Samstag, 27. September 2025

Tagsüber beobachte ich am Himmel

aktuell immer wieder Kranichpaare, kleinere oder größere Gruppen von Vögeln, die über einem bestimmten Punkt zu kreisen scheinen. Früher dachte ich, sie würden nach einem Platz Ausschau halten, an dem sie landen könnten. Jetzt weiß ich, dass sie die Thermik nutzen, um ohne große Kraftanstrengung an Höhe zu gewinnen. Als ich gerade noch einmal draußen war, um das benutzte Geschirr zu holen, habe ich ihre aufgeregten Rufe vom Deich gehört. Vielleicht treffen sie sich abends am Butterbaum. 

Mittwoch, 24. September 2025

Der große schwarze Vogel auf der Wiese

ist ein Rabe. Oder eine Krähe. Oder eine Rabenkrähe. Bei der Größe wäre sogar ein Kolkrabe denkbar. Hey du. Sag mal was. Ich sollte immer mein Fernglas mit in den Garten nehmen. Die schwarzen Vögel hatten früher keinen guten Ruf, man sagte ihnen nach, den Tod oder anderes Unheil anzukündigen. Vielleicht machen sie das gelegentlich sogar, quasi nebenbei, weil der Zufall es so will. Sie sind die klügsten Vögel, sagt man. In einem Experiment haben Forscher herausgefunden, dass sie es in puncto Intelligenz sogar mit Menschenaffen aufnehmen können. 

Fünf Grazien


 

Sonntag, 21. September 2025

Der Wind, der durch den Wald fegt,

hört sich wieder wie ein Meer an. Das Meer vor meiner Tür, wie schön das wäre. Dazu Sterne, "die nicht bleichen". Gestern habe ich zum ersten Mal einen Song vom neuen Album des Rilke-Projekts gehört, das zum 150sten Geburtstag des Dichters erscheinen wird. Es dauerte eine Weile, bis ich das Gedicht gefunden hatte. Der Titel "So viel Himmel" hatte mich irritiert. So heißt es nämlich nicht. Aber natürlich ist es drin im dicken Buch vom Insel Verlag. "Und schlichen hoch ins Weltgetriebe sich wirklich solche Sterne ein, - sie müssten der verborgnen Liebe und allen Dichtern heilig sein." Amen. 

Freitag, 19. September 2025

Wenn die Waldkäuze balzen,

wird es laut. Auch letzte Nacht hörte es sich an, als säßen sie direkt vor meinem Fenster. Die Vögel sind verliebt – ich fühle mich verloren. Mein Körper ist hier, meine Seele hoffentlich nur noch unterwegs. Nicht ausgebüxt. Was mache ich hier? An diesem Ort, in diesem Leben? Immer dieselben Fragen. Nach längerer Abwesenheit sind sie wieder frisch, wie eine bekannte Brise.

Montag, 15. September 2025

Abschied von der Donau


 

Den Rannasee hatte ich

in der ersten Stunde meines Besuches für mich allein. Später kamen ein paar Wanderer, aber außer mir ist niemand ins Wasser gegangen. Es hat auch niemand eine Kälteprobe gemacht,  die vielleicht gegen ein Bad gesprochen hätte. Alle wollten nur schauen. Nichts anderes habe ich nach dem Schwimmen gemacht. Der kleine Stausee liegt malerisch zwischen Hügeln - oder kann ich hier schon von Bergen sprechen? - und ist auch gut mit dem Bus zu erreichen. Die Fahrt von Obernzell dauert gerade mal eine Viertelstunde. 

Am Rannasee


 

Samstag, 13. September 2025

Auf der Donau ist was los

Ausflugs-, Kreuzfahrts- und Hotelschiffe, Lastkähne, private Motorboote. Das kann ich alles sogar vom Bett aus beobachten. Der Fluss sieht harmlos aus, als könne er kein Wässerchen trüben, aber er hat es in sich. Buchstäblich. Davon sprach eine  Einheimische, mit der ich mich heute im Bus auf dem Rückweg von Passau unterhalten habe. Ich hatte mich nach einer Badestelle in der Nähe erkundigt. Sie erzählte von unterirdischen Kaminen,  in die man - vor allem in der Nähe großer Steine - gesaugt werden könne. Ich solle bloß vorsichtig sein.

Donnerstag, 11. September 2025

Die Nebel von Sankt Englmar


 

Angekommen im Nirgendwo

Was ich mich - trotz oder dank Google - schon verfahren, verlaufen habe. Scharf nach rechts abbiegen. Oder nach links. Aber wohin? Sieht hier jemand einen Weg? Am Dienstag habe ich ewig gesucht, bin hin und wieder zurück marschiert, um den Aussichtspunkt "Aug ins Land" zu finden. Bis mir klar wurde, dass ich über die Wiese sollte. (Könnte die Gemeinde da nicht ein Schild???) Das habe ich eher geraten. Zwischendurch wollte ich auch immer wieder umkehren, weil ich dachte, ne, das kann gar nicht sein. Kann es doch.

Dienstag, 9. September 2025

Sankt Englmar


 

Heute Nacht waren die Wiesen

vor meinem Fenster in silbernes Licht getaucht. Wie ein Scheinwerfer hing der Mond dick und strahlend über dem Haus am Hang. Ich war einige Male auf dem Balkon und staunte. So ruhig wie bei mir zu Hause ist es allerdings nicht. Hinter der bewaldeten Hügelkette müssen Straßen sein. Aber sonst gibt es nüscht zu meckern, wie die Berlinerin als Ausdruck großen Lobes sagen würde. Wat habt ihr det doch schön hier. Die Sprache. Na gut. Da hört frau sich vielleicht rein. Gestern habe ich mehr geraten als verstanden.

Samstag, 6. September 2025

Um 5.20 Uhr Jupiter, Venus, Orion gesichtet

und überlegt, ob ich aufstehe und Kaffee koche. Stattdessen bin ich noch einmal eingeschlafen. Später habe ich mir endlich die kleine Wohnung in Sankt Englmar über Airbnb gebucht, um die ich jetzt schon tagelang herumschleiche. Man muss gleich bezahlen, eine spätere Stornierung ist nicht möglich. So mag ich das eigentlich nicht. Aber nun fahre ich zu den "Waldgesprächen", wie die Veranstaltungen der Freien Akademie für Medien und Journalismus genannt werden. Geboten werden interessante Interviews, spannende Geschichten, Raum für Austausch mit Gleichgesinnten. Gerade auf diesen Austausch freue ich mich. 

Dienstag, 2. September 2025

Bevor sie verschwindet


 

Am Himmel schon wieder dunkle Wolken

Das prognostizierte schwere Gewitter mit Starkregen ist bisher ausgeblieben, ich bedaure es trotzdem nicht, den Ausflug verschoben zu haben. Kaum war ich an der Bushaltestelle angekommen, hatte es angefangen zu tröpfeln. Und ich bin schnurstracks zum öffentlichen Bücherschrank an der schräg gegenüberliegenden Haltestelle Milchhaus gelaufen, habe das dicke Buch eingesackt, das mir gestern schon aufgefallen ist, habe noch schnell einen Abstecher zum Eierhäuschen gemacht, 10 Eier von "Ei-am-happy-Hühnern" mitgenommen, und zack, war ich wieder zu Hause. Die Lourdes Grotte wird morgen auch noch da sein.