beeindruckte mich die vom Frost gezeichnete Wiese, jetzt rennen da im Grün zwei Fasane herum. Sie kommen doch sonst im halben Dutzend. Wo ist der Rest? Und warum rennen sie so? Während ich das Geschirr spüle, Wäsche zusammenlege, Papiere ordne, höre ich einen Beitrag vom Deutschlandfunk. Autorinnen über das Altern. Eine sagt: …wir sind nicht mehr verführbar. Das heißt, wir sind jetzt frei. Sie bezieht ihre Aussage auf die Zeit nach der Menopause, in der wir – wir Frauen – erkennen, dass man uns belogen hat mit dem Glücksversprechen für die Zukunft. Ich kann mich zwar an keines erinnern, aber vielleicht war das auch metaphorisch gemeint. Egal. Die Aussage an sich ist ja richtig. Wer nicht verführbar ist, der ist frei. Allerdings vermute ich, dass sich die meisten Menschen – zumindest politisch – für nicht verführbar halten. Die anderen ja. Ich nicht.
Eigentlich sollte ich jetzt an den Schreibtisch (ich habe mich von einem sanften Hirnforscher und der Aussicht auf ein Zertifikat verführen lassen), wäre das Licht draußen nicht so verführerisch. Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich mich an der Giebelseite in die Sonne setze, die Augen schließe, die Wärme auf meinem Gesicht und Frühlingsdüfte genieße. Über mir flattern Meisen an Knödeln, ich höre die Geräusche ihrer Flügel. Ein sanftes Klatschen. Schwapp. Schwapp. Wenn ich die Augen ein wenig öffne, sehe ich vor mir zartes Grün. Die Wildrose hat neue Blätter. Der Kater sitzt neben mir vor dem Werkstattfenster. Schnurr.