Samstag, 30. November 2024

Frost


 

Shopping finden manche Menschen so attraktiv,

sie geben es als Hobby an. Männer eher seltener allerdings. Ist vielleicht so ein Frauendingens. Noch aus der Zeit, als wir loszogen, um Essbares zu sammeln. Auch ich habe gestern meine Höhle verlassen, um Dinge zu besorgen, die es hier weder im Bioladen noch im Supermarkt gibt. Leider gleicht für mich ein Einkauf sagen wir mal in den Spandau-Arkaden eher einem Aufenthalt in der Vorhölle. Nach zwei Stunden ich fix und. Und dabei hatte ich nicht einmal alles, was in der Keto Küche zum Backen unerlässlich ist. Trotzdem habe ich gestern Abend mein erstes Keto-Brot gebacken. Mit verschiedenen Nüssen, Eiern und Leinmehl. Gar nicht übel. Nicht zum Schwärmen in höchsten Tönen, aber besser als jedes fertige Eiweißbrot. 

Beim Kochen, Backen, Zeichnen höre ich Musik, ich lasse mir aber auch gern etwas vorlesen. Aktuell ist das Buch von Per-Anhalter-durch-die-Galaxis-Douglas-Adams "Die letzten ihrer Art" mein absoluter Favorit. Eigentlich als Hörfunkserie für die BBC konzipiert, ist es erst im Anschluss entstanden. Adams hatte zwischen 1985 und 1989 zusammen mit dem Fotografen und Zoologen Mark Carvadine mehrere Reisen unternommen, um nachTieren zu suchen, die vom Aussterben bedroht sind. Mark, der von allem eine Ahnung hatte, und Douglas, dessen Aufgabe darin bestand, "ein ungemein unwissender Nicht-Zoologe zu sein, für den alles wie aus heiterem Himmel zu kommen hatte." So sollte er schreiben, das war die Aufgabe, die wie für ihn gemacht war, wie ich beim Hören finde. Denn ich bin bei dem Denkprozessen, den Überlegungen, den visuellen Eindrücken dabei, fast ist es so, als würde ich selber sehen, selber denken und reflektieren. Auf einige Szenen hätte ich allerdings gut verzichten können. Die Konobo-Warane würden mir nicht ans Herz wachsen. Dabei tun sie ja nur, was sie tun müssen, was in ihnen angelegt ist. Bzw. tun sie das, was Menschen für sie arrangieren. Überhaupt die Menschen. Wenn man sich überlegt, dass ein Wilderer in Afrika eines der letzten Weißen Nashörner tötete, weil man ihm - damals - 15 Dollar bezahlte, damit irgendwo ein reicher Schnösel für wiederum Tausende Dollar einen Dolch mit einem Griff aus Horn vom Nashorn erwerben konnte. Zum Angeben. Schön war es bei den Berggorillas in Zaire. Mir ist fast das Herz stehengeblieben. Vor Freude. Und jetzt werde ich schauen, ob die neuen Erdnusscreme-Kekse, die ich mit ins Nachbardorf ans Feuer nehmen möchte, auch irgendetwas in mir bewegen.

   

Donnerstag, 28. November 2024

Der Wind zerrte an den Planen,

mit denen der Bauwagen im Winter vor Regen und Schnee geschützt wird. Immer wenn ich heute Nacht wach war, habe ich das Klappern zusammen mit den Geräuschen aus dem Fallrohr gehört. Regen und Wind. Das geht heute von kleinen Unterbrechungen abgesehen immer so weiter. Sogar schwere Windwarnungen hat der Wetterdienst für unsere Gegend ausgesprochen. Gut, dass ich gestern noch zum Bioladen gefahren bin. Anschließend konnte ich sogar im schönsten Sonnenschein draußen kaffeetisieren. Bevor ich den Rasenmäher kreuz und quer über die Wiese gezerrt habe. Allein am Muster erkennt man, wer da ungeduldig zu Gange war. Das letzte Mal in diesem Jahr. Und wenn Wühlmäuse und Maulwurf so weiter machen, dann gibt es irgendwann keine Wiese mehr. Dann wurde alles einmal umgegraben.

