Mittwoch, 29. Januar 2025

Schlecht geschlafen

Aber das geht schon seit einer Weile so. Seit 25 Jahren, um genau zu sein. Mit Unterbrechungen natürlich. Manchmal schlafe ich auch gut. Aber oft wache ich gegen 2 oder 3 auf, schlafe nicht vor 6 wieder ein. Fühle mich, als würde ich allein im All treiben, ohne Hoffnung, jemals einer bemannten Raumstation zu begegnen. So habe ich das vor 10 Jahren in einem Text beschrieben, so passt das heute immer noch. Manchmal hilft Meditation, manchmal beten. Manchmal werde ich nach 1 Stunde geradezu euphorisch, ich schwebe auf einer Welle von Liebe, bin so glücklich, dass es mir wie ein Wunder erscheint, manchmal passiert nichts dergleichen. Dann lenke ich mich mit Schreiben, Lesen, Podcast hören ab. 

Im Moment lese ich die Autobiografie von Gabriel Garcia Marquez. auf die ich in einem Buch von Sigrid Nunez gestoßen bin. "Nichts was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen." Schreibt Marquez, pflichte ich ihm bei. Ich versuche, ihm durch die Fülle von Orten, Namen, Begebenheiten zu folgen, was mir schwer fällt. Es ist einfach zu viel Material. So hinterlassen die gelesenen Seiten eher einen Klang, eine Farbe, eine Ahnung. Manchmal auch Ärger, wenn ich mir das Ausmaß der Schweinereien der US-amerikanischen United Fruit Company - heute irgendwie niedlich Chiquita Brand International - in den lateinamerikanischen Ländern vorzustellen versuche. Dort, wo sie auftauchen, unterstützen sie Diktatoren, hinterlassen Tote und verbrannte Erde. Echte Kolonialherren eben. 

Ärger ist natürlich gar nicht gut bei Schlaflosigkeit. Dann lese ich schnell wieder über die Familienkonstellationen, die Tanten, Onkel, Geschwister, und davon werde ich dann - dem Universum, der Quelle, Senor Marquez sei Dank, endlich so müde, dass ich doch noch einmal schlafe.

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