Dienstag, 6. Mai 2025

Auch hier duftet der Flieder

Auch hier ist die Natur im Frühlingsrausch. Nur die Geräusche sind andere. Wenn ich abends im Bett liege, braucht mein Gehirn eine Weile, bis es verstanden hat, dass da kein Donner grollt, sondern Autos über das Pflaster rollen. Stadtgeräusche eben. Und dann schlafe ich. Schlafe mehr als gewöhnlich. Mehr und friedlicher so insgesamt. Die körperliche Reinigung, die zu der seit längerem geplanten und endlich in Angriff genommenen Darmsanierung gehört, scheint mit einer geistigen Reinigung einherzugehen. Ich bin zwar langsamer, dafür aufmerksamer. Interessiere mich weniger für Youtube und lasse den großen Flachbildschirm links liegen. Das ist noch nie vorgekommen, wenn ich hier beim Hund war. Es interessiert mich einfach nicht.

Dafür lese ich mit großer Freude und großen Pausen. Das Buch "Der unendliche Gipfel" des Niederländers Toine Heijmans entführt mich in Bergwelten und auf Achttausender, die mir eigentlich Schnuppe sind, von denen ich aber im Moment gar nicht genug bekommen kann. Wie soll das nur weitergehen, wenn ich am Ende des Romans angekommen bin? Ich lebe mit Walter, diesem einsamen Bergmenschen, der mir nicht nur vom Warten auf das richtige Wetter am Everest erzählt, sondern von der Freundschaft zweier Männer, die vor allem die Leidenschaft für Berge, deren Bezwingung und für neue Routen teilten. Quasi nebenbei erzählt er Geschichten von großen Bergsteigerpersönlichkeiten, vom Scheitern und vom Sterben am Berg, und auch die Geschäftemacherei mit den Bergen, der ganze Kommerz und Wahnsinn wird nicht ausgeklammert. Wahrscheinlich hätte ich mir das Buch selber nicht gekauft, nun bin ich froh, dass es mir hier sozusagen vor die Nase gelegt wurde. Danke.   

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