Dienstag, 26. November 2024

In meinem Kopf ein leichtes Schwappen

In meinem Magen auch. Das letzte Glas Wodka hätte nicht sein müssen. Aber es war so nett, mit dem Hausmann auf seine Rückkehr anzustoßen, zu plaudern, mir von den letzten zwei Wochen erzählen zu lassen, selber zu erzählen, Musik zu hören - und dann ist Wodka auch noch ketogen! Wenn ich ein bisschen aufgekratzt bin, werde ich manchmal unvernünftig, denke nicht an den nächsten Tag, auch nicht daran, wie gut mir die Zeit ohne Alkohol bekommen ist. Aber gerade jetzt in diesem Moment fällt mir meine Lieblingsmystikerin Sabine Bobert ein. Ich gestatte mir, auch unvernünftig zu sein. Die Meisen sind auch unvernünftig, wenn sie sich gegenseitig von den Knödeln schubsen. Zwei Spatzen sonnen sich, während ein dritter die Reste aus dem Knödelnetz pickt. Es sieht nicht nur aus wie Frühling, es riecht auch so. Das perfekte Wetter für einen kleinen Arbeitseinsatz im Garten. Wenn sich das mit dem Schwappen erledigt hat.

Sonntag, 24. November 2024

Sonnig und heiter

Da könnte ich noch einmal zum Butterbaum laufen. Ein Handtuch mitnehmen. Ich glaube zwar nicht, dass ich wirklich ins Wasser gehen würde, aber ich überrasche mich gelegentlich selbst. Nachdem ich gestern erfolglos versucht habe, doch einmal ein Karree zu laufen - die Wiesen sind an vielen Stellen gesichert, ich sage nur Pferde, Kühe - war mir doch sehr warm. Aber ohne Handtuch in die nassen Klamotten, bei den 4 Grad, die wir gestern nur hatten, nö. Doch erst müssen die Keto Kekse fertig sein. Haselnuss-Kokos-Makronen diesmal. Die Amaretti waren sehr lecker, ein wenig süß vielleicht, diesmal habe ich weniger Erythrit genommen. 

Bei den Vorbereitungen habe ich mir weiter von Joachim Meyerhoff aus seinem neuen Buch "Man kann auch in die Höhe fallen" vorlesen lassen. Beim Frühstück habe ich mich vor Lachen verschluckt. Er kann es eben. Er kann mir eine Situation schildern, die ich dann selber so sehe, fühle, spüre, dass sich mir wie ihm im Auto seiner Mutter der Magen umdreht. Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren in der S-Bahn so gelacht habe - damals habe ich das Buch über die Zeit seiner Schauspielausbildung in München gelesen, als er bei seinen Großeltern gewohnt hat - dass Fremde von mir wissen wollten, was genau ich da lese. Er schreibt immer noch komisch, aber inzwischen habe ich den Eindruck, dass er es zu sehr darauf anlegt, mich unbedingt zum Lachen zu bringen. Auch wenn es ihm gelingt..manchmal ist weniger ja auch mehr. Meine Meinung.


Freitag, 22. November 2024

Ein Klappern hat mich geweckt

Es kam nicht von draußen. Da sah es ganz schön aus übrigens. Reste von Schnee auf der Wiese. Das Klappern kam von der Maus mit dem braunen Streifen auf dem Rücken, die in meine Lebendfalle getappt war. Sie wollte wieder raus. Konnte ich verstehen. Mein Liebes. Du musst noch ein bisschen da drinnen bleiben. Ich erst Kaffee. Kaffee und das Übliche. Schreiben. Lesen. Darauf warten, dass es in dem  großen Raum etwas wärmer wird als die 10 Grad, die mir morgens angezeigt werden. Zwei Stunden später habe ich die Falle mit der Maus in den Wald getragen. Und tschüss. Da ich gesehen wurde, hat Frau J. mich gleich zu einem Kaffee eingeladen. Ehe ich mich versah, war es 12. Und ich hatte noch nicht gefrühstückt. Wenn das kein Lotterleben ist.

Beim Essen höre ich manchmal Podcasts, manchmal schau ich auch ein kleines Video. Heute mal aus der Reihe Twist bei Arte. Das Thema hat mich angesprochen. Late Bloomer. Hört sich viel schöner an als Spätzünder. Es geht in dem Film um Menschen, die erst spät ihre Leidenschaft entdeckt und ausgelebt haben. Die britische Autorin Jane Campbell hat mit 75 ihre erste Kurzgeschichte veröffentlicht, 2024 erschien ihr Romandebüt. Zwei Sätze von ihr aus diesem Beitrag habe ich mir aufgeschrieben. Jeder Mensch, der versucht, wahrhaftig zu sein, ist eine liebenswerte Person. Und dann noch den. Mit 80 ist man innerlich nicht viel anders als mit 40 Jahren. Von mir aus gesprochen bin ich mit 69 auch nicht viel anders als mit 40. Ich sehe anders aus, vielleicht habe ich auch das eine oder andere gelernt, aber in mir ist etwas, das alterslos ist. Schrieb ich erst gestern jemandem. Erstaunt bin ich immer wieder, wenn das Äußere nicht so recht mit dem Inneren korrespondiert. Am frühen Morgen z. B. 

In die Freiheit entlassen


 

Donnerstag, 21. November 2024

Wach um 8

Fühle mich aufgeräumt und heiter. Das kommt nicht alle Tage vor. Manchmal fühlt sich mein Leben beim Aufwachen so sinnlos an, dann braucht es eine Weile, bis ich mich sortiert habe bzw. bis ich aufgehört habe, mich gegen die vorhandenen Gefühle zur Wehr zu setzen. Der gute alte Perls. Du überwindest nie etwas, in dem du ihm widerstehst. Geh noch tiefer hinein. Die Nacht war gut, ich habe mal wieder durchgeschlafen. An den Knödeln ist einiges los. Was für eine Betriebsamkeit am frühen Morgen. Das könnte ich bei Menschen in meiner Nähe nur schwer ertragen. Da verstehe ich den Mann, der seiner Frau sagt - nicht gerade tirilierend - er müsse erst einmal zu sich kommen. Sie hat schon jede Menge Pläne und Ideen, eine To-do-Liste. Gestern Abend habe ich mir die 2. Staffel der NDR-Serie "Die Paartherapie" angeschaut. Echte Paare. Echtes Leben. Ein echt schnuckliger Therapeut. Darf man wahrscheinlich nicht schreiben. Ist wahrscheinlich sexistisch. Ist mir egal. 

Als ich später im Bette lag, habe ich darüber nachgedacht, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich in der Vergangenheit das eine oder andere Mal mit dem Mann an meiner Seite zur Paar-Therapie gegangen wäre. Wer weiß, wo und mit wem ich jetzt wäre. Aber hätte hätte nützt ja nichts. Ich bin hier im Outback, alleine, beobachte Vögel, lese, schreibe, höre Musik, tanze ein bisschen, lasse mich zum Einkaufen mitnehmen, verbrenne mir beim Backen überaus leckerer weicher Amaretti die Pfoten. So sieht es aus.

Keto Amaretti morbidi


 

Dienstag, 19. November 2024

Erst Schneetreiben

Dann Regen. Einige Meisen knabbern an den Resten der Knödel, andere klopfen gegen die Fenster. Hallo? Jemand zu Hause? Eigentlich wollte ich zum Supermarkt. Aber nicht bei diesem Wetter. Dann muss ich mich nebenan beim Hausmann bedienen. Die Erlaubnis wurde erteilt. Es gibt Sahne, Schmand, Erdnussmus. Mit ein wenig Kakao und Schugga könnte ich daraus ein Keto-Dessert machen. Bevor ich wieder gehe, schaue ich noch schnell nach der Mausefalle unter der Spüle. Die Maus darin ist doch sehr tot. Sehr. Haben andere daran genagt? Mein Magen dreht sich kurz um. Ich weiß, warum ich Lebendfallen habe. Allerdings werden die von meinen Mäusen ignoriert. Obwohl ich Leckereien biete. Schoki. Speck. Was stelle ich jetzt mit meinem Fund an? Soll ich die Falle samt Maus in die Pampa? Warte ich, bis der Hausmann wieder da ist? Frage den Nachbarn? Erstmal ein Kaffee.....     

Montag, 18. November 2024


 

Der Wind

zerrt an den Planen, mit denen das Projekt Bauwagen winterfest gemacht wurde. 24 kmh. Nicht viel, aber kraftvoll genug, um die Gartenstühle auf den Kopf zu stellen. Graue Wolken ziehen am Himmel vorbei, nur ab und zu ein blauer Fleck. Eben war Herr Specht da. Dann zittert der Zweig, an dem er rauf zum Knödel klettert. Eigentlich wollte ich nach Neustadt fahren, ich brauche Zimtstangen, aber das muss bis morgen warten. Bzw. die eingelegten Feigen müssen. Der Sirup, in dem sie liegen, soll mit einer Zimtstange noch einmal aufgekocht werden, bis er schäumt heißt es, und dann kann ich die eingelegten Feigen in Gläser füllen. Probieren werde ich nicht. Ich sage nur Keto.

Es spricht einiges für diese Art der Ernährung. In meinem Fall neben untypischen Asthma-Problemen die unerwünschten Kilos auf Hüften und Bauch, die ich leider, leider nicht "einfach so" verliere. Einfach so wäre mir natürlich lieber. Zur Askese bin ich nicht geboren. Aber natürlich gibt es auch Keto Desserts, Keto Kuchen, Keto Brot, Keto Pasta. Habe also einiges vor in den nächsten Tagen. Kann man nämlich alles selber machen. Angefangen habe ich mit einem leckeren Brotaufstrich, den ich allerdings wie ein Dessert pur aus dem Glas löffle. Gemahlene Mandeln. Butter. Kakao und Schugga, eine der vielen Zuckeralternativen. Sehr, sehr lecker. Das Problem mit jeder Art von Diät - oder gesünderer Lebensweise - ist ja, das es sofort wieder bergauf geht mit all den Problemen, die man losgeworden ist, wenn man zum normalen Lebensstil zurückkehrt. Aber noch bin ich mit dem Anfang beschäftigt. Nicht mit dem Ende. Om.

Samstag, 16. November 2024

Ein Kleiber

sitzt sinnend auf dem Knödel. Das beobachte ich häufiger. Ich nenne es die "Knödelmeditation". Setzt euch Kinder. Kommt zur Ruhe. Atmet ein. Atmet aus. Ich möchte ihn knuddeln. Er sitzt so lange, wie Glory Box von Portishead läuft. Ob er mithört? Ebenso bezaubert ist wie ich? Beim Stöbern habe ich gestern Abend diesen alten Song wiederentdeckt. Ich höre Songs dann ja gerne in einer Art Dauerschleife. Leider stört ein Anruf meine Idylle. Frau J. möchte wissen, ob ich mit dem Nachbarn zusammen den Kühlschrank aus dem Auto? Der Kühlschrank ist für den Hausmann, aber der ist ja wie so oft nicht da. Ich gebe zu bedenken, dass ich noch im Bett sitze. Was? Aber es ist halb elf! Sie hat es gerade nötig, sich zu mokieren. Springe trotzdem in meine Gewänder. Der Nachbar steht schon am Auto. Die Klappe vom Kofferraum bekommt auch er nicht auf. Wir müssen das Ding durch die Seitentür. Schwierig, aber irgendwie haben sie es ja auch reinbekommen. Unverhoffte Hilfestellung gibt eine Spaziergängerin aus dem Nachbardorf. Sie packt innen mit an, während ich mit dem Nachbarn zusammen das schwere Teil so weit hochhebe, dass es dann irgendwie passt. Dann trage ich mit ihm das Ding dem Hausmann in die Küche. Und gehe natürlich nicht noch einmal zurück ins Bett.


Freitag, 15. November 2024


 

Der Morgen trüb

Es dauert eine Weile, bis es hell ist. Außen und innen. Aufgewacht mit einem mulmigen Gefühl. Unruhe. Konfusion. Schlechte Nachrichten haben einen schlechten Einfluss auf mein System. Einige Menschen haben es gerade schwer. Die eine trauert um eine weitere Fehlgeburt. Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Bei einer anderen ist der Partner verschwunden. Hin zu neuen Ufern bzw. zu einer neuen Frau. Das kenne ich natürlich, da weiß ich, dass man später manchmal froh ist und den Sinn dahinter erkennt. Dann wünscht man ihm von Herzen alles Gute. Aber eh man so weit ist...                                                       Von der allgemeinen Weltlage mal ganz zu schweigen. Auch wenn ich auf Leid-Medien verzichte, bekomme ich ja mit, was Menschen weltweit widerfährt. Allerdings habe ich auf dieses Geschehen kaum einen Einfluss. Vielleicht wäre das anders, würde ich mich irgendwo anketten (oder ankleben). Stoppt sofort sämtliche Waffenlieferungen. Am besten hört Ihr überhaupt auf, Waffen zu produzieren, erlaubt auch Euren Freunden nicht, Waffen auf unserem Land zu stationieren. Aber ich kette, klebe mich nirgendwo an. Ich atme und suche den Raum in mir, in dem es friedlich ist. Wie schwer mir das manchmal fällt.

Mittwoch, 13. November 2024

Neuer Tag, neuer Kuchen

Dabei habe ich mich gestern so ausführlich über die Keto-Ernährung informiert. Da gibt es nichts Süßes. Jedenfalls nichts, was mit herkömmlichen Zucker zubereitet wurde. Aber ich habe noch gar nicht entschieden, ob ich das tatsächlich mache. Vielleicht geschieht ein Wunder. Vielleicht nehme ich einfach so ein paar Kilos ab. Heute allerdings nicht, da muss ja der Kuchen gegessen werden, den ich für den Ausflug ins Nachbardorf noch schnell backe.

Die Meisen finden, ich könnte einen neuen Knödel raushängen. Verfressene Bande. Auch der Kater findet, ich könnte ihm etwas zu fressen geben. Immerhin habe ich das gestern und vorgestern getan. Warum denn heute nicht? Weil deine Dosenöffnerin wieder da ist, du Schnösel. Dann legt er sich eben in mein Bett. Ich will ja keine Stereotypen bedienen, aber ist das nicht so ein Männerding?

Montag, 11. November 2024

Kaum hängt ein Knödel

im leeren Feigenbaum, schon kloppen sich die Meisen. Kinder. Vertragt euch. Die Ausbeute deutlich geringer als im letzten Jahr. Da hatten Frau J. und ich eine Stiege, eine große Schüssel und einen Korb voll grüner Feigen. Heute habe ich mit dem Hausmann gerade mal einen halben Korb voll geerntet. Ich habe alles gepflückt, was ich von meinem Fenster aus und unten ohne Leiter erreichen konnte. Letztes Jahr wackelte ich doch ganz schön auf dem Ding herum, das mag ich nicht. Heute ist also er auf die Leiter gestiegen, während ich sie mit einer Hand festgehalten und mit der anderen eine Pappschachtel für die Früchte in seine Richtung gehalten habe. Herumgealbert wurde natürlich auch. Wir haben uns vorgestellt, wie die Leiter sanft zur Seite kippt, wie er mit ihr zusammen auf mich drauf fällt. Ist ja noch mal gut gegangen, würde er sagen. Nach einer Weile dann. Hase? Ich musste lachen. Hase platt.

