Mittwoch, 25. Dezember 2024

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine kleine Prise Schnee. Aber niente. Nada. Nüscht. Morgen Mittag ist es vorbei. Da wird zwar im Nachbardorf noch einmal kaffeetisiert, später sind wir zu einem nachbarschaftlichen Essen auf unserem Gehöft eingeladen, aber eigentlich hat sich Weihnachten für mich erledigt.

Für manche hat es gar nicht stattgefunden. Gestern dachten wir, sie würden unter uns die Werkstatt abreißen. Aber nein. Da wurde bis spät in die Nacht hinein an der Kräuterküche gearbeitet, in der Frau J. demnächst ihre wunderbaren Salben und Tinkturen herstellen wird.

Trotz der Abrissgeräusche haben wir uns zwei Filme mit Hugh Grant angesehen. Das hatten wir uns als Weihnachtsprogramm auch vorgenommen. Gut essen, trinken, kitschige Filme anschauen. Dabei hätten wir selber eine nette Szene Filmszene geboten. Die alten Leute sitzen auf dem Sofa, vor ihnen auf dem Teewagen der Laptop mit dem kleinen Bildschirm,  die Beine mit den Decken drüber liegen jeweils auf einem Sessel, und obwohl IHM schon fast die Trommelfelle platzen, sagt Sie, sie versteht nur jedes vierte Wort. Du kannst es ruhig lauter machen, Hase. Hase braucht Hörgerät, wenn das so weitergeht.

Dienstag, 24. Dezember 2024

Give Peace A Chance


 

Die Sonne verabschiedet sich eindrucksvoll

Für meine Freunde hänge ich trotzdem noch schnell zwei Knödel raus. Zünde neue Kerzen an. Für die nächsten Tage ist jetzt ein kleiner Vorrat vorhanden. Ich bin immer noch sehr froh darüber, dass der Hausmann, die gute Seele, gestern an meiner Stelle mit zum Einkaufen gefahren ist. Er ist eben der Stoiker von uns beiden. Er kann warten, ohne in die Tischkante zu beißen. Er ärgert sich nicht, regt sich nicht auf. Mag sein, dass er erleuchtet ist. 

Mein Atelier ist frisch gesaugt, das Bad geputzt, Karten und elektronische Post habe ich gelesen. Und dabei ein bisschen geweint, weil mir manches so ans Herz gegangen ist. Geschichten von beruflichen Abschieden, von der dabei zum Ausdruck gebrachten Zuneigung und Wertschätzung. 

Ich habe mir ein festliches Kleid angezogen, was dem Hausmann, mit dem ich vorhin kaffeetisiert habe, nicht mal aufgefallen ist. Is ja alles schwarz, wie soll Mann da was sehen? Jetzt sagt er -  er ist gerade hereingekommen und ich habe ihm erzählt, was ich geschrieben habe - ich möge doch bitte die große, unförmige Strickjacke erwähnen, die das alles verdeckt hat. Nein, er ist definitiv nicht erleuchtet.

Montag, 23. Dezember 2024

Warten auf den Schnee

Hey. Ihr habt ihn mir versprochen. Wenigstens heute. Und was sehe ich? Nieselpiesel. Warum sollte ich da das Bett verlassen? Weil du mit zum Einkaufen fahren wolltest, solltest. Mein Hase. Stimmt. Die Liste habe ich gestern gemeinsam mit dem Hausmann erstellt. Nachdem wir den Text für die Weihnachtsmuffel fertig hatten. Die müssen sehr tapfer sein, die da hinten am Wald. Aber ich glaube nicht, dass ich mich irre, wenn ich darauf tippe, dass wir vor dem frühen Nachmittag nicht losfahren werden. Ich habe also noch etwas Zeit.

