Freitag, 27. September 2024


 

Wach um 4. Orion, mein Lieblingssternbild,

steht über der Wiese und morst zu mir herunter. Darüber, schön prall und nett anzusehen, Jupiter. Der Husten hat mich die halbe Nacht wach gehalten. Hoffentlich eskaliert das nicht. In den vergangenen Jahren hatte ich bei dieser Art Infekt nach einer Weile mit plötzlich auftretender Atemnot zu tun. Ich koche Tee, lege mir das Notfallspray neben das Bett, rede mir, rede dem Körper gut zu, dann schlafe ich bis kurz vor 6. Orion leuchtet noch immer. Angeblich soll auch irgendwo der Mars zu sehen sein, hatte mir der Hausmann vor ein paar Tagen geschrieben. Aber wo?

In den letzten Tagen war ich notgedrungen häuslich. Sogar der kleine Gang zu den Feldern vorgestern hat mich angestrengt. Aber ich wollte nach Kranichen Ausschau halten. Nüscht. Auf dem Rückweg flog wenigstens eine Formation über mich hinweg.

Gestern habe ich Maulwurfshügel glatt geharkt und dabei meinem Ärger Luft gemacht. Verschwindet gefälligst, Ihr Kanaillen. Auf eine derartige Ansprache hin würde ich ja eher meine Aktivitäten steigern. Also gut. Sorry. Ich weiß, Ihr macht auch nur Euer Ding. Aber wie wäre es, wenn Ihr unter der Wiese nebenan grabt? Da ist viel mehr Platz, da stört Ihr niemanden. Und bitte. Schaut Euch das doch mal von meiner Perspektive aus an. Das sieht nicht schön aus. Mir wäre es wirklich lieb, wenn…flöt.



Mittwoch, 25. September 2024


 

Die Gefahr des Verhungerns konnte abgewendet werden

Ich wurde gestern mit dem Auto zum Einkaufen mitgenommen. Jetzt bin ich für die nächsten Tage versorgt. Bei dem Wetter wäre ich auch nicht mit dem Rad gefahren. Zumal ich noch mit dem Infekt beschäftigt bin. Der mir auch auf den Hals, auf die Stimme geschlagen ist. Heute verabschiedet sie sich immer wieder. Dabei habe ich gestern Abend gar nicht mitgesungen. Ich hatte mir auf arte die Dokumentation „Halleluja: Leonhard Cohen, ein Leben, ein Lied“ angeschaut, die mich inspiriert hatte. Nicht nur, dass Mister Cohen ein besonderer Poet war, ich hätte auch mal wieder vor seiner Bescheidenheit niederknien können.

Anschließend wollte ich mehr Musik. Und dann wurde es mal wieder ein Abend, an dem ich mir neue und alte Lieblingsstücke angehört, angesehen habe. Von 10cc (I am in love) zu Charles Aznavour, von Anna Ternheim zu Alan Parsons. Auch die Szene aus Elly Mcbeal mit Barry White habe ich mir einige Male angesehen, denn eigentlich wollten der Hausmann und ich ja die Choreo üben…damit wir sie an einem festlichen Abend überraschend zur Aufführung bringen können. Gestern war ich zum Üben leider, leider noch zu schwach.



Montag, 23. September 2024

Wieder da. Mit einer heftigen Bronchitis.

Aber immerhin zu Hause. Wo ansonsten alles noch so ist, wie ich es verlassen habe. Wenn ich von den diversen Spinnenfäden einmal absehe. Auch vor meinen Fenstern schweben sie vorbei. Altweibersommer halt. Der Italiener, dem ich während meiner Abwesenheit das Atelier zur Verfügung gestellt hatte, ist nur selten da gewesen. Dafür graben sich die Wühlmäuse mit zunehmender Frechheit durch den Garten. Dicht an dicht kann man die größer gewordenen Haufen bestaunen. Allerdings könnte da auch ein Maulwurf aktiv sein, hörte ich gerade, als ich mir die Fortschritte am Bauwagen angesehen habe. Sie benutzen dieselben Tunnelsysteme.