Samstag, 9. November 2024

In der Alten Jäglitz

spiegelt sich der halbe Mond. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass ich die rosa Sonne hinter dem Wald verschwinden sah. Gleich hinter Neustadt war das, wo ich etwas spät einkaufen war. Ich brauchte Kaffee, Kerzen und noch ein paar Dinge für das herbstliche Ofengemüse, das ich für den Hausmann und mich zubereite. Er arbeitet mal wieder in Berlin, da gibt es nichts zu essen, dann freut er sich, wenn er hier bei mir am Abend etwas bekommt. Hat er für mich in der Vergangenheit auch schon oft gemacht. Man könnte sagen, wir kümmern uns ein wenig umeinander. Ihm würde es auch als erstes auffallen, würde ich hier tot im Bette liegen. Wir hören uns. Angeblich trampele ich meine Treppe herunter. Was natürlich böse Nachrede ist.

Als ich mit dem Bioabfall zum Kompost gehe, brauche ich schon die Taschenlampe. Wie drei Grazien tauchen die großen Nachtkerzen vor mir auf. Die Haufen der Wühlmaus werden immer größer. Ist das wirklich nur ein Tier? Vielleicht sind auch mehrere am Werk und es geht darum, wer den größten Haufen machen kann. Woher kommt mir das nur so bekannt vor?


 

Donnerstag, 7. November 2024

Nach längerer Zeit

fahre ich mal wieder nach Kyritz zu den Dichterinnen. Im Sommer haben wir uns manchmal in der Kirche getroffen, danach war ich unterwegs, dann krank, dann waren Herbstferien, jetzt aber. Trotz der Wollhandschuhe habe ich nach 35 Minuten auf dem Rad Eisfinger. Im Zug ist es angenehm warm.

Wir sind nur zu dritt, schreiben nach Vorgabe eine Kurzgeschichte, lesen uns das Ergebnis vor. Erzählen von aktuellen, vergangenen oder zukünftigen Schreibprojekten. Ich bin gespannt auf das Buch, an dem unsere Leiterin arbeitet. Der kleine Text, den sie uns vorgelesen hat, katapultiert mich in eine andere Realität. Erinnert mich an Bilder von Leonora Carrington. Inspiriert mache ich mich auf den Heimweg. Erledige am Bahnhof noch schnell den Einkauf für die nächsten Tage. Und dann ab aufs Rad. Feinster Nieselregen genügt, um meine Brille für den Rest der Fahrt beschlagen zu lassen. Außerdem ist es so dunkel, mein Vorderlicht beleuchtet die Wege nur spärlich, I am not amused, wie die Lateinerin sagt. Auf unserem Dorfweg fahre ich besonders vorsichtig. Dabei deklamiere ich Rilke. Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Ich hoffe, dass ich rechtzeitig gehört werde. Vor ein paar Tagen erst hätte ich fast den Nachbarn über den Haufen gefahren. Bei uns ist es dann ganz dunkel. Ich schleppe die schweren Packtaschen leise schimpfend im Licht meiner Taschenlampe zur Tür. Was zum Teufel soll das? Keine antwortet. Typisch.

 

Dienstag, 5. November 2024

Herr und Frau Amsel

Blau- und Kohlmeisen, Singdrossel, Rotkehlchen und Kleiber, sie bedienen sich alle an den sauren Früchtchen. Bald ist der Sanddornstrauch abgeerntet. Während ich das Treiben durch das Fenster beobachte, fährt unten das Postauto vorbei. Auf dem Rückweg hupt sie. Ein Päckchen. Ich habe nichts bestellt. Für mich? Sie nickt. Muss ich runterkommen, etwas unterschreiben? Nö. Sie legt das Päckchen auf einen Zaunpfosten. Da laufe ich doch mal hurtig die Treppe hinunter. Nach anderthalb Jahren kann ich das neuerdings ganz fix.

Der Taxifahrer hat mir noch nie ein Päckchen geschickt. Ich bin gerührt. Offensichtlich hat er Cantuccini gebacken, eine große Packung Cardamon Tea gibt es dazu. Allerdings fehlt mir für die Cantuccini das nötige Gebiss bzw. fürchte ich um meine Teilprothese. Als ich ihn anrufe, um mich zu bedanken, erfahre ich das Geheimnis. Dafür ist also der Tee da, man muss die Teile stippen. Stimmt. Dann kann auch ich sie essen. Lecker.

Sonntag, 3. November 2024

Heute Morgen

war die Wiese mit Reif überzogen. - 1 Grad. Mittags konnte man schon draußen in der Sonne sitzen. Ich kriege manchmal einen Rappel. Dann brauche ich Wind um die Ohren. Den weiten Himmel über der stillen Landschaft, die so still ja gar nicht ist. Immer quatschen irgendwo Wildgänse, klopft ein Specht, rufen sich die Kraniche gegenseitig etwas zu. An der Dosse stehen in großen Abständen Angler. Was die hier wohl rausholen? Ich fahre auf dem Weg unten neben dem Deich, von dem ich vor ein paar Wochen noch behauptet habe, er wäre für mich und mein Bike unbefahrbar. Gut, dass ich es noch einmal versuche. Ein Vergnügen ist es nicht gerade, aber ich komme voran, ohne schlechte Laune zu bekommen. Bei einem kleinen Birkenwäldchen mache ich Rast. Esse den Kuchen, den ich vor meinem Aufbruch noch schnell gebacken habe, trinke das heiße Wasser. Und bleibe. Schließe die Augen und bade mein Gesicht in der Sonne. Atme die Wiese, den Fluss, bis in mir alles weit wird.


 

Freitag, 1. November 2024

Auf dem einen Fensterbrett

liegen in einer langen Reihe die Kerne der Feuerbohnen zum Trocknen, auf dem anderen steht das Gitter mit den Pilzstreifen. Gestern haben wir Maronen aus dem Wald geholt, die ich zu Hause gleich in dünne Scheiben geschnitten habe, während der Hausmann sich in seiner Küche der Zubereitung eines exzellenten Zwiebelkuchens gewidmet hatte. Ich glaube, das war der beste, der mir bisher serviert wurde. Ein kleines Stück für jeden befindet sich noch in meinem Backofen. Aus Sicherheitsgründen. Beim Hausmann hätte es sich im Laufe der Nacht wahrscheinlich in Luft aufgelöst bzw. wäre in seinem Körper verschwunden, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Nie lagert sich wie bei mir etwas auf den Hüften, dem Bauch, wo auch immer. Das Leben ist nicht gerecht. Aber genug lamentiert. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich muss endlich nach Neustadt, der DPD-Bote, der mir neulich die Lebendfallen zugestellt hat, konnte das Päckchen für die Freundin nicht mitnehmen. Nicht ohne einen Schein mit QR-Code. Das Wetter auch heute nicht gerade einladend. Egal. Ab aufs Rad. Nach ein paar Hundert Metern macht mir das Fahren Spaß. So ist es meist, wenn es nicht gerade regnet oder schneit. Ich genieße den Wind, die unterschiedlichen Herbstdüfte. Auf den abgeernteten Maisfeldern vor Sieversdorf stehen hunderte Kraniche, etliche Züge sind noch in der Luft, andere erheben sich gerade. Mit einem Mal bin ich mitten drin in ihrem Getöse. Hey. Nehmt mich mit.

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine...