Donnerstag, 29. Februar 2024

Kaffee für mich,

ein neuer Knödel für meine Freunde. Der Rücken ist besser, dafür ist der Schmerz in der linken Kopfseite stärker geworden. Vermutlich kommt es vom Kiefer, auch das Kauen tut heute weh. Wie schrieb ich gestern einer Freundin? Irgendwas ist immer. Das wird sie vielleicht nicht verstehen, sie ist um einiges jünger als ich. Ich schrieb aber dazu, dass es mir sonst ziemlich gut geht. Und das stimmt. Gestern Abend war ich so was von gut gelaunt. Das lag nicht nur an dem exquisiten Lachs auf Salat mit Rosmarinkartoffeln, zu dem Frau J. den Hausmann und mich eingeladen hatte, nicht an dem Seidenhemd, das sie mir später geschenkt hat, aber vielleicht an der dunklen Schoklade, die ich sonst rigoros ablehne. 92 % Kakao. Hallo?

Ein winziges Stückchen habe ich zum Espresso genommen, und was soll ich sagen, der Wunsch nach Süßem, der sich auch gestern Abend nach dem leckeren Essen gemeldet hatte, zaghaft nur, aber spürbar, der war weg. Vielleicht hatte meine Heiterkeit auch damit zu tun, dass ich keinen Alkohol trinke. Tag 16. Ich war sogar so heiter, dass ich mir ein paar Wanderrouten in der Prignitz angeschaut habe. Hier gibt es noch einiges zu entdecken. Nonnenpfad. Königsweg. Auenwildnis. Schaun mer mal.

Dienstag, 27. Februar 2024

Gestern hat sich ein Starenpaar

den Kasten neben meinem Küchenfenster genauer angeschaut. Heute waren Spatzen da. Ich muss die Knödel rationieren, meine Vögel fressen als gäbe es kein Morgen. Im Wald queren zwei Rehe meinen Weg. Sie laufen nach rechts in die Schonung, kommen gleich wieder zurück, dann warnen sie ihre Kumpel. Das Bellen klingt heiser. Kurz vor dem Butterbaum ein einzelnes Kranichpaar inmitten schnatternder Gänse. Sie recken sich in meine Richtung, offensichtlich werde ich als ungefährlich eingestuft. Der Wind ist kalt, es riecht nach Holz und Erde. In den beiden letzten Tagen saß ich die meiste Zeit eingerieben mit einer Kampfermischung von Frau J. an ihr Heizkissen geschmiegt. Ich habe mir irgendetwas im Rücken gezerrt. Sogar das Atmen tat weh. Allerdings habe ich das beim Lesen vergessen.

Den Namen Lynne McTaggart habe ich gestern das erste Mal in einem Youtube-Beitrag gehört. Beim Recherchieren über die Wissenschaftsjournalistin bin ich dann auf eine Rezension gestoßen, die mich so begeistert hat, dass ich mir ihr Buch „Das Nullpunkt-Feld“ sofort für die Kindle-App gekauft habe. Darin berichtet sie von Wissenschaftlern, die abseits der gängigen Wege (oder abseits der Mainstream-Wissenschaft) forschten und suchten und dies vermutlich bis heute noch tun. Das Buch ist von 2007, also nicht auf dem neuesten Stand, aber egal. Interessant ist, dass schon damals unliebsame Forscher – also jene, die andere Thesen vertraten als erbeten oder erwünscht – von ihren Unis geflogen sind. Siehe Fritz-Albert Popp, der im Bereich der Bio-Photonen forschte. Ich dachte, dies wäre ein neueres Phänomen.

Mit großem Interesse habe ich von dem später als absonderlich geltenden Ed Mitchell (der 6. Mann auf dem Mond!) gelesen, der während der Apollo-14-Mission nicht nur eine Art Einheitserlebnis hatte (ich würde es mystisch nennen), sondern der ohne Wissen der beiden anderen Astronauten auch an einem Experiment in Sachen außersinnliche Wahrnehmung teilgenommen hatte. Lynne konnte beim Schreiben natürlich nicht wissen, dass Ed Mitchell kurz vor seinem Tod im Jahr 2016 dann auch noch in einem Interview mit der Mitteilung herausgerückt war, dass in der Zeit des Kalten Krieges Außerirdische die Erde besucht hätten.

Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Da bin ich eben noch mit Fritz Raddatz – ich lese parallel seine Erinnerungen – in Ost-Berlin im Verlag Volk und Welt, oft bleibt mir bei seinen Anekdoten das Lachen im Halse stecken, und im nächsten Moment versuche ich die Geschichte mit den „virtuellen Partikeln“ zu verstehen, die nur in der Zeit der „Unschärfe“ existieren, was noch ein wenig dauern wird. Es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die mich neugierig machen, und ich habe die Zeit, ich kann mich all meinen Neigungen widmen. Dafür bin ich doch sehr dankbar.




 

Samstag, 24. Februar 2024

Heute Nacht schien der Mond

mal wieder fast bis zu meinem Bett. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich am Deich bestimmt einen wunderbaren Caspar-David-Friedrich-Moment haben können. Aber hätte hätte. Heute um 13.30 Uhr war Vollmond, da war ich unterwegs in Neustadt. Vom Meisenknödel-Dealer zum Supermarkt. Wo ich Schokolade, Kekse und alkoholische Getränke mal wieder links liegen ließ. Tag 11 von 47. Ich kann ohne Zucker – nicht mal das Teelöffelchen Honig gönne ich mir – ohne Alkohol leben. Das weiß ich von früheren Experimenten. Wird das Leben dadurch schöner? Nein. Aber ich habe einen Willen. Immerhin das. Und wer weiß, vielleicht bin ich Ostern erleuchtet.


 

Mittwoch, 21. Februar 2024

Mit dem Bike zum Bioladen

Heute bläst der Wind scharf von links. Vom Schwanensee her. Die Hühner legen schlecht zur Zeit, Eier gibt es keine mehr. Im Regal ein letztes Brot. Wenigstens das. Ich sollte vielleicht eher los oder doch vorbestellen. Erst auf dem Rückweg fallen mir die vielen Wildgänse auf, die rechter Hand auf den Wiesen sitzen, wenn man Richtung Schwarzwasser fährt. Auch am Himmel ein Getöse, Zug um Zug nähert sich. Am Wiesenrand zwei Vogelbeobachter mit Hightech-Kameras. Dann höre ich die vertrauten Rufe. Auch ein Kranichpaar möchte sich niederlassen. Kurz vor unserem Dorf rennt mir fast ein Fasan in die Speichen. Hier ist ja einiges los heute.

Samstag, 17. Februar 2024

Kleinstädte am Wochenende

haben etwas Trostloses an sich. Das habe ich schon einige Male beobachtet. Wenn die Geschäfte um die Märkte herum geschlossen sind, dann würde zumindest ich auswandern wollen. Ich erinnere mich an ähnliche Empfindungen in Neustrelitz, Güstrow, Angermünde, Beeskow. Jetzt also in Kyritz. In der Bahnhofstraße haben mich in einem Schaufenster schon die blauen und weißen Kunstblumen in Töpfen deprimiert. Da ist der spielRaum in der Mittelstraße ein echter Lichtblick. Der Fußboden bunt, der große Raum hell, einladend, an den Wänden die Werke der gerade ausstellenden Künstlerinnen. Wieder staune ich über die so unterschiedlichen Talente, die es in der Region gibt.

Heute findet hier ein Workshop statt, in dem alte Postkarten neu und winterlich gestaltet werden können. Der Kaffee ist richtig lecker, der Kuchen bestimmt auch, aber ich faste ja. Beides gibt es kostenlos zum Workshop dazu. Ich bewundere die Betreiberin – wir haben uns letztes Jahr im Offenen Atelier kennengelernt – für ihren Elan. Einen solchen Ort zu schaffen, mit Leben und Ideen zu füllen, ihn zu „bespielen“ sozusagen, dafür braucht es neben Kompetenz auch Mut. Beides hat sie.

