ich nicht überhaupt zu alt für all die jungen Frauen, die sich mit ganz anderen Themen beschäftigen als ich? Oder sind es letztendlich doch dieselben? Weil mir all diese Überlegungen quer lagen, habe ich mich aufs Beten besonnen. Sprich dir deine Ängste von der Seele. Rede laut. Sei ehrlich und mach dir nichts vor. Guter Hinweis. Ich versuche ja gern, die Wahrheit vor mir selbst zu verbergen. Alles gut oder so ähnlich, ne? (Wie wenig ich das bei anderen leiden kann!) Habe ich mich endlich zur ehrlichen Bestandsaufnahme überredet, kehrt Frieden ein. Dann kann ich auch wieder einschlafen. Nach zwei Stunden Gegenwehr.

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