Sie sind auf einer anderen Weide. Nicht weit von mir, aber ich vermisse ihre lebendige Gegenwart vor meinem Fenster. Vermisse das Herumtollen der Kälber, die Annäherungsversuche des Bullen bei seinen Weibern, vermisse die Laute, mit denen sie mich so oft zum Lachen gebracht und zu Kommentaren veranlasst haben. Vor mir auf der alten Weide ist jetzt eine Art Leerstelle. So wie es auch in meinem System diese Leerstelle gibt, seit der Freund gestorben ist. Ich versuche, sie mit Erinnerungen und Bildern zu füllen.
Kurz nachdem ich vorgestern von seinem Tod erfahren hatte - ich saß mit meinen wirren Gefühlen im Garten - flog ein schwarzer Schmetterling ganz dicht an mir vorbei. Ich sehe ständig Schmetterlinge. Zitronenfalter. Weißlinge aller Couleur. Einen schwarzen Falter habe ich in diesem Jahr noch nicht gesehen. Ein Zeichen? Noch am selben Abend habe ich einen Wunsch geäußert. Wenn du mich hörst, wenn du noch da bist, wenn da überhaupt etwas ist, dann gib mir ein Zeichen. Es kann auch wieder ein Schmetterling sein.
Als ich gestern Mittag sinnend auf die leere Wiese schaute, kam ein großes, sehr schönes Tagpfauenauge an mein Fenster und ließ sich außen auf dem Rahmen nieder. Es wirkte erschöpft, ganz so, als wäre es mit letzter Kraft zu mir geflogen. Ich war verwirrt, vergaß für einen Moment das Atmen. Sollte das? Auch als ich das Fenster öffnete, blieb das Pfauenauge sitzen. Schnell recherchierte ich "Hilfe für erschöpfte Schmetterlinge". Machte eine 1:4 Zuckerlösung, mit der ich einen Schwamm tränkte. Leider führte die Schwamm-Offerte dazu, dass mein Schmetterling sich erhob und davonflog. Das sind so Momente.....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen