Freitag, 20. Dezember 2024

Zeit der langen Schatten

An den Birken vorbei durch den Wald, in dem schlanke Kiefern wie gefallene Mikadostäbe liegen, über die Wiese, unter dem Weidezaun hindurch, rüber zum Deich. Ein paar Kühe schauen interessiert, die meisten fressen einfach weiter. Wind und Kranichrufe. Sie sind also immer noch da. Wollen vielleicht gar nicht fort. Beim Bauern in der großen Pfütze badet eine Wildgans. Zwei andere sehen aus, als würden sie sich die Sache noch überlegen. 

Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mich auf den Weg gemacht. Wieder zu Hause kann ich Kerzen anzünden und mich den letzten Seiten widmen. Ich habe schon zwei Bücher von Sigrid Nunez gelesen, die mir beide sehr gefallen haben. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwierig es ist, wenn man als junge ambitionierte Autorin auf eine Legende trifft, mit dem Sohn dieser Legende eine Beziehung hat, zu dritt in der Wohnung der berühmten Frau lebt (und leidet). Davon wird in "Sempre Susan" erzählt. Allerdings weiß ich gar nicht, ob ich das alles über Susan Sontag wissen möchte. Neben einer gewissen Bewunderung spüre ich da vor allem eine Menge unterschwelligen Groll bei der Autorin. Die Person Sontag wird mir so unsensibel, so unsympathisch, geradezu neurotisch präsentiert, dass ich ein paar Mal überlegt habe, das Buch nicht zu Ende zu lesen. Aber nun ist es getan, und ich habe gerade oder trotzdem Lust, noch einmal etwas von Susan Sontag zu lesen.   

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Die Kühe sind umgezogen

Sie sind auf einer anderen Weide. Nicht weit von mir, aber ich vermisse ihre lebendige Gegenwart vor meinem Fenster. Vermisse das Herumtolle...