Sonntag, 26. Februar 2023

Bei der Friedensdemo viele sympathische Menschen um mich herum

Friedliche vor allem. Leise. Ich habe einen Mann aus Braunschweig kennengelernt, der seit mehr als 40 Jahren in der Friedensbewegung aktiv ist. Ehemaliger Grüner. Ist nicht mehr seine Partei, sagte er. Geht mir auch so. Aber vielleicht ist das mit den Parteien sowieso nur eine Art Patomkinsches Dorf, mit dem man dem Pöbel vorgaukelt, es hätte eine Wahl. Nachdem wir ins Gespräch gekommen waren, hatten wir entschieden, zusammen zu bleiben. Wir haben uns gemeinsam durch die Menge geschoben -  ich quasi an seinem Rucksack hängend, damit wir uns nicht verlieren - haben nebeneinander im Matsch gestanden und uns nach einem wärmenden Getränk gesehnt. Das gab es zum Abschied in einem indischen Restaurant. Wir haben die Telefonnummern getauscht, wollen uns vielleicht bei der nächsten Demo treffen. Aber da werde ich schon auf dem Land leben. In einem echten Dorf. Mit echten Menschen.


Donnerstag, 23. Februar 2023

Wach um halb 3

Wieder einmal. Ich fühle mich scheußlich. Es ist schon wieder passiert.  Ich habe einen Menschen enttäuscht. Habe nicht das getan, was ich tun wollte. Zwar hatte ich den Freund gewarnt, hatte ihm davon erzählt, dass ich auf Abwegen wandle - also vielleicht nicht die neue WG mit ihm und dem Hausmann gründe - aber jetzt, wo es ganz klar ist, quälen mich Schuldgefühle. Schuld. Mein zweiter Name. Dabei ist er gar nicht ärgerlich auf mich. Nur ein wenig enttäuscht, weil er sich das mit uns dreien nett vorgestellt hatte. Aber da er auch weiß, dass ich seit vielen Jahren davon träume, auf dem Land zu leben, versteht er mich. Ich könnte also ruhig schlafen. Wenn ich könnte. Ich kann nicht.

Ich atme und gehe nach innen. Spüre den Raum in mir. Du bist bei mir. Ich spüre dich. Nachdem es in mir weit und heiter ist, denke ich darüber nach, ob diese fiesen Nächte vielleicht einen Zweck erfüllen. Ich glaube, das tun sie. Nur will ich es nicht wahrhaben. Ich muss meinen Geist ausrichten. Nicht nur ab und zu oder wenn es ganz schlimm ist. Ich muss das Gedankenkarussell stoppen. Muss meditieren oder beten. Beides ist möglich, beides benutze ich. Denn jenseits von dem, was ich sehe, für wahr halte, ist da etwas. Versteckt hinter den Aktivitäten meines unermüdlichen Geistes. Größer als mein kleines ich, und doch nicht außerhalb von mir, sondern in mir. Liebe. Es ist Liebe. So einfach ist das. Und so schwer. 

Montag, 20. Februar 2023

Orion über mir

Mein Lieblingssternbild. Was war das für ein wunderbarer Nachthimmel. Ich habe einen Mietvertrag. Am Ende musste ich nicht groß überlegen. Ja. Ich will. Ich will über den Deich und die Wiesen laufen, will den großen Himmel über mir, Vogelschreie, Waldluft, will die gelegentlichen Kontakte mit den beiden freundlichen, mir wohlgesonnenen Menschen im Nachbarhaus. Es wird mir gefallen, alleine zu leben. Und die dunklen Stunden nehme ich auch. Die habe ich in Berlin, die hatte ich hier, die werden auch zukünftig nicht verschwinden. Ich darf der Dunkelheit, die mich nachts oder morgens umfängt, nicht trauen. Ich muss mich ins Licht kämpfen. Das funktioniert. 

Vielleicht wäre ein Morgenspaziergang nicht schlecht. Oder ein Projekt. Dahin gehen, wo es weh tut. Dahin schauen, wo es weh tut. Dann hätte ich gestern Abend auch die ersten Minuten von dem Film "Lieber Thomas" über Thomas Brasch ansehen müssen. Auf der Kadettenschule haben sie den Jungen  physisch und psychisch fertig gemacht, ich habe den Teil übersprungen. Auch später konnte er keine geschlossenen Türen ertragen. Ich würde gern wissen, ob er sich sein unbequemes Denken erhalten hätte, wäre er nicht so früh gestorben. Ein Normopath wäre wohl nicht aus ihm geworden. 

Samstag, 18. Februar 2023

Hin und her auch hier

Es ist alles da. Von "ich bleibe, fahre gar nicht erst zurück nach Berlin" bis "das geht doch nicht, das ist zu einsam, und du musst alles mit dem Rad erledigen, denk da mal auch dran." Am Tage Frieden, kleine und größere Glücksmomente, in den Nächten das Kuddelmuddel.

Dabei könnte ich mich entspannen. Die Situation ist geklärt. Kurz vor meinem Aufbruch aufs Land haben wir eine Abmachung mit den Erben treffen können. Wir ziehen Ende Juni aus, zahlen ab sofort keine Miete mehr, nur noch die Nebenkosten. Sie übernehmen die Entrümpelung, wir müssen uns um nichts weiter kümmern. Ich könnte ein paar Dinge packen und ausziehen. Könnte mir den alten Traum erfüllen. Wenn ich nach ein paar Monaten feststelle, dass ich doch keine Landpomeranze bin, kann ich mich neu entscheiden. Aber dann habe ich es wenigstens versucht. Wer weiß, was sich außerdem ergibt, wenn ich einmal hier lebe. Ein Schritt nach dem anderen. 

Die Kinder sind in der Schule,

die Freundin ist zur Arbeit gefahren. Ich habe 3 Stunden, bevor ich den Jungen von der Schule abhole, mit ihm zum Supermarkt laufe, ein paar...