Ich bin drei Tage eher aus Salzburg zurückgekommen. Dabei hatte ich Freitag Abend noch spontan auf eine Annonce geantwortet, in der ein Zimmer in Seekirchen in einer 2er-WG angeboten wurde. Wenn daraus etwas werden sollte - so die Idee - würde ich mich tatsächlich für ein paar Monate als Küchenhilfe versuchen. Wenn nicht, wäre dies eben ein Zeichen, es sein zu lassen. In der Nacht haben mich dann nervige Hustenattacken und eine beginnende Migräne nicht schlafen lassen. An diesen Zeichen gab es nichts zu deuteln, die schöne Anzeige war in der Nacht storniert worden. Bei der Freundin hätte ich auch in ein anderes Zimmer wechseln müssen, also habe ich geräumt, gepackt und bin mit starken Schmerzmitteln im Körper nach Hause gefahren. Nicht gerade preiswert, diese Entscheidung, aber ich wollte heim.

Zwischen Salzburg und München waren alle Toiletten im Zug gesperrt. Mir war übel. Ein paar Mal hatte ich den neuen Hut in der Hand, in den hinein ich mich notfalls hätte übergeben können, aber dann ist es Göttin sei Dank nicht dazu gekommen. Nach elf Stunden und dreimaligem Umsteigen war ich um 21.30 Uhr endlich in Neustadt. Wo der Hausmann, die gute Seele, sogar auf dem Bahnsteig stand, um meinen Trolley die Treppen hinunter und wieder hinauf zu tragen. Ich glaube, ich habe mich noch nie so gefreut, ihn zu sehen.



Freitag, 20. September 2024

Nachdem ich morgens noch überlegt hatte,

einen Tag eher zu fahren, wollte ich am Abend bleiben. Länger bleiben. Viel länger. Bis ich mich am See und der Landschaft drumherum sattgesehen hätte. Für etliche Menschen in Seekirchen ist es alles andere als schön, dass der Wallersee übergelaufen ist. Aber für unbeteiligte Besucher war es ein beeindruckendes Schauspiel. Überflutete Liegewiesen und Spielplätze, vom langen Steg hat man gar nichts mehr gesehen. Wenn man in das nette Strandcafé wollte, das gestern mit einem Sonderangebot für Kaffee und Kuchen lockte, musste man Schuhe und Strümpfe ausziehen oder in Gummistiefeln durch das an einigen Stellen wadentiefe Wasser waten.

Der Junge war völlig aus dem Häuschen. Ein Wasserspielplatz. Ein größerer Junge hatte ein gelbes Schlauchboot dabei, mit dem er zwischen den Bäumen hindurch paddelte. Schöne Bilder. Viele Kitesurfer. Ältere Damen, die spontan ein Bad nahmen. Menschen mit Hunden, die auf Bänken mitten im Wasser saßen. Ich hätte noch Stunden dort verbringen können. Die kleinen Kügelchen, die mir die Freundin morgens gegeben hatte, die müssen in Kombination mit der Natur Gutes bewirkt haben. Keine Spur von Halsschmerzen.

Später bin ich zur „Sonneninsel“ gelaufen. Der Weg schlängelt sich durch Wiesen, Wald hindurch, an einigen Stellen tost jetzt auch das Wasser, und im Hintergrund immer die Berge. Da wurde ich mal wieder ganz andächtig.

Die „Sonneninsel“ ist ein Ort, in dem Familien in schwierigen Lebenslagen Unterstützung finden. Z. B. kommen ehemals krebskranke Kinder, ihre Eltern und Geschwister zu einer Art Nachbetreuung. Kostenlos. Alles finanziert durch Spenden. Engagierte Fachkräfte und viele freiwillige Helfer sorgen dafür, dass die Kinder Spaß haben und ihre Angehörigen ein wenig verschnaufen können. Morgen kommen nach einer kleinen Pause neue Gäste, dafür musste alles vorbereitet werden. Ich habe beim Glasieren von Tonobjekten geholfen, die während der Sommermonate in den Workshops entstanden sind. Eine angenehme Arbeit. In der Küche könnte ich mich bestimmt auch nützlich machen. Gebt mir Kost und Logis, und ich bleibe.



Donnerstag, 19. September 2024

Land unter am Wallersee


 

Das Mädchen ist heute zu Hause geblieben

Sie fühlte sich krank am Morgen. Husten, Schnupfen usw. Ich spüre ein leichtes Kratzen im Hals. Bitte nicht. In der Vergangenheit war es oft so, dass ich mir die Infekte der Kinder eingefangen habe. Bei ihnen waren es Kleinigkeiten, mich hatte es auf die Matte bzw. ins Bett geworfen. Bei meinem letzten Besuch musste ich länger bleiben, so schlecht ging es mir. Jetzt überlege ich, ob ich heim fahre, so lange ich noch kann. Während ich überlege, fragt mich der Junge, ob ich schon einmal eine Mutter hatte. Dummerweise belasse ich es nicht bei einem einfachen „ja“. Ich füge hinzu, dass meines Wissens jeder Mensch eine Mutter hätte. Man muss nicht bei ihr leben, aber man hat eine.

Das wäre nicht richtig. Er selber hat da lange drüber nachgedacht. Es gäbe sehr wohl Menschen, die keine Mutter haben. Denn, hör zu: Gott hat nämlich schon mal einen Mann und eine Frau so rausgelassen. Da habe ich wieder was gelernt. Kannst du mir vielleicht auch sagen, ob ich morgen nach Hause fahren soll?



Mittwoch, 18. September 2024

Ab und zu höre ich eine Glocke

Vier Kälber liegen faul in der Sonne auf der Wiese. Gestern tobten sie, spielten in der großen Pfütze, die der Dauerregen hinterlassen hatte. Wir sind mit den Kindern nach Berchtesgaden in die Watzmanntherme gefahren. Wo ich am liebsten nur gelegen und in die umliegenden Berge geschaut hätte. So hatte ich vor allem den Jungen im Blick, wenn die Freundin in der Sauna war. Aber eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, er verhielt sich ausgesprochen umgänglich. Fast könnte man von friedlich sprechen. Sehr anrührend seine diversen Versuche, allein die große Rutsche zu nehmen. Ich glaube, er war fünfmal oben, kam fünfmal ein wenig bedröppelt die Treppen wieder herunter.

Du schaffst das, hatte nicht nur ich ihm, auch ein sehr freundlicher Bademeister hatte ihm das gesagt, der das Treiben eine Weile beobachtet hatte. Außerdem würde er ihn persönlich aus dem Tunnel herausholen, sollte er nicht unten ankommen. Und dann gäbe es natürlich das Tapferkeits-Abzeichen, das man auf die Badehose nähen oder kleben kann. Also gut. Der sechste Versuch, und dann wurde der Junge Gott sei Dank mit einem großen Schwall Wasser unten aus der schwarzen Öffnung herausgedrückt. Juchu.

Dagegen werde ich Nacht für Nacht in den schwarzen Tunnel hineingesaugt. In die Paralleluniversen, in denen Außenseiter der Gesellschaft weitab von Städten wohnen, wo sie ihre eigenen Gesetze, ihre eigenen Regeln habe. Ich soll mit Flugzeugen fliegen, die außen eine Bank haben mit einer Stange zum Festhalten. Die Plätze sind billiger (kein Wunder, ab und zu stürzt mal einer ab). Manchmal treffe ich auf Partys  alte Freunde, oder ich lebe mit meinem Vater in einer Wohnung am Hang. Es ist neuerdings eine Menge los in meinen Träumen. Morgens fühle ich mich so, als wäre ich die ganze Nacht unterwegs gewesen. Schlapp. Und da sagt der kleine Kerl, ich solle mal nicht so lange schlafen (hallo?), soll gefälligst mit ihm um 6 aufstehen. Ich finde, das geht zu weit.



Montag, 16. September 2024

Seit Freitag regnet es

Man könnte Launen bekommen. Der eine – demnächst 8 Jahre alt – bekommt. Eine pädagogische Ausbildung wäre in meinem Fall nicht schlecht. Oder ein schalldichtes Verlies. Das hätte ich gestern bei unserem Abstecher nach Bayern, wo mir die Freundin die Burg Tittmoning zeigen wollte, vielleicht finden können. Aber da war 1. alles gut, weitestgehend jedenfalls, und 2. haben wir uns gegen die Führung entschieden. Eine halbe Stunde, okay, da wäre ich dabei gewesen, aber anderthalb Stunden, das war nicht nur dem Jungen viel zu lang. Stattdessen haben wir im netten Burgcafé sehr angenehm beim besten Palatschinken der Welt (O-Ton Junge) und leckeren Apfel-Birnen-Strudel kaffeetisiert.

