9 Grad sind es drinnen. Da dauert es eine Weile, bis es warm ist. Noch schlafe ich bei offenem Fenster, aber wenn das so weitergeht, werde ich es sein lassen. Mit heißem Kaffee und mehreren Schichten über dem Nachthemd gehe ich zurück ins Bett. Frost auf der Wiese, auf dem Sanddornbusch. Mit der Helligkeit draußen kommt auch ein wenig Helligkeit in mein Inneres. Die Meisen schubsen sich schon wieder gegenseitig von den Knödeln weg. Andere schauen neugierig zu mir herein.
Gestern habe ich nach längerer Recherche für die große Tochter meiner Salzburger Freundin ein Buch bestellt. Keeping a Nature Journal von Clare Walker Leslie. Das junge Mädchen ist begabt in vielen Dingen, ich hatte mich an den gezeichneten Kleiber erinnert, den ich einmal von ihr bekommen habe. Die Idee, ein Naturtagebuch zu führen hat zumindest mich sofort angesprochen. Das könnte mein Projekt für das neue Jahr werden. In der Natur zeichnen, sammeln, pressen. Ich habe das sporadisch gemacht bisher, habe sogar schon einige Stunden bei einer Pflanze gesessen, sie gezeichnet, aber ich war nie zufrieden mit meiner Leistung. Spaß hat es trotzdem gemacht.
Gleich fällt mir Lars Eidinger ein, den ich gestern in einem Beitrag auf Youtube gesehen habe. Andreas Dresen hatte ihn für ein Gespräch an die Hochschule für Musik und Theater in Rostock eingeladen. Zwei überaus interessante Stunden werden einem da geboten. Lars Eidinger sagte u. a., man würde den ganzen Aufwand, den man betreibt, wenn man Kunst macht (oder sich an einem Naturtagebuch versucht) doch nur auf sich nehmen, "..um eine Ahnung davon zu kriegen, was Präsenz ist oder was es bedeutet, was es heißt, zu sein." D'accord.
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