Mittwoch, 11. September 2024

Schlappe 14 Grad. Regen.

Über dem Dorf hängt eine graue Wolkendecke. Aber das macht nichts. Ich mag auch solche Tage. Zumal ich mich heute ein wenig erholen muss. Gestern bin ich per Bus nach Würzburg gefahren. Umstieg in Marktheidenheim. Da ich die Gegend hier nicht kenne, dachte ich, am meisten sieht man doch, wenn man mit dem Bus unterwegs ist. Sanfte Hügel. Aufgeräumte Felder. Ab und zu ein Stück Wald. Aufgeräumte Dörfer, auch schöne alte Häuser lassen sich bewundern, sehr ordentlich das Ganze, sehr viel Asphalt auch, und in jedem Dorf ein Milchhäuschen. Erfreut haben mich einzelne Wiesen mit knorrigen alten Apfelbäumen und das letzte Stück der Strecke am Main entlang.

In Würzburg bin ich zielstrebig zum Rotkreuzkleiderladen gelaufen, habe kein Kleid, keinen Pullover gefunden, dafür einen neuen Hut, der mich hoffentlich auch bei Regen schützt. Ich weiß nicht, wo mein schöner schwarzer Hut geblieben ist, den ich von Anidana geerbt habe. Möge er der  neuen Trägerin Glück bringen.

Vor allem bin ich ja nach Würzburg gefahren, weil ich mich vor vielen Jahren in den Dom verliebt habe bzw. in seine Krypta. Ich wollte noch einmal dieses Gefühl. Aber wie so oft, wenn ich die Vergangenheit heraufbeschwören will, es funktioniert nicht. Gestern haben mich Dom und Krypta kalt gelassen. Keine nennenswerten Emotionen. Wenn ich von den drei Gemälden zum Thema „Auferstehung“ von Jacques Gassmann, die bei meinem Besuch vor 20 Jahren noch nicht in der Krypta hingen, einmal absehe. Da gab es eine kurze Aufwallung in mir beim Betrachten. Mir war, als hätte ich eine schemenhafte Figur gesehen. Ein Engel?

Danach habe ich mich beeilt, die nächste Straßenbahn, den nächsten Zug zu erreichen. Ich wollte heim. Städte sind nichts mehr für mich. Sie machen mich konfus, bringen mein System durcheinander. Ich fühle mich wie eine Außerirdische inmitten von Zombies. So geht es mir in Berlin in der Innenstadt, so war das gestern in Würzburg am Dom. Als hätte man mich in eine Szene von dem Film Matrix versetzt. Wie gut, dass da ein altes Bauernhaus auf mich gewartet hat, schöne Gärten, da kann ich dann sogar über die beiden aufdringlichen Kater hinwegsehen.



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Mittagsnebel