Mittwoch, 30. April 2025
Montag, 28. April 2025
Um mich herum summt, brummt,
zwitschert, zirpt und flattert es. Ab und zu ein Kranichschrei. Wenn kleinere Gruppen von Gänsen vom Deich kommen oder zu ihm hin fliegen, dann schnattert es auch. Die Kühe schweigen. Ein paar von ihnen kann ich zwischen den Bäumen sehen. Dieses Schweigen irritiert mich. Was haben sie für ein Getöse veranstaltet, als sie noch quasi vor meinem Fenster standen. Vom Rosenbeet duftet der erste Flieder zu mir rüber. Der Apfelbaum betört mit zarten rosa Blüten.
Als ich vorhin zu Mittag gegessen habe, flog ein Roter Milan in immer kleiner werdenden Kreisen über mir. Bleib ja da oben, du. Ich habe gelesen, dass die Vögel in früheren Zeiten dafür bekannt waren, Menschen zu attackieren und zu berauben. Vielleicht fand der Vogel das Essen auf meinem Teller appetitlich. Pellkartoffeln mit selbst gemachtem Bärlauchpesto und leckerem Wildkräutersalat, wie ihn die Freundin am Samstag auf dem Markt in Potsdam verkauft. Der beste Salat aller Zeiten. Bio in Demeterqualität. Ich könnte auch alles essen, was um mich herum wächst. Löwenzahn, Giersch und Gundermann, Brennessel. Blüten. Manches landet auch tatsächlich in meinem Magen. Gerade habe ich über Löwenzahnbutter nachgedacht, von der mir gestern ein Rezept vorgeschlagen wurde. Die könnte ich machen, während ich die Gemüsebrühe koche, die ich dem fastenden Freund morgen servieren will. Aber erst beobachte ich noch ein bisschen die Kühe, die inzwischen in mein Blickfeld geschlendert sind.
Samstag, 26. April 2025
Wach um 1/2 1, um 1/2 6
Aufgestanden um 6. Frische 4 Grad. Auf der Wiese gerade mal ein schmaler Sonnenstreifen. Gestern Nachmittag sind wir mit unseren Stühlen und Büchern im Garten herumgerutscht. Immer den sonnigen Plätzen hinterher. Zum Schluss saßen wir neben den Himbeeren am großen Kompostbereiter. Keine unangenehmen Gerüche. Überall leuchten die gelben Blüten des Löwenzahns.
Eigentlich sollte ich häufiger so früh aufstehen, denke ich, als ich mich kurz vor 8 aufs Rad schwinge, um mal wieder zum kranken Hund zu fahren. Wie ruhig das morgens ist. Keine Menschen. Keine Autos. Nur Summen und Tirilieren. Alles glänzt im Sonnenlicht wie frisch geputzt. Dazu der betörende Duft. Vor mir springt ein Reh von der Wiese links über den Weg nach rechts in den Wald. Das war mal wieder knapp. Ich fahre Schritttempo. Ein zweites. Ein drittes. Hey. Ihr da. Falls noch mehrere von euch da sind, bleibt, wo ihr seid. Schon sehe ich ein viertes Reh mit gespitzten Ohren am Wiesenrand. Es scheint tatsächlich zu warten.
Die Landstraße zieht sich. Ein Auto kommt mir entgegen. Die beiden Kraniche rechts auf der Wiese begrüßen mich mit kurzem lauten Tröten. Ich freu mich auch, euch zu sehen.
Der Hund hat geschlafen. Sein Blick ist wach. Aber der Rest. Mein Herz zieht sich zusammen. Dann tun wir, was wir tun müssen. Kurz in den Garten. Dann Möhre.
Freitag, 25. April 2025
Donnerstag, 24. April 2025
Die Kühe sind umgezogen
Sie sind auf einer anderen Weide. Nicht weit von mir, aber ich vermisse ihre lebendige Gegenwart vor meinem Fenster. Vermisse das Herumtollen der Kälber, die Annäherungsversuche des Bullen bei seinen Weibern, vermisse die Laute, mit denen sie mich so oft zum Lachen gebracht und zu Kommentaren veranlasst haben. Vor mir auf der alten Weide ist jetzt eine Art Leerstelle. So wie es auch in meinem System diese Leerstelle gibt, seit der Freund gestorben ist. Ich versuche, sie mit Erinnerungen und Bildern zu füllen.
Kurz nachdem ich vorgestern von seinem Tod erfahren hatte - ich saß mit meinen wirren Gefühlen im Garten - flog ein schwarzer Schmetterling ganz dicht an mir vorbei. Ich sehe ständig Schmetterlinge. Zitronenfalter. Weißlinge aller Couleur. Einen schwarzen Falter habe ich in diesem Jahr noch nicht gesehen. Ein Zeichen? Noch am selben Abend habe ich einen Wunsch geäußert. Wenn du mich hörst, wenn du noch da bist, wenn da überhaupt etwas ist, dann gib mir ein Zeichen. Es kann auch wieder ein Schmetterling sein.
Als ich gestern Mittag sinnend auf die leere Wiese schaute, kam ein großes, sehr schönes Tagpfauenauge an mein Fenster und ließ sich außen auf dem Rahmen nieder. Es wirkte erschöpft, ganz so, als wäre es mit letzter Kraft zu mir geflogen. Ich war verwirrt, vergaß für einen Moment das Atmen. Sollte das? Auch als ich das Fenster öffnete, blieb das Pfauenauge sitzen. Schnell recherchierte ich "Hilfe für erschöpfte Schmetterlinge". Machte eine 1:4 Zuckerlösung, mit der ich einen Schwamm tränkte. Leider führte die Schwamm-Offerte dazu, dass mein Schmetterling sich erhob und davonflog. Das sind so Momente.....
Mittwoch, 23. April 2025
And here is the dawn
'Til death do us part
And here is your death
In your daughter's heart
Den Song von Leonhard Cohen habe ich gestern einige Male gehört, als ich die Fotos von ihm gesucht habe. Mein ältester Freund in diesem Leben - wir kennen uns fast 60 Jahre - ist gestorben. Am Ostermontag. Er hatte mich am Vormittag auf Telegram noch gefragt, was ich gerade mache. Dann war die Verbindung abgebrochen. Weil er nicht mehr da war. Eine gemeinsame Freundin hat mich gestern angerufen, um mir die Hiobsbotschaft mitzuteilen. Am Montag hatte er ihr am Ende des Telefonats gesagt, ihm wäre übel. Wenig später muss es passiert sein. Er ist am Pool zusammengebrochen. Ein schneller Tod, wie es sich viele wünschen. Nur nicht mit 72.
Im Juli wollte er nach Berlin kommen, um sich von "meinem" Doc untersuchen und vielleicht eine neue Hüfte einbauen zu lassen. Und tatsächlich hatte ich überlegt, ihn in der Türkei zu besuchen, meine Flugabneigung also für den guten Zweck zu überwinden. Ich habe so viele Fragen unsere gemeinsame Vergangenheit betreffend. Was hat er gedacht, als wir uns das erste Mal in der Schule gesehen haben? Er kam ja erst später in unsere Klasse. Überhaupt die Schulzeit. Woran erinnert er sich im Gegensatz zu mir? Und war er wirklich 18, als er seinen Ausreiseantrag gestellt hat? Und wann genau hatte er diesen schwedischen Diplomaten besucht, dem er seine und dem 4 Jahre später ich meine Ausreise verdanke? Wann haben wir uns mit Freunden in Prag getroffen? War das kurz nach meiner Ausreise? Sommer 81? Sind wir mehrere Male zusammen um den Schlachtensee gelaufen? Und diese polnische Hochzeit, zu der er mich mal verschleppt hatte, nach der ich eine Woche krank war, weil ich so viel getrunken hatte. Bei seiner ersten Hochzeit übrigens auch, dazu könnte er vielleicht auch ein paar Details beitragen. Und so weiter und so weiter....
Von meinem Freund und von dem menschenfreundlichen und abenteuerlustigen Schweden habe ich erst am Sonntag erzählt. Bei einem sehr berührenden Treffen im Nachbardorf mit einem befreundeten Paar der Freundin, die mir beide nach kurzer Zeit so nah waren, wie mir das selten mit Fremden passiert. Und das lag nicht nur daran, dass der Mann ein Schreiber ist und dass mir sein Buch sehr gefallen hat. Zwischen uns gab es eine Form von Resonanz, ein ehrliches Interesse aneinander, und das erzeugt Nähe, wie ich immer wieder feststellte. Am Ende dieses Treffens wurde ich wieder einmal gefragt, warum ich das alles nicht aufschreibe. Das würden sie gern lesen. Ich hatte geantwortet, dass ich tatsächlich schon länger darüber nachdenke, nicht nur über diese Geschichte, sondern in diesem Zusammenhang auch von dieser Freundschaft zu erzählen, die mal intensiver, mal weniger intensiv war und die für ein paar Jahre auch gar nicht gepflegt wurde. Was hatte ich mich gefreut, als er mir 2022 diese Mail geschrieben hatte. Weil er zweimal hintereinander von mir geträumt hatte. Seitdem sind wir wieder im Kontakt. Worüber ich sehr froh war. Und jetzt macht der Kerl sich einfach so vom Acker. (Das habe ich 2016 schon einmal geschrieben, fällt mir ein, als in einem anderen Frühling Anidana gestorben ist.) Während die Natur aus allen Nähten platzt. Neubeginn. Und ich muss mich verabschieden. Das wird dauern. Gute Reise lieber Freund!
Warschau 1973Prag Sommer 1981
Montag, 21. April 2025
Sonntag, 20. April 2025
Die Kühe melden sich. Vielleicht ein Abendgruß.
Bald kommen sie auf eine andere Wiese. Dann ist es vorbei mit den Mahlzeiten mit Kuhblick. Als ich vorhin mit dem Hausmann zu Abend gegessen habe, hatten sich die Kälbchen an der Waldseite versammelt. Vor dem Schlafengehen werden sie noch einmal richtig übermütig. Auch gestern beim Kaffeetisieren haben alle beobachtet, was auf der Wiese vor sich ging. Und natürlich haben wir uns gegenseitig Neuigkeiten zugesteckt. Habt Ihr das auch gesehen? Das jüngste Kälbchen liegt jetzt allein ganz am Rand vom Mutter-Kind-Platz. In den ersten Tagen lag es immer dicht bei der Mutter. Und sagt mal, die Graue, sieht die nicht noch sehr schwanger aus? Die letzte Schwangere steht zusammen mit der Kuh und dem jüngsten Kälbchen. Ach so. Es ist schön, wenn solch wichtige Informationen geteilt werden. Wenn alle denselben Wissensstand haben.
Eben habe ich schon ein paar Dinge zurück ins Atelier gebracht. Es sieht dort aus wie neu. Als hätte da gar niemand gelebt in den letzten Tagen. Keine Spur von der Neuköllner Freundin und ihrem Hundemädel. In der Luft ein milder Duft. Schön war es mal wieder. Was für eine Energie diese Frau hat. Wenn sie nicht stundenlang im Wald unterwegs ist, hockt sie in den Beeten. Ein bisschen Regen schreckt sie nicht. Aber sie ist ja noch jung. Und wollte früher mal Bäuerin werden, wenn ich mich recht erinnere.
Freitag, 18. April 2025
Donnerstag, 17. April 2025
Wach um 5
Am Himmel rosa Schlieren. So bezaubernd. Gleich meldet sich ein Fasan. Sie flattern mit den Flügeln, wenn sie diese Laute von sich geben. Das habe ich gestern beobachten können, als einer der um Aufmerksamkeit buhlenden Herren auf dem Deich lustwandelte. Der Hausmann hat wirklich einen tollen Weitblick von seiner Maisonette. Wäre sein Fernglas nur nicht so schwer.
Gestern habe ich schon um 9 geschlafen. Nach 2 nicht so guten eine gute Nacht. Sie wäre noch besser gewesen, hätte der Hausmann nicht mitten in der Nacht eine Flutlichtanlage eingeschaltet und mich gefragt, ob ich es bin, die diese Geräusche macht. Worum geht es? Um dieses Kratzen. Bist du das? Ich kratze nicht, ich schlafe. Bis eben jedenfalls.
Da ich so früh wach bin, kann ich auch den Zug 9.37 Uhr nehmen. Den nimmt der Hausmann auch, der mal wiederTermine in Berlin hat. Vom Fasten hat mir der Arzt meines Vertrauens abgeraten, aber zum Geburtstag des Buckower Freundes fahre ich natürlich. Zum Bahnhof 20 Minuten vor dem Hausmann, da ich mein altes Rad nehme. Eine ziemliche Umstellung, wenn man 1700 km (in 10 Monaten) mit Unterstützung gefahren ist. Ich gerate ordentlich ins Schwitzen.
Während der Zug an grünen Wiesen und blühenden Bäumen und Sträuchern vorbei fährt, gar lieblich anzusehen ist diese Frühlingslandschaft (von der der lesende Hausmann nichts mitbekommt), denke ich an die Schwarzwälderkirschtorte. Wenn ich mich für heute Nacht revanchieren wollte, bräuchte ich nur diese Torte ins Spiel bringen. Um diesen Genuss wurde ich nämlich schon gestern ordentlich beneidet. Natürlich schweige ich....
Dienstag, 15. April 2025
Nicht nur die Marienkäfer fühlen sich wohl bei ihm
Auch ich kann nicht klagen. Heute Morgen wurde mir der Kaffee ans Bett serviert. (Das mache ich natürlich auch bei Schlafgästen!) Gestern Abend hat der Hausmann eine leichte No Carb Mahlzeit für uns beide gezaubert, und weil die Neuköllner Freundin Veganerin ist, gab es zum Nachmittagskaffee einen veganen Apfelkuchen. Der ihm sehr gelungen ist und den ich vielleicht dank der Bittertropfen gut vertragen habe.
Jetzt sitze ich an seinem Schreibtisch und genieße den Blick an der blühenden Magnolie vorbei über die Wiesen zum Deich und über den Deich hinaus. Die Freundin hat recht. So könnte es auch im Paradies aussehen. Links vom Fenster schauen sich Stare den Nistkasten an. Rechts von mir fliegen eifrig Spatzen hin und her. In diesem Kasten wird schon gebrütet oder gar gefüttert.
Gestern Abend sind wir noch einmal vor die Tür gegangen, um Sterne zu gucken. Sterne und Planeten. Geradeaus Sirius. Mars in einer Reihe mit Castor und Pollux. Rechts davon Prokyon. Jupiter immer noch ganz dick und hell. Rechts von ihm Capella. Und mit einer stärkeren Brille hätte ich den Großen Wagen nicht nur erahnen, sondern richtig gut sehen können. Der Deichsel nach unten folgend noch hinter den Bäumen versteckt Arcturus. Und wenn sich der Hausmann nicht geirrt hat, dann steigt über dem Deich demnächst das Sommerdreieck auf. Wega konnten wir schon sehen. Aber der ist ja Profi, der irrt sich nicht.
Montag, 14. April 2025
Alles ist geputzt. Fast alles.
Die Spinnweben beseitigt, zumindest die, die ich bei Tageslicht sehen konnte. Meine Sachen rüber zum Hausmann getragen, wo ich die nächsten 2 Tage wohnen werde. "Es sieht so aus, als würden wir zusammenziehen." Sagt der Hausmann und grinst. Hallo? Wir rücken lediglich mal wieder zusammen, um unserer Neuköllner Freundin nebenan für ein paar Tage eine Bleibe im Paradies zu geben. Und da brauche ich schon einiges. Aber richtig beobachtet ist es. Ich habe tatsächlich die Angewohnheit, Dinge zu den jeweiligen Männern in meinem Leben zu tragen. Die sie mir am Ende unserer Beziehung dann zurückbringen. Eine freundliche Geste, wie ich finde. Mann könnte ja auch sagen, sieh zu, wie du dein Gerödel nach Hause bekommst. Waren eben mehrheitlich sehr nette Männer.
Eigentlich hatte ich vor Ostern noch einen richtigen Frühjahrsputz geplant. Aber es ging mir so mies in den letzten Tagen, da habe ich gar nichts weiter gemacht. Habe nur darauf gewartet, dass es besser wird. Kein Ausflug zum Untersee, kein Treffen mit der Freundin im Nachbardorf. Nüscht eben. Heute fühle ich mich besser. Allerdings ist mir ein wenig mulmig bei dem Gedanken ans Fasten. Deswegen fahre ich ja zum Buckower Freund. An seinem Geburtstag wollen wir seine berühmte Schwarzwälderkirschtorte schlemmen, am nächsten Tag - ganz passend der Karfreitag - soll es losgehen. Werde ich das wirklich aushalten? Dem Körper wird es bestimmt gut tun. Aber was ist mit meiner Psyche???? Wo ich doch schon bei dem Gedanken ans Fasten Hunger bekomme?
Freitag, 11. April 2025
Als würde hinter dem Wald das Meer rauschen
So klingt es zu mir rüber. Das ist der Wind. 24 km/h. Nicht sooo viel. Aber genug, um mir die Sache mit dem Ausflug noch einmal zu überlegen. Zumal es auch nicht so warm ist, wie sie das vor ein paar Tagen noch prognostiziert hatten, nach Regen sieht es auch aus usw. usw. Vielleicht morgen. Ich möchte auf alle Fälle noch einmal den schönen Radweg fahren, den ich bei meinem Ausflug zur Fahrradwerkstatt in Wusterhausen entdeckt habe. Er lag die ganze Zeit vor meiner Nase bzw. neben dem Netto Markt in Neustadt. Ich habe ihn nie genommen, weil ich dachte, das wäre wieder so ein Scherz von Google Maps und würde sich um einen von diesen blöden Sand- oder Schotterwegen handeln. Das Gegenteil ist der Fall. Bei meiner nächsten Tour werde ich weiter zum Untersee radeln und um ihn herumfahren.
Auf dem neuen Sattel sitzend, den mir die freundliche Frau von der Werkstatt montiert hat. Sie ist die alleinige Schrauberin dort. Hut ab. Mein Sattel war ein wenig zu hoch, vielleicht für die empfindlichen Partien auch zu hart. Die Beschwerden in meinen Händen würde sie dem Karpaltunnelsyndrom zuordnen und operieren lassen. Hätte sie auch gemacht, ambulant, ruckzuck wäre das erledigt. Geht mir doch mit ruckzuck. So lange es nicht schlimmer wird, lasse ich da kein Messer ran.
Mittwoch, 9. April 2025
Der Kater geht auf der Kuhweide spazieren
Als ein Kalb ihn entdeckt, läuft es neugierig auf ihn zu. Der Kater gibt Fersengeld und verschwindet hinter dem Weidezaun. Das Kalb läuft bis zum Zaun und ruft ihm ein ärgerliches?, bedauerndes? mmuh hinterher. Ein Rotmilan kreist.
Ich werde nach Wusterhausen fahren und meinen Sattel bzw. meine Sitzposition auf dem Rad in einer Fahrradwerkstatt anschauen lassen. Eine freundliche Frau hatte am Telefon gesagt, ich könne gegen 3 vorbeikommen. Ich würde gern ausschließen, dass meine Bauchschmerzen etwas mit meiner Sitzposition auf dem Rad zu tun haben. Vielleicht schlafen mir nach einer Korrektur auch nicht mehr die Hände ein. Bestes Radwetter. Da könnte ich sogar einen Abstecher an den Untersee machen. Während ich noch so denke, bewölkt sich der Himmel.
Gestern Abend war ich mit Micha in Dänemark bei einem beeindruckenden Sonnenuntergang. Zusammen mit 185 anderen Menschen im Livestream. Micha Nordost ist mit seinem Liegerad und einem selbst gebauten Schlafanhänger unterwegs. Sehr klein, sehr spartanisch. Ich glaube, ich erzählte schon einmal von ihm. Er hat seine Wohnung gekündigt, Geld für ein paar Monate zurückgelegt - viel ist es nicht - und sich auf den Weg gemacht. Er weiß nicht, wie lange er unterwegs sein wird, ob er ab und zu ein paar Tage arbeiten kann, er lebt von Moment zu Moment. Und ich hoffe, dass er viele, viele wunderbare Momente erlebt.
Ich bewundere Menschen, die sich etwas trauen. Die ohne Netz und doppelten Boden einfach aufbrechen. Neulich beim Kaffee haben wir uns über das Thema unterhalten. Warum bin ich so fasziniert von Youtube-Kanälen, die von einem Leben an anderen Orten, von Aufbrüchen, von langem Unterwegssein berichten? Weil ich noch nie losgegangen und in den Nachtzug nach Lissabon eingestiegen bin. Dabei steckt auch in mir eine Abenteurerin. Dachte ich einst. Spürte ich. Wo sie wohl geblieben ist. Nun schaue ich mir an, wie andere so etwas machen. Und stelle dabei fest, dass das Leben - das Universum, das Quantenfeld, Manitu - für jene sorgt, die Mut haben. Möget Ihr alle glücklich sein und in Frieden und Liebe leben.
Montag, 7. April 2025
Keine Rehe
Vorgestern sind die Kühe mit ihren Kälbern auf die neue Weide gezogen. Jetzt sehe ich sie morgens als erstes und abends als letztes auf "meiner" Wiese. Auch ein Mäusebussard hüpfte dort gestern ständig herum. Von weitem betrachtet benahm er sich wie ein Huhn, das mal hier, mal da pickt. Eher ungewöhnlich. In den letzten Tagen konnte man ständig die Fasane hören. Ich sehe sie nicht, vernehme nur die Rufe. Es ist Paarungszeit. Die Herren wollen die Damen auf sich aufmerksam machen. Ende April werden die Eier gelegt.
Mich beschäftigt immer noch der Traum von gestern. Ich sollte oder wollte auf einen anderen Planeten. Für diese "Reise" hatte ich mich beworben. Weil ich gut alleine sein kann. Den Planeten kann man von der Erde aus sehen. Er sah aus wie der Mond. Mit Kratern und allem drumunddran. Der Mond ist kein Planet. Aber vielleicht ist die Bezeichnung "Planet" gar nicht vorgekommen. Vielleicht ging es schlicht um einen Himmelskörper. Werde ich abberufen? Eine Art Präkognition? Leider habe ich nicht geträumt, wie das mit der Umsiedlung vor sich gegangen ist. Im Traum in mir eine Mischung aus Vorfreude und Bangigkeit.
Samstag, 5. April 2025
Für Synchronizitäten sorgt Google
Vorgestern recherchierte ich, ob rund um den Gollenberg, also dort, wo einst der Flugpionier Otto Lilienthal verunglückte, ein Café oder dergleichen existiert. Ich verbinde Ausflüge ja gern mit einer kleinen Einkehr. Google Maps zeigte mir "Die alte Tanke" in Rhinow an. Etwas später sah ich eine Doku vom NDR über Menschen, die ehemalige Bäckereien, Dorfläden usw. wiederbeleben. Dabei dachte ich, so etwas wünsche ich mir auch vom rbb. Und was wurde mir gestern Morgen als erstes angeboten, nachdem ich mein Handy eingeschaltet hatte? Eine Doku vom rbb. "Mittagstisch in Brandenburg". "Die alte Tanke" gleich am Anfang. Ganz sicher kein Zufall. Die Preise für die heutige Zeit enorm günstig, es kommen LKW-Fahrer, Handwerker, viele Stammgäste, Touristen. Und ganz nebenbei hat eine junge Frau Arbeitsplätze für vier Menschen geschaffen.
Ein interessanter Bericht auch über einen älteren Mann, Rentner schon, der jeden Donnerstag mit seiner Gulaschkanone voll mit Erbsensuppe nach Nauen auf den Markt fährt, wo er oft schon erwartet wird. Man kann die Suppe mit Bockwurst für 4 Euro bei ihm kaufen. Im Winter kommen die Menschen mit Töpfen. Er macht das als Hobby. Manchmal lese ich auch ein paar Kommentare. Die meisten sehr positiv. Nicht alle Menschen haben einen prall gefüllten Geldbeutel, Rentner in Brandenburg schon gar nicht, da ist ein günstiger Mittagstisch willkommen. Aber natürlich schrieb auch jemand, das wäre ja alles sehr ungesundes Essen, zum Abgewöhnen, er wäre froh, dass er in Berlin wohnt. Da bin ich dann auch sehr froh gewesen. Und habe mich dermaßen froh gestimmt auf mein Rad geschwungen.
Über Sieversdorf, Großderschau, Altgarz bin ich die meiste Zeit auf schönen Radwegen direkt zur "Alten Tanke" gefahren, um der Betreiberin meine Hochachtung auszusprechen und eine Kleinigkeit zu speisen. Das war gut. Dafür, dass mir der Sahnehering später schwer im Magen lag, konnte die junge Frau nichts, das war meiner Wahl geschuldet. Ich hätte etwas Leichtes nehmen sollen, die Kartoffelsuppe vielleicht. Und trotzdem war bei der Weiterfahrt in mir alles aufgeräumt und heiter. An einem solchen Tag erklettert
man die Leiter, wie Mascha Kaléko einst dichtete. Ich habe die Leiter
nicht erklettert, ich bin auf den Gollenberg gestiegen. Nicht ganz, vielleicht fehlten 10 oder 20 von den 109 Metern, aber da ich keine Luft mehr bekam, bin ich wieder umgedreht, mein Spray war natürlich zu Hause. Aber es war auch so schön.
Dieser weite Blick über die Landschaft. Der Duft des Waldes. Die Pizzeria mit der schönen Aussicht gleich in der Nähe der alten IL 62, nach Lilienthals Frau "Lady Agnes" genannt, das nette, leider nur Donnerstag und Sonntag geöffnete Antiquariat "Windlicht". Da wollte ursprünglich mal jemand DDR-Bücher vor der Vernichtung retten, inzwischen kann man an die 20000 Bücher auch leihen. Immer Donnerstag und Sonntag geöffnet. Da muss ich also noch ein zweites Mal kommen.
Gestern war ich 6 Stunden unterwegs, bin insgesamt 37 km gefahren. Peanuts also. Aber ich mag es, an schönen Orten zu verweilen, zu sitzen, zu schauen, auf die Geräusche zu lauschen, zu sinnen. Wenn ich dann auf der Rückfahrt noch meinen ersten Storch sichte, bin ich mit allem einverstanden. Mögen alle Wesen vollkommen glücklich sein....in Frieden und Liebe leben. Wie mein Lieblings-Zen-Meister sagt.
Freitag, 4. April 2025
Mittwoch, 2. April 2025
18 Schwäne, 4 Bachstelzen, keine Autos auf dem Plattenweg
Das ist der Vorteil der Brückensperrung. (Ist das vielleicht das morphische Feld, das Brücken dazu veranlasst, ihren Dienst zu quittieren?) Kleiner Nachteil, aber kaum der Rede wert: Ich muss mit dem Rad über das Wehr. Leichter getan als vermutet. Ich kann es einfach rüberschieben. Sogar Mohnkuchen hatte der Bäcker noch. Ich habe die letzten Stücke genommen und dabei an die Nachbarn gedacht, die sich bestimmt freuen würden. Und siehe da: Da war jemand vor mir beim Bäcker und hatte dieselbe Idee. Also erst einmal gemütlich in der Sonne unter dem Walnussbaum kaffeetisieren. Dabei ein paar Überlegungen vergleichen, auch unterschiedliche, die ich nicht Haltung nennen mag. Dieses Wort wird ja von Hinz und Kunz benutzt, um sich moralisch auf der "richtigen" Seite zu positionieren.
Aber schaffen wir tatsächlich Frieden mit immer mehr Waffen? Ging dieser Spruch nicht mal anders? Und meinen die Grünen das ernst mit dem "Freiheitsdienst"? Allein der Name, ich könnte mich kringeln. Andererseits, ich bin fast 70. Mich würde das nicht betreffen. Ich habe auch keine Enkel oder Urenkel, die den Schuldenberg abtragen müssen, den ich absurd finde. Warum ärgere ich mich? Atme mal lieber meine Liebe. Schau den Vögeln zu. Kraule den Kater, der mal wieder an mir vorbei die Treppe hoch geschossen ist und der sich jetzt auf dem Sofa räkelt. Der ist real und liebebedürftig.
Dienstag, 1. April 2025
Die Kirschpflaumen blühen und duften
Kein Reh tritt aus dem Wald heraus. Die beiden Roten Milane umkreisen sich schon wieder. Nach Liebesspiel sieht es nicht aus. Eher nach kleinen Revier-Rangeleien. Hört mal ihr Schnuckies. Wäre hier nicht Platz für zwei? Die Sonne scheint, für heute haben sie auch keinen Regen angekündigt.
Am Sonntag hatten wir das erste Aprilwetter. Mehr Regen als Sonne. Und kalt war es. Abends gab es die schönsten, dicksten, farbigsten Regenbögen, die ich je gesehen habe. Wer macht so etwas? Lichtbrechung, schon klar. Trotzdem kann ich nur demütig werden, wenn ich so etwas sehe. So ging es wohl Wolfgang Büscher in der Wüste, als ihm Felsformationen begegneten, die wie eine Plattensammlung aussahen. Wer ist der Sammler? Ein Naturspektakel.
Mit großem Interesse habe ich im Deutschlandfunk Kultur ein Interview mit dem Autor gehört, in dem Fragen zu seinem neuen Buch "Der Weg" gestellt wurden. Ich habe es sofort bestellt, zur Einstimmung dann gleich Texte von und über Charles de Foucauld gelesen, der bei dieser Reise durch den Süden Algeriens unsichtbar mit im Auto saß. Jetzt bin ich noch neugieriger auf den Text. Gleichzeitig ist mir aufgegangen, dass ich den Kleinen Schwestern Jesu - die in der Nachfolge Bruder Karls (Charles) stehen - schon einmal begegnet bin. 2022 hatte ich beim Mitleben im Kloster Hülfensberg Corona bekommen und musste in Quarantäne. Mehr als eine Woche habe ich den Gästetrakt blockiert, in dem eigentlich die Kleinen Schwestern hatten wohnen sollen. Im Garten hatte ich eine kurze Unterhaltung mit einer der Schwestern, die mir mitfühlend gute Besserung gewünscht hatte. Sorry nachträglich.
Unter dem Birnbaum lässt es sich
nicht nur sehr gut ausruhen, verweilen, schreiben, lesen, ich kann auch schnell mal durch das kleine Fernglas zum Deich schauen, vielleicht ...
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Auf meinem Bildschirm nichts. Keine Webseite. Nur der Hinweis: „Ein Fehler ist aufgetreten.“ Ich kenne doch die Tücken der digitalen Welt. W...
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Dabei habe ich mich gestern so ausführlich über die Keto-Ernährung informiert. Da gibt es nichts Süßes. Jedenfalls nichts, was mit herkömmli...