fahre ich mal wieder nach Kyritz zu den Dichterinnen. Im Sommer haben wir uns manchmal in der Kirche getroffen, danach war ich unterwegs, dann krank, dann waren Herbstferien, jetzt aber. Trotz der Wollhandschuhe habe ich nach 35 Minuten auf dem Rad Eisfinger. Im Zug ist es angenehm warm.
Wir sind nur zu dritt, schreiben nach Vorgabe eine Kurzgeschichte, lesen uns das Ergebnis vor. Erzählen von aktuellen, vergangenen oder zukünftigen Schreibprojekten. Ich bin gespannt auf das Buch, an dem unsere Leiterin arbeitet. Der kleine Text, den sie uns vorgelesen hat, katapultiert mich in eine andere Realität. Erinnert mich an Bilder von Leonora Carrington. Inspiriert mache ich mich auf den Heimweg. Erledige am Bahnhof noch schnell den Einkauf für die nächsten Tage. Und dann ab aufs Rad. Feinster Nieselregen genügt, um meine Brille für den Rest der Fahrt beschlagen zu lassen. Außerdem ist es so dunkel, mein Vorderlicht beleuchtet die Wege nur spärlich, I am not amused, wie die Lateinerin sagt. Auf unserem Dorfweg fahre ich besonders vorsichtig. Dabei deklamiere ich Rilke. Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Ich hoffe, dass ich rechtzeitig gehört werde. Vor ein paar Tagen erst hätte ich fast den Nachbarn über den Haufen gefahren. Bei uns ist es dann ganz dunkel. Ich schleppe die schweren Packtaschen leise schimpfend im Licht meiner Taschenlampe zur Tür. Was zum Teufel soll das? Keine antwortet. Typisch.
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