Lesezeit. Da fange ich doch gleich das nächste Buch von Sigrid Nunez an. "Die Verletzlichen." Und was lese ich vorangestellt als Motto? Das Leben ist nicht das, was man erlebt hat, sondern woran man sich erinnert, um es zu erzählen. (Gabriel Garcia Marquez, Leben, um davon zu erzählen). Wenn das nicht zu meinen gestrigen Gedanken passt. Und zu den drei Büchern, die ich vorgestern und gestern gelesen habe. Drei schmale Bände gefüllt mit geballtem Leben. Die Kopenhagen-Trilogie der 1917 geborenen Tove Ditlevsen, die sich 1976 umgebracht hat. Das Mädchen, das sich dumm stellte, damit es zumindest gelegentlich seine Ruhe vor der brutalen, herrschsüchtigen Mutter hatte, vor den Nachbarskindern in der ärmlichen Arbeitersiedlung, vor den anderen Mädchen in der Schule. Sie rettete sich in Bücher, in das eigene Schreiben. Obwohl das Schreiben das Wichtigste für sie war, suchte sie auch immer wieder Männer, heiratete, einmal sogar einen Arzt, damit der sie regelmäßig mit Drogen versorgen konnte, denn abhängig war sie auch. Vielleicht war für Frauen dieser Generation kein anderes Leben vorstellbar, der Mann als Versorger war das gängige Modell. Obwohl in einigen Beziehungen eher sie die Versorgerin war. Würde ich Fingernägel kauen, dann hätte ich sie mir in den beiden letzten Tagen abgekaut. Weil ich so in dieses Leben mit seinen seltenen Höhen und regelmäßigen und andauernden Tiefen eingetaucht bin.

Samstag, 21. Dezember 2024

Kaffee mal gefiltert

Vorher die Tasse mit heißem Wasser vorgewärmt. Das Geschirr ist eiskalt. Heute Morgen hatte ich 8 Grad hier drinnen, jetzt sind es 15 schon. Ich habe mir eine Decke über die Beine, den blauen Schal über die Schultern, das Tablet auf den Schoß gelegt. Knödelblick. Nacheinander kommen die Meisen, Spatzen und Kleiber zum Fenster, richten sich für einen Moment auf, schauen zu mir herein. Das Beobachten für mich immer wieder eine Freude.

Das Buch "Was fehlt dir" von Sigrid Nunez habe ich ausgelesen. Von Seite zu Seite habe ich es mehr gemocht. Jetzt spüre ich einen leisen Abschiedsschmerz. Ich habe die Erzählerin auf ihrer letzten Reise mit einer todkranken Freundin begleitet. Ein altes Haus, eine neue Vertrautheit, die jene der frühen Jahre der Freundschaft überlagert. Die kranke Frau will sich umbringen, aber sie möchte einen vertrauten Menschen in der Nähe. Nicht neben sich am Bett, aber neben sich in einem Zimmer.

Der Tod fasziniert mich seit meiner Jugend. Was kein Wunder ist, immerhin hat mir die Möglichkeit des eigenen Sterbens 20 Jahre lang Panikattacken beschert. Seit dem das vorbei ist - seit 30 Jahren - ist es ein eher wissenschaftliches Interesse. Wie gehen Menschen mit dem nahenden Tod um? Was bedauern sie am Ende ihres Lebens? (Wie werde ich eines Tages damit umgehen? Falls ich nicht aus heiterem Himmel abberufen werde, dann hat sich das mit dem "damit umgehen". Würde mir allerdings nicht gefallen.) Worüber ich in diesem Zusammenhang natürlich auch nachdenke: Was bleibt von einem Leben? Wenn man nicht gerade super berühmt oder berüchtigt war, wird man doch sehr schnell vergessen. Vielleicht wird eine der Töchter meiner Freundin in 30 Jahren einmal sagen, ich wäre letztendlich nur  eine harmlose Bäuerin gewesen, aber das war es dann auch schon. Und was bleibt mir selbst von meinem Leben? Erinnerungen. Schöne, weniger schöne, schmerzhafte. Die ich ja festhalte und die ich mir, wie mir gerade einfällt, dank moderner Technik eines Tages sogar selber vorlesen könnte.

Freitag, 20. Dezember 2024

Zeit der langen Schatten

An den Birken vorbei durch den Wald, in dem schlanke Kiefern wie gefallene Mikadostäbe liegen, über die Wiese, unter dem Weidezaun hindurch, rüber zum Deich. Ein paar Kühe schauen interessiert, die meisten fressen einfach weiter. Wind und Kranichrufe. Sie sind also immer noch da. Wollen vielleicht gar nicht fort. Beim Bauern in der großen Pfütze badet eine Wildgans. Zwei andere sehen aus, als würden sie sich die Sache noch überlegen. 

Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mich auf den Weg gemacht. Wieder zu Hause kann ich Kerzen anzünden und mich den letzten Seiten widmen. Ich habe schon zwei Bücher von Sigrid Nunez gelesen, die mir beide sehr gefallen haben. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwierig es ist, wenn man als junge ambitionierte Autorin auf eine Legende trifft, mit dem Sohn dieser Legende eine Beziehung hat, zu dritt in der Wohnung der berühmten Frau lebt (und leidet). Davon wird in "Sempre Susan" erzählt. Allerdings weiß ich gar nicht, ob ich das alles über Susan Sontag wissen möchte. Neben einer gewissen Bewunderung spüre ich da vor allem eine Menge unterschwelligen Groll bei der Autorin. Die Person Sontag wird mir so unsensibel, so unsympathisch, geradezu neurotisch präsentiert, dass ich ein paar Mal überlegt habe, das Buch nicht zu Ende zu lesen. Aber nun ist es getan, und ich habe gerade oder trotzdem Lust, noch einmal etwas von Susan Sontag zu lesen.   

Auf dem Deich an der Alten Jäglitz


 

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Die Nächte sind hell und stürmisch

Um 3, halb 4 werde ich wach, der Wind rüttelt am gekippten Fenster, ich höre das Brausen, das wie eine Riesenwelle aus dem Wald auf mich zukommt, staune über den abnehmenden Mond, der immer noch so kraftvoll ist, dass er mich in meinem Raum alles schemenhaft erkennen lässt. Wenn ich nicht wieder einschlafen kann, lasse ich mir von einer sanften wohltönenden Stimme den Kurs in Wundern vorlesen. Vor 24 Jahren habe ich ihn schon einmal selber gelesen, habe das dicke Buch überall mit hin geschleppt, bis ich irgendwann dachte, ich wäre ihm entwachsen bzw. er hätte mir nichts mehr zu sagen. Jetzt habe ich zufällig herausgefunden, dass er bei Audible in meiner Mitgliedschaft enthalten ist. 57 Stunden Lesung. 45 habe ich noch. Genau der richtige Stoff für helle, erst recht für dunkle Nächte.

 
Tagsüber lese ich Charles Eisenstein oder Sigrid Nunez. Schreibe ein bisschen, bereite Mahlzeiten zu, beobachte die Vögel vor meinem Fenster, oder sitze wie gestern Abend schon wieder mit dem Hausmann am Esstisch und gestalte Karten. Kollagen. Kurze Texte. Das hat durchaus Suchtcharakter. Außerdem ist es gerade in dieser Jahreszeit ungemein gemütlich und verstärkt meine eh vorhandene Tendenz, zu Hause zu bleiben, das Dorf nicht zu verlassen. 

Montag, 16. Dezember 2024

Kleine Irritationen

Die tauchen auf, die verschwinden auch wieder. Weder hat es am Samstag geschneit, als wir nach den schönen Stunden bei der Freundin am bullernden Küchenofen durch den Wald nach Hause gelaufen sind, noch hat mich die Keto-Ernährung nach vorn gebracht bzw. die Kilos auf meinen Hüften schmelzen lassen. Dafür war mir gestern bis zum Abend übel. Vielleicht die Menge an gemahlenen Nüssen, die ich während der letzten vier Wochen - so lange dauerte mein Keto Versuch - zu mir genommen habe. Im Brot. In den Brötchen. In diversen Keksen und Kuchen. Eigentlich mag ich Nüsse gar nicht sooo gern. Aber ich lerne ja immer wieder ein bisschen dazu bzw. versuche nicht mehr so stark, dem Leben meine Vorstellungen aufzudrücken. Wetter. Kilos. Zustände. Innere. Äußere. Es ist, wie es ist.

Wenn mir so übel ist, dann bleibe ich im Bett. Was? Du willst schwarzen Tee? Okay. Kriegst du. Und wenn du noch einmal Keto-Toast riechen musst, dann??? Ist schon gut. Verstanden. Ich lasse mir Geschichten vorlesen. Schicke Liebe in die betroffenen Stellen. Das mit der Liebe mache ich tatsächlich schon länger. Manchmal schicke ich sie sogar in die Körper anderer Menschen, schaden wird es nicht. Schon gestern Abend fühlte ich mich besser. Beinahe beschwingt. Und jetzt betrachte ich ganz gelassen, wie der Kleiber mit ganzen Nüssen verschwindet. Hey. Die sind nicht nur für dich, die sind für alle da!


 

Samstag, 14. Dezember 2024


 

another day in paradise

Timeless tracks 70s 80s 90s. Auch nicht viel schlimmer als die Weihnachtssongs, die wir hören, wenn wir basteln, kochen, kaffeetisieren oder wie heute mal gemeinsam frühstücken, der Hausmann und ich. Wir beide im Weihnachts-Flow. Jedenfalls wenn er da ist. Was ja nicht so oft der Fall ist. Another day in paradise. Die Neuköllner Freundin würde laut "ja" rufen. Die Wühlmaus hat einen besonders großen Haufen vor meinem Fenster aufgetürmt. Hast du fein gemacht, du blöde Nuss. Es ist ziemlich kalt im Paradies. Schneien soll es auch noch. Ich hoffe auf den Abend, wenn wir beglückt von unserem Ausflug zum Basteln ins Nachbardorf durch den dunklen Wald wieder nach Hause laufen. Da könnte dann auch ein Reh zwischen den Tannen auftauchen, falls hier jemand von der Kommando-Zentrale mitliest. Won't you listen to my heart.....

Freitag, 13. Dezember 2024

Dieser Freitag bestätigt seinen schlechten Ruf

Mein Zug fährt mit kleiner Verspätung in Karlstadt ab, aber das macht noch nichts. Ich bin ja extra eine Stunde früher los. Dass ich nicht aus meiner Regenjacke komme, ist ein größeres Problem. Der Reißverschluss ist eingeklemmt, es geht weder vor noch zurück. Ich fange an zu dampfen und versuche, mir die Jacke über den Kopf zu streifen. Vorübergehende Reisende werden meine Verzweiflung wohl mitbekommen, wenn ich noch länger mit dem Kopf in der Jacke stecke, muss ich um Hilfe rufen. Irgendwann habe ich es aber geschafft.

Mein Zug in Würzburg fährt mit 45minütiger Verspätung. Es steht mal wieder irgendwo ein Zug auf einem Gleis. Damit ist klar, dass ich meinen Anschluss in München nicht erreichen werde. Meine Wut gibt mir Kraft, ich kann den Reißverschluss meiner Jacke auseinanderreißen. Der ist hin, aber wenigstens kann ich sie jetzt wieder anziehen. Und das ist dringend angeraten, in München ist es kalt, eisig geradezu, außerdem gießt es in Strömen. Wie gut, dass ich den jungen Mann sehe, der aus dem Zug springt, um mit großen Schritten über den Bahnsteig hin zu seinem Vater oder Großvater zu rennen. Erleichtert und glücklich lächelnd steht er dann an dessen Brust geschmiegt. Wenigstens um das Herz herum ist es mir ein wenig wärmer jetzt. So sieht Liebe aus, denke ich und überlege, ob ich eine solche Szene schon einmal gesehen habe. Es fällt mir nicht ein.

Der nächste Zug nach Salzburg fährt von Gleis 9, da läuft man ewig, es gießt, ein Dach gibt es auch nicht, meine Laune mal wieder unterirdisch. Aber gleich im Zug werde ich wieder mit Liebe konfrontiert. Ein junges Paar, frisch verliebt vielleicht, und die beiden gehen so liebevoll miteinander um, schauen sich so verzückt an, küssen sich, irgendwann liegt er mit dem Oberkörper auf ihrem Schoß, sie streichelt ihn, und ich…ich möchte immer wieder hinschauen. Ihr erinnert mich an Liebe, fällt mir ein. Und dann lege ich mir Joe Bonamassa auf die Ohren und lasse mir bis Salzburg den Blues spielen. Da wartet dann die Freundin auf mich, auch die Kinder sind dabei, morgen können alle ausschlafen, die Zuckerschnecke ist immer noch so entzückend, da wird gleich losgeknuddelt, und auch das ist Liebe.



Donnerstag, 12. Dezember 2024

Trafen einst sich 60 Schwäne

Erst saßen nur 20 auf der Wiese. Zwei Tage später waren es 30, heute habe ich bei 60 aufgehört zu zählen. Die Kraniche verschwammen ein wenig im Grau, aber 20 waren es bestimmt. Ein letzter Zug. Was machen die hier noch? Sollten die nicht längst unterwegs in wärmere Gefilde sein? Gegen wärmere Gefilde hätte ich auch nichts. Jedenfalls wenn es auf dem Rückweg vom Supermarkt in Neustadt nieselt, wenn aus den Wiesen hinter dem Deich Nebel aufsteigt und es mir vorkommt, als hätte ich Beine, Hände und Ohren erfroren. Ich brauche Thermounterwäsche, eine Mütze mit Ohrenklappen. Handschuhe mit Heizung. Aber eigentlich brauche ich nichts. Es ist alles da, alles ist gerade gut, so wie es ist. Daran ändert auch so ein bisschen frieren nichts. 

Blick vom Dosse-Wehr auf die Patent-Papierfabrik in Hohenofen


 

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Dem Morgen eine Kerze

Mit einem ordentlichen Kaffee zurück ins Bett. Einkuscheln. Das Sofa gegenüber leer. Der Hausmann hat seine Sachen gestern Nachmittag zurück in seine Behausung getragen, die Neuköllner Freundin hatte uns schon mittags verlassen. Sie wollte zu Fuß zum Bahnhof. Drei Stunden sind peanuts für sie, für ihren Hund sowieso. Der freut sich. Dass es zurück nach Berlin geht, freut ihn dagegen weniger. Er braucht zwei, drei Tage, um sich wieder an die Stadt zu gewöhnen.

Ich habe mich an die vorweihnachtliche Stimmung gewöhnt. Wie soll ich da nur wieder rauskommen? Der Geruch des Waldes. Das heimliche Rascheln überall. Drinnen Kerzen. Tee. Basteln. Lesen. Schreiben. Weihnachtliche Musik. Filme, die in weißen, eisigen Bergwelten spielen. Dazu würde der "Mord im Orient-Express" mit Kenneth Branagh gut passen. Den kann man doch bestimmt irgendwo leihen....kann man.....

Montag, 9. Dezember 2024

An den Knödeln tummeln sie sich

Kleine Farbpunkte im Grau. Von den doch eher nicht so farbenfreudigen Spatzen einmal abgesehen. Der Hausmann hat die Füße auf die Heizung gelegt und begutachtet seine Werke von gestern. Wir waren im Flow. Das hat am Samstag bei der Freundin im Nachbardorf angefangen, das hat sich gestern Mittag in meinen Gefilden fortgesetzt und dauerte bis in die späten Abendstunden. Die Arbeit haben wir nur unterbrochen für ein Kaffeetisieren bei der Nachbarin mit der Neuköllner Freundin. Die restliche Zeit saßen wir beglückt über alten Zeitschriften, alten Weihnachtskarten, blauem und goldenem Papier, güldenen Sternen. Eine Form der Kreativität, die mich beglückt und inspiriert. Ich fühlte mich mal wieder so lebendig, dass ich für einen Augenblick dachte, ich würde abheben. 

Er könnte schon wieder, hat der Hausmann gerade gesagt. Wenn ich es mir recht überlege, ich könnte auch. Also ran an Papier, Schere, Klebstoff. An den Butterbaum will ich allerdings auch noch. Gestern haben sich dort ein paar Leute zum Eisbaden getroffen. Das hat mich nicht gelockt, den Hausmann eigenartiger Weise auch nicht. Er schwächelt. Einfach nur durch den Wald, die Wiesen zur kleinen Wasserstelle laufen, atmen, schauen, spüren, und dann nach Hause zu Kaffee und Gewürzkuchen. Jepp. 

Samstag, 7. Dezember 2024

Der Specht hüpft am Zweig zum Knödel hinauf

Gerade weil er dabei so ernsthaft aussieht, finde ich ihn sehr komisch. Wenn er sich am Knödel eingerichtet hat, sitzen die anderen Vögel abwartend in einem großen Kreis um ihn herum. Sonst fliegen sie sich gegenseitig weg, sie schubsen, drängeln, beim Specht traut sich das keiner. Ich warte auf den Hausmann, der schon mal sein Equipment vorbeibringen will. Was Mann alles braucht, wenn auswärts geschlafen wird. Wir haben seine Maisonette mal wieder der Neuköllner Freundin offeriert, damit sie mit ihrem entzückenden Hund zu uns ins Paradies kommen kann, wie sie es nennt. 

Paradies. Da ist was dran. Obwohl es heute eher trübe ist, sogar von Regen wird gesprochen. Egal. Mich versetzt der Dezember immer in eine besondere Stimmung. Eine zum Abheben vor lauter Fühlen, Spüren. Das Rauschen im Wald, der würzige Geruch, das Licht. Der Duft, der aus dem Backofen kommt. Ich habe einen Keto-Quark-Kuchen für unser Treffen im Nachbardorf gebacken. Gestern einen veganen Gewürzkuchen für morgen. Unsere Freundin ist Veganerin. Als Kuchen leider nicht erkennbar, er krümelt, aber als Dessert mit Beeren und Kokossahne sehr, sehr köstlich. 

Backen. Lesen. Schreiben. Bedächtig atmen. Schauen. In Kyritz die Lesung einer meiner jungen Dichterinnen besuchen, anschließend mit den anderen Gästen zusammen texten, malen, quatschen, was kann es besseres geben in der Vorweihnachtszeit? Ein Nachmittag mit Liedern fehlt noch. Den gibt es am 3. Advent in der Kirche in Kyritz. Da darf mitgesungen werden, und so meine Stimme mich lässt, werde ich das tun.  

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Dieses Strahlen draußen

macht gute Laune. Frisch gewaschene Wäsche hängt im Garten in der Sonne. Im Ofen eine neue Portion Amaretti morbidi. Wenn wir uns am Samstag zum Designen von Weihnachtskarten treffen, werde ich Kekse mitnehmen. Morgen werde ich mich den Zimtsternen widmen, falls ich irgendwo eine Ausstechform schnorren kann. Für Shortbread fehlen mir gehackte Nüsse. Die hätte ich gestern in Berlin besorgen können, hätten die zwei Stunden im Restaurant mir nicht schon gereicht. Das Treffen mit der Freundin aus Unterfranken sehr anregend und angenehm, aber das ganze Drumherum. Die Hässlichkeit, die einem am Hauptbahnhof geradezu entgegenbrüllt. Die Lautstärke im Restaurant. Das kalte Ambiente. Von den 10 Euro für ein Glas Wein mal ganz zu schweigen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder heim. Auch wenn ich nicht gern im Dunkeln fahre, das Stück durch das Wäldchen mir nicht sooo angenehm ist, ich bin immer wieder froh, wenn ich in meiner Einsiedelei angekommen bin. Die so einsiedlerisch ja gar nicht ist, wie man weiß. Erst recht nicht, wenn in der Dunkelheit ein Licht leuchtet. Wenn der Hausmann in seiner Maisonette am Schreibtisch sitzt. Dann bin ich zu Hause.

Montag, 2. Dezember 2024

Grau und trübe

Kein Vergleich zu gestern. Was für ein strahlender Tag. Als hätte ihn jemand extra für den 1. Advent entworfen. Sonnig und frostig. Ich bin am Vormittag in den Wald, um ein paar Dinge für die adventliche Stimmung, die ich ja sehr liebe, zu besorgen. Totholz. Tanne. Moos. Rote und weiße Beeren. Habe ein Pferd erschreckt. Keine Rehe. Die laufen mir nur im Dunkeln vor das Rad. Der Hausmann hat mir das Holz dann zusammengebunden, getackert und mit Nägeln für die Stumpenkerzen versehen. Dazu gibt es einen kleinen Korb mit Tanne. Kein Kranz also, aber das Ensemble schlicht und meinen Augen wohlgefällig. Abends dann wieder Frost. Ein grandioser Sternenhimmel. Als ich vorgestern aus dem Nachbardorf gekommen bin, fand ich den Hausmann auf dem Weg vor unserem Garten mit Stirnlampe und Sternenbuch. Er kennt also doch nicht alle Sterne. So viele gab es auch lange nicht zu sehen. Sommerdreieck. Kassiopeia. Großer Wagen. Die Plejaden. Pegasus. Die Milchstraße. Da werde ich ganz andächtig. Und ehe ich ein zweites Mal blinzeln konnte, war auch noch eine Schnuppe verglüht. Danke!

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine...