Im Wald ist es matschig. Das weiß ich, weil ich gestern kurz vor Sonnenuntergang noch dort war, um ein bisschen zu zeichnen. Da es nieselte, habe ich mich unter eine Kiefer gestellt. Irgendwann kam ein Pickup mit grellen Lichtern und zwei Männern drin. Sie fuhren an mir vorbei bis zum Ende des Waldweges, drehten, kamen sehr langsam wieder zurück. Das war mir unheimlich. So unheimlich, dass ich ziemlich zackig nach Hause gelaufen bin. Ich habe vermutlich in meinem Leben zu viele Krimis gesehen.
Heute Nacht bzw. heute Morgen las ich, dass auch Emil Cioran von Schlaflosigkeit geplagt war. Einer ziemlich heftigen sogar. Ich bin ihm in dem Buch "Der begehbare Affe" von Oliver Rupper begegnet, den ich in einem Podcast über die Entfremdung des Menschen, seine Entlebendigung, wie Rupper es nennt, entdeckt habe. Der Interviewer ist mir leider ziemlich auf die Nerven gegangen, dafür war mir nach kurzer Recherche und einer längeren Textprobe klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Und vermutlich werde ich auch etwas von dem rumänischen Philosoph Cioran lesen, der mir bisher lediglich dem Namen nach bekannt war. Rupper zitiert ihn u. a. folgendermaßen: "Statt dass der Mensch eine durchstrahlende Wesenheit, ein sonnenhaftes und funkelndes Dasein anstrebt, anstatt für sich selbst zu leben - nicht im Sinne von Selbstsucht, sondern von innerem Wachstum -, ist er zum sündigen und impotenten Knecht von draußen verfallen." Wahre Worte scheint mir, zumal nachts gelesen und wenn ich mir anschließend überlege, wie sehr Erziehung im Elternhaus, in der Schule, Propaganda, Meinungen, Ansichten das Verhalten von uns Menschen beeinflussen. Rupper hält jene, die psychische Symptome haben - Ängste, Depressionen usw. - für gesund. Sie reagieren normal auf eine patriarchal narzisstische Kultur. Diese These vertritt übrigens auch der kanadische Arzt und Suchttherapeut Gabor Matè, dessen Buch "Vom Mythos des Normalen" ich nur ein kleinen Häppchen hören konnte. Und niemals nachts.
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