Beim späteren Spaziergang waren Erwachsene und Kinder sehr angetan von der Landschaft, dem Wasserfall im Wald, den schönen Aussichten. Die Freundin tickt da ähnlich wie ich. In Gedanken ziehen wir um, suchen das schönste Haus mit der schönsten Aussicht, dem schönsten kleinen Garten, und dann stellen wir uns vor, wie wir im Sommer hier die Wege hinauf und hinunter laufen, wie wir im Garten des Burgcafés mal schnell einen Kaffee trinken, wir sehen die Kinder auf der Wiese am Hügel spielen, hören das Läuten der Glocken von St. Laurentius. Und dann steigen wir brav ins Auto und fahren heim bzw. werden wie in meinem Fall heim gefahren. Und sollten wir übermorgen den Ausflug nach Bad Gastein machen, dann geht dort das Spiel von vorne los. Om. Amen.



 

Samstag, 14. September 2024

So breit war der Bach noch nie

So sprudelte er auch noch nie. Die Bauern machen einen Erkundungsgang. Wir beobachten das von der Küche aus. Aber ich soll mal ins Bad gehen, da hätte ich eine bessere Sicht auf das Geschehen. Wir fahren trotzdem Richtung Wallersee, dort gibt es heute einen großen Flohmarkt. Ich brauche unbedingt eine warme Jacke, und irgendetwas muss man bei diesem Wetter ja trotzdem unternommen werden. Die Straßen sind überflutet, die winzigen Rinnsale, die sonst von den Bergen kommend unter den Straßen hindurch in den größeren Fluss, in den See hineinfließen, haben sich in Wasserfälle verwandelt.

In dem kleinen Laden ist es voll, alle drängeln sich, haben aber gute Laune. Am Rande ein großer Tisch mit den köstlichsten selbst gebackenen Kuchen. Auch nebenan in der Scheune werden Sachen verkauft. Alle Einnahmen sind für einen guten Zweck. Ich finde zwei warme Jacken, und ein Stück Schwarzwälder Kirsch Torte nehme ich auch mit. Die Kinder sind nicht interessiert, die Freundin darf nicht. Glutenfrei gibt es hier nicht.

Auf dem Rückweg Nebel und Schneeregen. Was für ein Wetter. Ich friere die ganze Zeit. Zu Hause Kaffee, Tee, das Spiel, bei dem der gewinnt, der die wenigsten Punkte hat. Es gefällt mir. Im Vergleich zum Traumschiff, das ich später mitschauen darf/soll, der reinste Genuss.




 

Donnerstag, 12. September 2024


 

Wenn man zufällig in der Nähe der Mitfahrerbank steht,

was sozusagen immer der Fall ist, wenn man auf den Bus wartet, halten tatsächlich Autos an. Die Menschen würden eine Unbekannte mitnehmen. Mir ist das in den vergangenen Tagen schon zweimal passiert, nur hatten wir unterschiedliche Ziele. So auch heute. Aber ich bedanke mich immer sehr freundlich. Ich war noch einmal im Rotkreuzladen in Karlstadt. Habe keine Strickjacke, keinen Pullover gefunden. Eine einzige wärmere Jacke kam infrage, sie sitzt ein wenig eng, ich habe sie trotzdem gekauft. Die 10 Grad, die mir hier inzwischen geboten werden unterscheiden sich doch deutlich von den 30, die ich beim Packen meiner Tasche hatte.

Schon wieder gibt es Probleme mit der Kartenzahlung. Das hatte ich doch vor zwei Wochen erst in Berlin. Jetzt funktionieren die Geräte hier nicht. Es spricht doch einiges für Bargeld, auch wenn man uns das gern abgewöhnen würde.

Mein letzter Abend. Ich werde mich vom Ahorn verabschieden, der gestern so schön mit mir geflüstert hat. Und dazu dieser Himmel. Himmel. Eine ganz besondere Blaue Stunde war das mal wieder. Wirklich blau am Ende. Wenn ich mir für heute was wünschen dürfte….



Mittwoch, 11. September 2024


 

Schlappe 14 Grad. Regen.

Über dem Dorf hängt eine graue Wolkendecke. Aber das macht nichts. Ich mag auch solche Tage. Zumal ich mich heute ein wenig erholen muss. Gestern bin ich per Bus nach Würzburg gefahren. Umstieg in Marktheidenheim. Da ich die Gegend hier nicht kenne, dachte ich, am meisten sieht man doch, wenn man mit dem Bus unterwegs ist. Sanfte Hügel. Aufgeräumte Felder. Ab und zu ein Stück Wald. Aufgeräumte Dörfer, auch schöne alte Häuser lassen sich bewundern, sehr ordentlich das Ganze, sehr viel Asphalt auch, und in jedem Dorf ein Milchhäuschen. Erfreut haben mich einzelne Wiesen mit knorrigen alten Apfelbäumen und das letzte Stück der Strecke am Main entlang.

In Würzburg bin ich zielstrebig zum Rotkreuzkleiderladen gelaufen, habe kein Kleid, keinen Pullover gefunden, dafür einen neuen Hut, der mich hoffentlich auch bei Regen schützt. Ich weiß nicht, wo mein schöner schwarzer Hut geblieben ist, den ich von Anidana geerbt habe. Möge er der  neuen Trägerin Glück bringen.

Vor allem bin ich ja nach Würzburg gefahren, weil ich mich vor vielen Jahren in den Dom verliebt habe bzw. in seine Krypta. Ich wollte noch einmal dieses Gefühl. Aber wie so oft, wenn ich die Vergangenheit heraufbeschwören will, es funktioniert nicht. Gestern haben mich Dom und Krypta kalt gelassen. Keine nennenswerten Emotionen. Wenn ich von den drei Gemälden zum Thema „Auferstehung“ von Jacques Gassmann, die bei meinem Besuch vor 20 Jahren noch nicht in der Krypta hingen, einmal absehe. Da gab es eine kurze Aufwallung in mir beim Betrachten. Mir war, als hätte ich eine schemenhafte Figur gesehen. Ein Engel?

Danach habe ich mich beeilt, die nächste Straßenbahn, den nächsten Zug zu erreichen. Ich wollte heim. Städte sind nichts mehr für mich. Sie machen mich konfus, bringen mein System durcheinander. Ich fühle mich wie eine Außerirdische inmitten von Zombies. So geht es mir in Berlin in der Innenstadt, so war das gestern in Würzburg am Dom. Als hätte man mich in eine Szene von dem Film Matrix versetzt. Wie gut, dass da ein altes Bauernhaus auf mich gewartet hat, schöne Gärten, da kann ich dann sogar über die beiden aufdringlichen Kater hinwegsehen.



Montag, 9. September 2024

Der Himmel ist dunkel

Gleich wird es wieder regnen. Eigentlich wollte ich nach Karlstadt, Ein paar letzte Lebensmittel und im Rotkreuzladen den Pullover kaufen, den ich am Freitag nicht anprobiert habe. Wenn er noch da ist. In den nächsten Tagen wird es kühl, noch kühler dann in Salzburg. Da fehlt mir ein warmes Teil. Die Nachbarin ruft auf dem Festnetz an. Sie fährt morgen einkaufen, ob sie mir etwas mitbringen soll. Das ist sehr nett, echte Nachbarschaftshilfe eben, aber ich werde das doch selber erledigen. Vielleicht nicht heute, aber morgen auf alle Fälle. Eine nette Frau, wir haben uns letztes Jahr kurz von Angesicht zu Angesicht bei der Freundin im Garten gesehen.

Gestern rief sie schon einmal an, weil sie sich Sorgen gemacht hat. Sie hat die Freundin länger nicht gesehen, und der Kater bettelt. Da könnte ja etwas passiert sein. Ich habe sie beruhigt, habe ihr auch gesagt, dass ich beide Kater wie abgesprochen füttere, und betteln tun sie hier auch. Kaum dass sie meiner ansichtig werden, geht es los. Ich habe nicht erwähnt, dass sie mir damit auf die Nerven gehen. Dieses Herumgestreiche um die Beine, die Penetranz der Darbietung, da bin ich von unserem Kater zu Hause doch etwas mehr Contenance gewöhnt. Das Alter vielleicht.



Sonntag, 8. September 2024

Beim Aufwachen sind nur noch Traumreste da

Ich bin am Meer, finde von meiner kleinen Wohnung aber nicht den direkten Weg zum Strand. Ich verlaufe mich gern, teile ich der Frau mit, die ich nach dem Weg frage. Und dann überlege ich kurz, ob ich ihr erzählen soll, dass ich wegen meiner Ausstellung da bin, entscheide mich aber dagegen. Aber es stimmt, ich habe hier eine Ausstellung mit eigenen Fotos. Über dieses Thema habe ich im realen Leben tatsächlich nachgedacht, sogar Fotos mit dazu passenden Texten habe ich schon sortiert.

Was ich alles zusammenträume. Der Text, den ich hier lese, überarbeite – der letzte der Trilogie, ich wusste nicht, dass es eine wird – ist voller Träume, die mir beim nochmaligen Lesen bzw. Erinnern eine Gänsehaut bescheren. Wo kommt das alles her? Wie gelangen diese Träume zu mir? Manchmal habe ich ja schon gedacht, ich wäre in einem Paralleluniversum unterwegs.

Schöne Träume, so lebendig, würde der erste Therapeut meiner langen Therapie-Geschichte wohl sagen. Er war begeistert, wenn ich ihm erzählt habe, ich hätte im Traum einer Freundin ein Auge ausgestochen, weil ich mich nicht anders zu wehren wusste. Aber das ist doch wunderbar, hatte er von seinem Schaukelstuhl aus gerufen. Wunderbar? Ich war mir nicht sicher. Ist die Träumerin nicht ganz schön gewalttätig? Ich solle das doch bitte nicht von einer moralischen Position aus betrachten, sondern die Bilder als Metapher sehen. Meinetwegen. Dann träume ich eben in Metaphern.

Samstag, 7. September 2024

Heute keine toten Mäuse

Dafür direkt vor der Terrassentür zwei Haufen mit Resten halbverdauter Nahrung. Das müssen größere Wesen gewesen sein, die der Kater gefressen hat. Bekommen sind sie ihm offensichtlich nicht. Mir bekommt der Anblick nicht. Eklig. Wenn das mal jemand für mich wegmachen könnte? Beide Kater werden von mir gefüttert wie aufgetragen, es wäre also nicht nötig, sich zusätzlich den Wanst vollzuschlagen. Aber wem sage ich das. Ich habe bei meinem Ausflug nach Karlstadt gestern bei Schrödl kaffeetisiert, die Himbeertorte war ein bisschen süß, aber lecker, und dann habe ich mir für heute ein Stück Pflaumenkuchen einpacken lassen. Also eigentlich für heute.

Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich dieses zweite Stück niemanden vor die Tür gespuckt habe. Zucker. Nach dem Kaffee die andere ernst zu nehmende Droge. Von der zu lassen mir schwer fällt. Ein Leben ohne Kuchen ist möglich. Aber sinnlos.



Donnerstag, 5. September 2024

Die leere Hängematte schaukelt im Wind.

Trotz der Wärme weht noch einer, das ist angenehm. Ich habe mich ins Haus verzogen, die dicken Mauern schützen vor der Hitze, die Bibliothek lädt bei jedem Aufenthalt neu zum Stöbern ein. Heute Morgen um 6 habe ich alle Fenster geöffnet und kühle Luft hereingelassen. Und die beiden toten Mäuse gesehen, die der junge Kater, der hier seit einigen Monaten gefüttert und betüddelt wird, auf die Terrasse gelegt hat. Er selbst saß bereits in froher Erwartung vor der Tür. Kannst du die nicht woandershin???? Muss ich das jetzt? Du musst mir das Jagen übrigens nicht beibringen. Ich erledige das bei mir zu Hause mit einer Müsli-Schale, kapiert?

Als ich gestern Abend von meinem Freund, dem einsamen Ahorn zurückgekommen bin – die Freundin nennt den Baum Wilhelm – habe ich mitbekommen, wie der Kater mit einer Maus spielte. Ein gesundes Tier also. Aber vielleicht hält er mich für unfähig, für mein Futter selbst zu sorgen. Es gibt unterschiedliche Erklärungen für die Tatsache, dass die lieben Samtpfoten einem etwas vor die Tür, schlimmstenfalls ins Bett legen. Hier bleibt die Tür ins Innere des Hauses verschlossen. Eine tote Maus im Bett, das wäre sogar mir zu eklig.




 

Mittwoch, 4. September 2024


 

Die Einkäufe habe ich eingeräumt

Verhungern werde ich in den nächsten 10 Tagen garantiert nicht. Kleinigkeiten kann ich noch besorgen, wenn ich mit dem Bus nach Karlstadt fahre. Eine kleine Kiste mit alkoholfreiem Bier habe ich auch gekauft. Und vorher dreimal geschaut, ob unter dem „glutenfrei“ tatsächlich „alkoholfrei“ steht. Gestern habe ich das nicht gemacht, da habe ich das alkoholfreie Bier, das die Freundin extra besorgt hatte, genussvoll getrunken und war lediglich erstaunt darüber, wie gut ein Bier ganz ohne Gluten und Alkohol doch schmecken kann. Süffig geradezu. Nach einer Weile haben wir uns nur gewundert, wie eigenartig wir uns fühlten. Als wären wir ein wenig betrunken. Ja. Warum wohl….

Aber gut, die 200 Tage ohne habe ich geschafft. Gestern wäre Tag 203 ohne gewesen, wären mir nicht die zwei kleinen Biere „mit“ dazwischen gekommen. Dumm gelaufen. Die Freundin hat sich Vorwürfe gemacht, aber das ist blöd. Ich bin ein erwachsener Mensch, ich hätte mir selber das Etikett auf der Flasche anschauen können.



Montag, 2. September 2024

In der Regionalbahn funktioniert die Klimaanlage nicht

Aber ich will nicht meckern, ich habe immerhin einen freien Platz neben mir. Etliche Felder sehen braun und trocken aus. Mitten auf einer Wiese im Nirgendwo steht ein weißes Boot. Ich werde abgeholt, Frau J. freut sich, mich zu sehen. Der Garten protzt mit üppigen Grün. Es gibt noch jede Menge Beeren. Die Bohnen müssten geerntet werden, aber ich werde sie nicht mit nach Bayern nehmen. Irgendwo in der Nähe ertönen die vertrauten Geräusche. Die Kranichzeit hat angefangen. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Gast. Tasche ausräumen und neu packen. Ein paar Seiten lesen. Atmen und in mich hinein spüren. Dann Vorhang.



Sonntag, 1. September 2024

Ein perfekter Tag geht zu Ende

Ein Tag ohne Hundespaziergänge. Sehr angenehm. Ich hatte eigentlich vor, mich beim Buckower Freund in die Hollywoodschaukel einzuquartieren, aber dann habe ich es mir doch im Chefstuhl gemütlich gemacht. Da sitzt es sich beschattet ganz vorzüglich, der ideale Platz zum Lesen, Reden, Kaffeetisieren. Auch über die Größe der Tomatenpflanzen kann man nachsinnen und dabei das selbst gemachte Traubeneis verspeisen. Was war das lecker. Könnte ein Lieblingseis werden. Nicht interessant für die Wespen, die uns gestern Abend bei den gegrillten Wildschweinbratwürsten überfallen haben. Der Trick mit dem verbrannten Kaffeepulver nicht wirklich hilfreich.

Abends warten wir auf die Fledermäuse, so gibt es immer etwas zu tun. Ich würde gern bleiben, es ist so gemütlich hier, unsere Gespräche immer wieder inspirierend. Und die Autobiografie von Stefan Heym würde ich auch gern weiter lesen, die ist spannend wie ein Krimi, aber die muss warten, bis ich das nächste Mal hier bin. Morgen fahre ich noch einmal kurz nach Hause, packe die Tasche um. In Unterfranken soll es Ende nächster Woche regnen, auch die Prognosen für Salzburg sind nicht ganz so sommerlich. Auch schön, mal wieder ein bisschen unterwegs zu sein.


 

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine...