Montag, 29. Januar 2024

Gestern Morgen

beeindruckte mich die vom Frost gezeichnete Wiese, jetzt rennen da im Grün zwei Fasane herum. Sie kommen doch sonst im halben Dutzend. Wo ist der Rest? Und warum rennen sie so? Während ich das Geschirr spüle, Wäsche zusammenlege, Papiere ordne, höre ich einen Beitrag vom Deutschlandfunk. Autorinnen über das Altern. Eine sagt: …wir sind nicht mehr verführbar. Das heißt, wir sind jetzt frei. Sie bezieht ihre Aussage auf die Zeit nach der Menopause, in der wir – wir Frauen – erkennen, dass man uns belogen hat mit dem Glücksversprechen für die Zukunft. Ich kann mich zwar an keines erinnern, aber vielleicht war das auch metaphorisch gemeint. Egal. Die Aussage an sich ist ja richtig. Wer nicht verführbar ist, der ist frei. Allerdings vermute ich, dass sich die meisten Menschen – zumindest politisch – für nicht verführbar halten. Die anderen ja. Ich nicht.

Eigentlich sollte ich jetzt an den Schreibtisch (ich habe mich von einem sanften Hirnforscher und der Aussicht auf ein Zertifikat verführen lassen), wäre das Licht draußen nicht so verführerisch. Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich mich an der Giebelseite in die Sonne setze, die Augen schließe, die Wärme auf meinem Gesicht und Frühlingsdüfte genieße. Über mir flattern Meisen an Knödeln, ich höre die Geräusche ihrer Flügel. Ein sanftes Klatschen. Schwapp. Schwapp. Wenn ich die Augen ein wenig öffne, sehe ich vor mir zartes Grün. Die Wildrose hat neue Blätter. Der Kater sitzt neben mir vor dem Werkstattfenster. Schnurr.

Samstag, 27. Januar 2024


 

Wenn ich nicht mit aktuellen Modulen

der Ausbildung, die keine ist, beschäftigt bin, nicht über die Frage nachdenke, warum es nicht reicht, einfach „nur“ in Beziehung zu sein, sondern warum es echte Begegnungen braucht, damit wir uns in der Familie, der Freundschaft, der Liebesbeziehung, der Gesellschaft ent-falten können, wenn ich nicht mit der Zubereitung von Mahlzeiten oder dem Verspeisen selbiger beschäftigt bin, keine Rehe im Wald oder auf der Wiese erschrecke, nicht mit Frau J. kaffeetisiere, dann schau ich mir Dokumentationen über Tanz und Tänzer an. Dann zittere ich in „Call Me Dancer“ mit dem jungen Manish, der in Mumbai davon träumt, mit seiner großen Liebe – dem Tanz – Geld zu verdienen, damit er endlich seine Familie unterstützen kann.

Ich begleite junge Tänzerinnen und die ehemalige Solotänzerin Karen Kain vom National Ballett of Canada bei einer Neuinszenierung von „Schwanensee“. Staune über die Beharrlichkeit anderer junger Menschen, die sich am Konservatorium in Paris schinden. Ihnen allen geht der Tanz über alles. Ohne könnten sie nicht leben, sagen sie. Wenn das echt ist, wenn die Gefühle echt sind, dann haben sie ihr Geschenk an die Welt gefunden. Und das passt dann sogar zu meinen Modulen. Wir denken ja darüber nach, was unser Geschenk an die Welt ist oder sein könnte. Falls wir uns nicht so verwickelt haben und damit beschäftigt sind, lediglich Rollen zu spielen. Darüber kann man nämlich vergessen, dass man überhaupt ein Geschenk hat. Viele interessante Fragen. Und trotzdem hadere ich mit meiner Entscheidung.



Freitag, 26. Januar 2024

Fast auf die Minute genau

setzt der Regen ein, den das Regenradar vorausgesagt hat. Ich bin froh, dass ich meinen letzten Arbeitstermin in Berlin noch schnell verschoben habe. Da hätte ich ja triefend in der Bahn gesessen. Die ODEG fährt. Allerdings ist sie bis oder ab Spandau rappelvoll. Viele Menschen nutzen sie als Alternative zur S-Bahn. Ich bin froh, dass ich es ohne größere Probleme von Salzburg zurück nach Berlin geschafft habe. Hatte ich doch damit gerechnet, ab München in einem überfüllten Zug zu sitzen, da außer mir doch bestimmt noch andere die Kulanzregel in Anspruch nehmen und einen Tag früher fahren würden. War aber gar nicht so. Stattdessen hatte ich nicht einmal einen Nachbarn und konnte es mir bequem machen. Mal ein Bein hochlegen. So wie ich es mag.

Ich mag es auch, wieder nach Hause zu kommen. Man könnte sogar von Glücksgefühlen sprechen, die sich einstellen, wenn ich die Tür zu meinem Atelier öffne, den vertrauten Duft atme, die Umgebung mit frischem Blick betrachte. Wenn sich dann auch meine Vögel wieder blicken lassen…tutti bene oder so ähnlich.



Dienstag, 23. Januar 2024

Wenn es regnet,

wenn die Berge im Nebel liegen, der Schnee auf den Hügeln grau ist, dann sieht es nicht mehr ganz so idyllisch aus. Die Stimmung dann eher für Schwermütige. Schwermütig könnte man auch werden bei dem Gedanken an den fünftägigen Bahnstreik, der morgen beginnt. Ich soll meine Reise doch bitte so planen, dass ich entweder früher oder später fahre. Also fahre ich heute. Von den Kindern verabschiedet habe ich mich gestern Abend. Nachdem wir zu dritt auf meinem Bette sitzend die Küchenschlacht geschaut und nachdem ich mit dem Mädchen plötzlich eingekracht bin. Sie hatte gerade gesagt, dass sie meine Einbuchtung (die Grube am Hals) nicht vergessen wird. Und dann ein Ruck, schon saßen wir etwas tiefer. Der Lattenrost hatte die Stellung gewechselt. Was haben wir gelacht.

Meine Tasche ist gepackt, die Bettwäsche abgezogen. Die Haare sind gewaschen, die Freundin hat mir ein paar dünnere Strümpfe herausgesucht. Schwarz mit Glitzer. Die darf ich sogar behalten. Gestern sprachen wir darüber, dass ich mich ungern im halb desolaten Zustand auf Reisen begebe. Von wegen „oben hui, unten pfui“. Nicht mit mir. Wenn mir unterwegs etwas passiert, ich in Ohnmacht falle z. B., dann möchte ich einen guten Eindruck machen, sollte es nötig sein, mich zu entkleiden. Das fand das Mädchen witzig. Die soll mal in mein Alter kommen.

Sonntag, 21. Januar 2024


 

The same procedure

as yesterday. Die Frauen sitzen nach dem Frühstück am großen Küchentisch an ihren Laptops. Die Freundin wirkt bekümmert. Sie hat Gedankenzerfahrenheit, sagt sie. Der Junge rodelt derweil mit den Nachbarskindern auf dem Hausberg. Das Mädchen hat keine Lust, sie wird in zwei Stunden wieder auf Skiern stehen und den Anfängerhang herunterfahren, den sie sich gestern erobert hat. Ihre beiden Trainer waren voll des Lobes. So schnell lernen das nur sehr wenige Kinder. Es sei denn, sie werden auf Skiern geboren, wie das hier in der Gegend natürlich häufiger der Fall ist.

Die beiden Trainer haben nicht nur ihre drei Kinder super schnell auf Skier gestellt, sie haben mir auch erzählt, wie sie sich kennengelernt haben. Als hätten sie gewusst, wie viel Freude ich an solchen Geschichten habe. Natürlich sahen sie sich das erste Mal beim Skilauf. Bei ihm war es Liebe auf den ersten Blick, sie brauchte etwas länger. Acht Stunden länger. Und dann kam sie mit ihren Skiern, ihrem Rucksack und blieb. Drei Monate später wurde das erste Kind geplant. Wunschkinder auch die anderen beiden. Der Jüngste – noch keine drei – ein ausgemachter Charmeur. Berichtet wurde von einer kleinen Begebenheit, wie sie sich vor ein paar Wochen im Flugzeug zugetragen hatte. Wie sich der Kleine hinter einem Sitz versteckt hatte, um die nette Stewardess dann grinsend mit einem „Hallöchen Popöchen“ zu erschrecken. Als sein Papa ihm erzählte, dass ich mal in der Nähe vom Wannsee gelebt habe, fing er sofort an zu singen. „Pack die Badehose ein.“ Sie haben zu Hause eine alte Schallplatte, das ist sein Lieblingslied. Wie sich doch alles fügt manchmal.

Freitag, 19. Januar 2024

Flauschige Flocken

spielen vor meinem Fenster Fangen. Die Freundin hat mir den zweiten Kaffee ans Bett serviert. Sie steht kurz nach 6 auf, weckt die Kinder, die dann eine Stunde später über den Berg gefahren werden. Zur Schule. Zur Vorschule. Wenn ich aufwache, ist sie seit zwei Stunden auf den Beinen, hat schon wieder diverse neue Kilometer auf dem Tacho. Ständig muss irgendjemand gebracht oder abgeholt werden. Ich würde einen Trilli bekommen. Aber landschaftlich ist das natürlich sehr schön, geradezu beeindruckend, selbst wenn man kein großer Bergfreund ist. Was man alles betrachten kann. In der Ferne den Watzmann. Die Watzmannfrau (ist das schon gegendert?). Dazwischen die Watzmannkinder. Im Vordergrund der kleine Gaisberg.

Gestern war ich mit den Kindern im Haus der Natur, während die Freundin gearbeitet hat. Mir wurde ein echter Oktopus versprochen. Der sich uns sogar zeigte, bevor er hinter einer Felsspalte verschwand. Das war einerseits sehr beeindruckend – ich habe noch nie einen leibhaftigen Oktopus vor mir gesehen – andererseits habe ich mich wie ein Voyeur gefühlt. Ich verspüre zunehmend ein Unwohlsein bei der Betrachtung von Tieren in Gefangenschaft. Aber es gäbe eine Menge anderer Dinge anzuschauen, anzuhören, zu studieren. Würde man nicht ständig fortgezerrt vom Objekt der Begierde. Wie viel würde ich auf dem Jupiter wiegen? Wie klingt der perfekte Sound in dem kleinen Studio mit bequemen roten Plüschsesseln? Das habe ich jetzt alles nicht erfahren. Kinder halt.



Mittwoch, 17. Januar 2024

Überall Schnee

Auf dem Balkon, den Wiesen, den umliegenden Bergen. Eine kalte weiße Winterwelt. Die konnte ich gestern auch vom Zug aus bestaunen. Am schönsten fand ich die Strecke zwischen Erfurt und Bamberg. Die Hänge mit den schlanken, weiß gepuderten Fichten schienen einer geheimnisvollen anderen Welt anzugehören. Beim Betrachten stieg eine leise Sehnsucht in mir auf. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte mich in den Wald gesetzt. Und dann ging auch noch spektakulär die Sonne unter. Ich bin sehr froh, dass ich meine Reise nicht verschoben habe. Gestern Morgen war mir ein bisschen übel, ich hatte die Befürchtung, mich beim Freund vielleicht angesteckt zu haben.

Das hatte ich in München, als ich in meinem Anschlusszug saß, längst vergessen. Ein Sandwich und ein Bier bitte. Und dazu via Kopfhörer Beth Hart und Jo Bonamasssa, meine Reisebegleiter seit Florenz. Gestern noch eine kleine Abwandlung. Now and Then. Ich muss das mindestens einmal pro Tag hören. Na gut. Dreimal. Irgendwann stupste die Sitznachbarin von der anderen Seite des Ganges gegen meinen Arm. „Ja bitte?“ Sie wusste nicht, wie sie es mir auf deutsch sagen sollte. „Du machst immer so. Ist laut.“ Sie imitierte lächelnd meine Hand, wie sie gegen den Schenkel klatscht. „Tut mir leid. Ich lasse es sein.“ Und dann überlegte ich, ob ich ihr sagen sollte, dass sie noch Glück gehabt hat. Zu Hause trommle ich nicht nur, ich singe auch noch mit.

 

Montag, 15. Januar 2024

Auf dem Heimweg

sind die Bürgersteige mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Ich schleppe mich so dahin. Eigentlich wollte ich noch in die Edvard Munch Ausstellung in der Berlinischen Galerie, aber dann habe ich mich bei Humana vertüdelt. Jetzt tut mir mein Fahrgestell weh. Das Haus von weitem still und dunkel. Nirgendwo ein Licht. Das ist ungewöhnlich, wenigstens die Werkstatt ist sonst erleuchtet. Im Flur brennt das Notlicht. Aus der Küche höre ich Geräusche. Der Freund sitzt im Dunkeln im Wintergarten und hört Musik. Trotz Decke und Wärmflasche friert er. Seine Knochen schmerzen. Ich mache frischen Tee. Eine zweite Wärmflasche.

In meinem Zimmer setze ich mich mit Laptop ins Bett. Es müssen ein paar Mails geschrieben werden, und hier ist es warm und gemütlich. Als ich das nächste Mal nach dem Freund sehe, ist ihm so übel, dass er sich übergeben muss. Kurze Verschnaufpause, dann geht es von neuem los. So ging es mir vor etlichen Wochen. Vom Bodensee hörte ich gerade eine ähnliche Geschichte. Lasst den Kelch bitte an mir vorübergehen, einmal genügt. Ich könnte bleiben. Wenn ich mein Ticket jetzt storniere, bekäme ich sogar Geld zurück. Das soll ich nicht machen, morgen wird es besser sein. Darum bitte ich denn jetzt.

 

Samstag, 13. Januar 2024

Auf der Wiese

nur noch vereinzelt winzige Inseln von Schnee. Das Eis auf dem See hinter dem Garten schmilzt langsam. Die Meisen sind heute sehr zurückhaltend, aber ich habe gestern gesehen, dass bei der Nachbarin die Knödel im Dutzend hängen, da wundert mich das nicht. Kinder, ihr werdet mich noch vermissen. Oder auch nicht. Die Tasche ist gepackt. Das Geschirr abgewaschen, die Stecker gezogen. Wie war das eigentlich früher? Als ich noch ohne technisches Equipment unterwegs war? Da müsste mein Gepäck ja nur halb so schwer gewesen sein. Ich überlege, was ich unbedingt bei den Freunden in Österreich brauche. Und was beim Freund in Berlin? Da fahre ich ja zuerst hin. Die Kopfhörer. Das Tablet. Packe den Laptop ein und wieder aus. Wenn das so weitergeht, dann wird das nichts mit dem Zug um 14.37 Uhr.

Donnerstag, 11. Januar 2024

Zur Heilerin

Es ist kalt geworden. Da steige ich nur ungern aufs Rad, aber ich brauche Hilfe. In meinem Körper Chaos. Als wäre da eine einzige große Wunde. In dem alten Bauernhaus mit den niedrigen Räumen und den mit Lehm verputzten Wänden prasselt ein schönes Feuer im Ofen. Göttin sei Dank. Daneben die Holzscheite auf einer Leiter, das sieht aus wie eine Skulptur. Während die weise Frau mich mit einer Art Shiatsu behandelt und dabei mit Kräutern räuchert, fühle ich mich wie in einem anderen Jahrhundert. Es würde mich nicht wundern, wenn eine Katze durch den Schornstein käme. Sie kommt vom Dachboden. Ihr ist kalt, sie kuschelt sich an meine Beine. 

Nach der Behandlung würde ich mich gerne nach Hause beamen. Ich bin angenehm müde, ein wenig neben mir auch, nichts tut weh. So steige ich aufs Rad. Die Kälte kriecht mir unter den Mantel, in die Schuhe. Obwohl ich zwei Paar Handschuhe trage, habe ich das Gefühl, mir fallen gleich die Finger ab. Die Brille ist ständig von meinem Atem beschlagen, fast verpasse ich wieder den Abzweig zu unserem Dorf. Hinterher sehe ich, dass wir - 9 Grad haben. Das erklärt einiges. Da bin ich doch sehr froh, wieder zu Hause zu sein. Noch froher stimmt mich die Erkenntnis, welch interessante und vielschichtige Menschen ich durch die Interviews für das Schätze-Projekt kennengelernt habe. Welch ein Reichtum sich hinter den Fassaden verbirgt, denke ich. Eigentlich müsste über jede/n ein Buch geschrieben werden. Aber nicht von mir.


 

Dienstag, 9. Januar 2024

Der Crumble ist im Ofen

Die freundliche Frau von der Post hat mal wieder durch Hupen auf die Lieferung aufmerksam gemacht und mir die neuen Notizbücher und das Paket mit den Meisenknödeln über den Zaun gereicht. Vor dem Treffen mit der Freundin aus dem Nachbardorf - wir schreiben, reden - höre ich noch einmal Now and then. Ich kann den Song inzwischen mitsingen. ….I want you to be there for me..always to return to me…Und dann weine ich wie lange nicht. Beim ersten Hören dachte ich ja noch, ich wäre so gerührt, weil mich der Song an die verstorbenen Beatles erinnert. An John und George. Später sind mir dann meine eigenen lieben Verstorbenen in den Sinn gekommen. Anidana, der Freund, mit dem ich viele Jahre in der WG gelebt habe. Gestorben 2016. Zwei Jahre später starb meine Rudower Freundin. 2020 meine Mutter. Und jetzt die Erkenntnis, schockartig eben, dass ich hier und jetzt um meine Mama weine. Über sie schreibe ich zwei Stunden später einen kleinen Text. Vorlesen kann ich ihn nur mit Tränen in den Augen. Ja. Es ist wahr. Ab und zu vermisse ich dich. Ab und zu wünsche ich mir, du wärest hier.

Montag, 8. Januar 2024

Now and then

Ich weiß nicht, zum wievielten Mal ich das nun höre. Immer wieder kommt eine Träne. Es ist an mir vorübergegangen, dass es dank KI einen neuen Beatles-Song gibt. In den 70ern schrieb John drei Songs, nahm sie auf Kassette auf, diese gab Yoko irgendwann in den 90ern den drei anderen. Erst dank moderner Technik konnten sie aus dem letzten Stück einen Song machen. Vorher war Johns Stimme zu leise oder was weiß ich. Ich hätte von all dem auch nichts erfahren, wenn ich auf Arte nicht eine Doku über die Tournee-Jahre der Beatles gesehen und Youtube mir anschließend diesen letzten Song empfohlen hätte. Die Jungs haben so viel Spaß gehabt in den ersten Jahren. Bis ihnen der nach aufreibenden Tourneen und immer neuen Anforderungen der Medien und der Fans abhanden gekommen ist. Danach haben sie aber weiter tolle Platten produziert. In meiner Kindheit, meiner Teenager-Zeit habe ich sie verehrt. Im Gegensatz zu meiner Gartenfreundin war ich ein bekennender Beatles-Fan. Allerdings glaube ich nicht, dass ich in Ohnmacht gefallen wäre, hätte ich sie live sehen können. Aber now and then I miss them….

Sonntag, 7. Januar 2024

Die Hand vor Augen

sehe ich erst, nachdem ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe. Das dauert eine Weile. Dann sehe ich auch die feine silberne Schicht auf der großen Wasserfläche. Die Windräder blinken freundlich zu mir herüber. Ich hätte mir wärmere Schuhe anziehen sollen. In den Gummistiefeln habe ich nach wenigen Minuten Eisfüße. Dafür verbrenne ich mir am Glühwein die Zunge. Ab und zu landet eine Schneeflocke auf meinem Gesicht. Auf Euer Wohl liebe Gefährten, die Ihr mir so zuverlässig Gesellschaft leistet. Vom Wald her rauscht ein Wind. Der langgezogene Ruf könnte von einer Eule sein. Oder von einem Kauz. Ich habe ihn in den letzten Nächten öfter gehört, wenn ich schlaflos am offenen Fenster stand und meine Gedanken sich im Kreis drehten. Hey, ich trinke auf den Frieden!



Samstag, 6. Januar 2024

Reste von Schnee auf den Wiesen

Das Wasser geht fast bis zum Kompost. Es hat sich in Querrichtung ausgebreitet. Regnen soll es in den nächsten Tagen Gott sei Dank nicht. Am Knödel tummeln sich meine Vögel. Ein paar stehen immer an der Scheibe und schauen zu mir herein. Eine Meise hat mich mit ihrem energischen Klopfen heute sogar geweckt. Um halb zehn. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe. Vielleicht will der Körper das Schlafdefizit der letzten Wochen ausgleichen. Meine Psyche zumindest ist ausgeglichener. Geradezu aufgeräumt und heiter. Und dieses Gefühl hätte ich viel früher haben können. Würde ich unangenehme Aufgaben nicht vor mir her schieben.

Das Prokrastinieren muss ein Ende haben. Ich nehme mir das immer wieder vor. Gerade wenn es dir unangenehm ist mein Hase. Dann mache es sofort. (Man soll liebevoll mit sich selbst umgehen.) Damit könnte ich die ausgetretenen Pfade in meinem Gehirn, die sich schon in ganz jungen Jahren gebildet haben, neu überschreiben. Kein Wunder auch, dass ich mich vor dem Text, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte, gar nicht hätte fürchten müssen. Himmela..undzwirn. Man wird alt wie eine Kuh…Apropos Kuh. Heute habe ich mal gesehen, wie die Kühe umgesiedelt werden. Einer fährt vorneweg mit dem Rad, die Kühe traben hinterher. Ich wusste gar nicht, dass sie so schnell laufen können. Andererseits. Wenn ich einen zweiten Kaffee möchte, dann kann ich mich auch ganz schnell aus dem Bett schwingen.



Mittwoch, 3. Januar 2024

Als ich gestern Abend

wieder zu Hause war, hätte ich mich auswringen können. Was hat das geregnet. Aber dank der zweiten Leuchte habe ich mich immerhin auf der dunklen Landstraße sicherer gefühlt. Trotzdem bin ich dann fast an meinem Weg vorbeigefahren, in den ich einbiegen muss. Schon vor Wochen hat jemand das Schild geklaut. Ob man uns ein neues spendiert eines Tages? Der Geburtstag im Nachbardorf sehr schön. Alle hatten etwas für das Buffet mitgebracht. Nach dem Kaffee saßen wir am Kaminofen, in dem wieder ein wunderbares Feuer prasselte, lasen uns gegenseitig Gedichte oder kleine Texte vor, eine Frau spielte Akkordeon, ein Mann die Harfe. Das war sehr gemütlich, auch sehr anrührend teilweise. Ich hätte bleiben sollen. Mein Zoom für den Stammtisch-Call der potentiellen Potentialentwickler mal wieder unterirdisch.

Dienstag, 2. Januar 2024

Der Kater steht

draußen vor meiner Tür. Miauend. Es sieht aus, als hätte er auf mich gewartet. Ja, da guckst du blöd. Ich muss hier deinen Job machen. Geh mir bloß aus dem Weg. Meine Laune nicht im Plus-Bereich. Zumal ich merke, dass es schon wieder nieselt. Ich bin im Morgenmantel unterwegs, habe mir gerade mal einen Schal umgelegt. Egal. Missmutig stapfe ich in meinen quietschenden Gummistiefeln ungefähr 100 Meter in den Wald hinein. Da lüfte ich dann die Müslischale, mit der ich auch meine zweite Maus gefangen habe. Sie raschelte ganz ungeniert unter der Spüle herum. Da habe ich erst vor ein paar Tagen aufgeräumt, angefressene Plastik- und Papiertüten entsorgt. Wir haben ein bisschen Katz und Maus gespielt, dann hatte ich sie. Und komm bloß nicht wieder zurück, sage ich dir!

Montag, 1. Januar 2024

Aufgeschoben ist leider

nicht aufgehoben. Und deswegen saß ich gestern bis kurz nach 23 Uhr an den Korrekturen der letzten Texte für unseren Katalog. Seit Wochen hatte ich deswegen Bauschmerzen. Hatte mich innerlich und äußerlich im Kreis gedreht, schlecht oder gar nicht geschlafen. Habe mir selber Druck gemacht und mir Druck machen lassen. Und dann die Erlösung. Das Ende. Die Entspannung. Mit dem Cremant unterm Arm bin ich zu den Nachbarn gegangen. Später saßen wir draußen im Halbkreis am Feuer, es gab Mitternachtssuppe, geistige Getränke. Liebe Gedanken und Worte wurden elektronisch hin und her geschickt. Die Gänse taten mir leid, die aufgeregt schnatternd über uns hinweggeflogen sind. Aus dem Wald rief die Eule. Der Waldkauz. Frieden für alle Wesen!

Fast geschafft

Es ist mir schon beim Frühstück aufgefallen. Die Weihnachtsmusik geht mir auf den Senkel. Vielleicht wäre es anders, gäbe es wenigstens eine...