Mir geht es mal wieder so, wie es mir auch im Offenen Atelier oft gegangen ist. Alle anderen scheinen eine Idee zu haben, sie benutzen Pinsel, Farben, Scheren, ich habe eine Blockade. Macht aber nichts. Spaß hat es ja trotzdem gemacht, denke ich später im Zug und notiere die Sichtung von 23 Rehen und einem Graureiher.




 

Freitag, 16. Februar 2024

Regen

Den hatten wir ja lange nicht. Erst gestern am frühen Abend. Heute habe ich schon am Giebel in der Sonne gesessen. Mit den Erinnerungen von Claude Lanzmann. Das Buch hat mir Herr S. gegeben, der glaubt, dass mich die Berichte zu den Recherchen für die Dokumentation „Shoah“ interessieren könnten. Das stimmt, aber bis ich da mal angekommen bin. Bis jetzt haben mich vor allem die Beschreibungen der verschiedenen Hinrichtungsarten und der letzten Minuten und Umstände so ermordeter Menschen verstört. Mörder. Die Verschwörer vom 20. Juli. Die Geschwister Scholl. Arabische Offiziere. Chinesen, die von japanischen Soldaten geköpft wurden. Vielleicht sollte ich bis zur Mitte vorblättern.

Trotzdem habe ich jetzt gute Laune. Das wundert mich selbst. Ich habe ja nicht nur von der Guillotine gelesen, ich verzichte außerdem auf Süßes und Alkohol. Wahrscheinlich bin ich froh, weil ich noch lebe. Und weil ich zum Dichterinnentreff nach Kyritz fahre. Was da für Texte entstehen. Wäre Neid mir nicht so fremd…(Scherz). Unserer Anführerin gelingt es immer wieder, mir mit ihren Texten eine Gänsehaut zu bescheren.

 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Die Straße führt an überschwemmten

Wiesen vorbei. Schon haben Möwen die neuen Seen entdeckt, Schwäne gleiten stolz an ihnen vorüber. Ich bin so froh, dass mein Bike wieder schnurrt. Der Tipp mit dem Kontaktspray war genau richtig. Allerdings musste ich es zweimal benutzen. So wie ich auch das Touchpad von meinem Laptop zweimal mit Glasreiniger säubern musste, bevor der Cursor davon absah, weiterhin hin und her zu springen. Ich hatte ein wenig Wasser verschüttet, angeblich brauchen manche danach ein neues Gerät. Gut, dass ich den Buckower Freund fragen kann. Der hat für (fast) alle Störungen technischer Art eine Idee.

Mein Rad - es war schon 13 Jahre alt, als ich es gekauft habe - braucht einen neuen Akku. Er hat sich bereits informiert über alles. Wenn es wärmer ist, werden wir an die Arbeit gehen. Wir vor allem. Er bestellt die Teile, und dann lötet man so quer und einmal so, und das Löten kann dann ich übernehmen. Nicht wahr? Ich wollte doch auch lernen, wie man schweißt. Zwar kann ich mich an keine derartige Überlegung erinnern, andererseits kann es nicht schaden, ein paar Zusatzqualifikationen zu erlangen.


 

Montag, 12. Februar 2024

Es riecht nach Frühling

Der Waldboden zeigt frisches Grün. Beim Abendspaziergang höre ich die vertrauten Rufe vom Butterbaum, auch hinter dem Deich wird trompetet. Ein einzelnes Paar auf dem Feld vor mir, keine 100 Meter entfernt. Sie haben mich noch nicht entdeckt. Ja. Die Kraniche sind zurück. Im Laufe des Tages kreisten immer wieder einzelne Züge über dem Dorf. So war das auch vor einem Jahr. Da war ich noch als Besucherin hier. Wie die Zeit vergeht. Damals habe ich entschieden, in die Pampa zu ziehen, mir endlich den Traum vom Leben auf dem Land zu erfüllen. Das war ganz schnell gegangen, dafür habe ich keine Woche gebraucht.

Seit dem fühle ich mich für die Zukunft gestärkt. Oder gewappnet. Es ist ja wirklich leicht. Ich kann Entscheidungen treffen, und wenn sie sich als falsch herausstellen sollten, dann kann ich mich wieder neu entscheiden. War aber keine falsche Entscheidung. Das letzte Jahr war so spannend und abwechslungsreich, da möchte ich nichts missen. Auch die Tiefen nicht.


 

Freitag, 9. Februar 2024

An den Zweigen

des Sanddornbusches hängen dicke Wassertropfen. Auch meine kleinen Besucher sind nass, ab und zu schütteln sie sich. ..auf mein Gefieder nässt der Regen, flieg ich durch die Welt…Mein Gefieder ist bei meinem Ausflug nach Kyritz gestern trocken geblieben. Es fing erst an zu schneien, als ich schon wieder zu Hause war. Danke. Vor dem Dichterinnentreff wollte ich mir die Innenstadt, den Marktplatz anschauen, wollte im Café Schröder kaffeetisieren und dabei auf eine weitere Zeile für das angefangene Gedicht warten.

Das Café ist geschlossen, aber in der Bäckerei Hausbalk sitzt man auch nett. Die Bedienung ist freundlich und geduldig, sogar wenn man selber etwas vertüddelt ist. So vertüddelt, dass ich nicht daran gedacht habe, dass wir uns in den Ferien gar nicht treffen. Es war trotzdem ein schöner Ausflug. Die Fahrt mit den roten Triebwagen der Hanseatischen Eisenbahn vorbei an Wiesen und Feldern gemütlich, Kraniche und Rehe ganz nah. Wenn sie vor den nicht gesicherten Bahnübergängen ordentlich in die Tröte geblasen haben, wackelten mir allerdings die Ohren.

 

Mittwoch, 7. Februar 2024

Hinter der Brücke über die Alte Jäglitz

versuchte der Wind, mich in den Straßengraben zu schieben. Mit den schweren Gepäcktaschen. Ich muss ganz schön gewackelt haben auf meinem Bike, das Auto hinter mir umfuhr mich großräumig und langsam. Danke. Sehr freundlich. Aber freundlich sind die Brandenburger. Eine meiner Interviewpartnerinnen für das Schätze-Projekt sagte am Schluss, dass sie damals nach dem Studium und ihrem Pflichteinsatz hier in einer LPG – sie stammt ursprünglich aus Magdeburg – auch deswegen geblieben ist, weil hier ganz tolle und freundliche Menschen leben. Das kann ich bestätigen. Nicht immer ist es auf den ersten Blick erkennbar, auf den zweiten oder dritten schon.

Montag, 5. Februar 2024

Der Wind drückt

die Außenjalousien gegen die Fenster, wirft sie gelegentlich sogar dagegen. Eigentlich höre ich es die ganze Zeit irgendwo rumpeln und knacken. Die Knödel an den Zweigen der Feige werden hin und her geschaukelt. Das Wetter seit Tagen wenig einladend. Aber das macht nichts, ich hatte mit einer beginnenden Erkältung zu tun, die ich mit Hilfe kleiner Kügelchen in ihre Schranken weisen konnte, da treibt es mich nicht vor die Tür. Dem Hausmann ging es auch ohne Erkältung ähnlich – seit letzter Woche ist er zurück vom Bodensee – auch er war in den letzten Tagen häuslich.

Heute Nacht wurde ich von einer leisen Stimme neben meinem linken Ohr geweckt, die meinen Namen rief. Das ist jetzt das zweite Mal binnen weniger Monate, dass mir so etwas passiert. Immer ist der Ruf so echt, dass ich mich aufsetze und umschaue. Beim letzten Mal bin ich sogar ans Fenster gegangen und habe es geöffnet, weil ich Frau J. darunter vermutet hatte. Eine weibliche Stimme ruft meinen Namen. Weiter nichts. Keine Botschaft. Keine Anweisung. Ihr könntet euch mal was Anderes einfallen lassen. Ein brennender Dornenbusch wäre nicht übel. Eine laute Stimme, die "gehe hin und verkünde" sagt.

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine...