Vorgestern recherchierte ich, ob rund um den Gollenberg, also dort, wo einst der Flugpionier Otto Lilienthal verunglückte, ein Café oder dergleichen existiert. Ich verbinde Ausflüge ja gern mit einer kleinen Einkehr. Google Maps zeigte mir "Die alte Tanke" in Rhinow an. Etwas später sah ich eine Doku vom NDR über Menschen, die ehemalige Bäckereien, Dorfläden usw. wiederbeleben. Dabei dachte ich, so etwas wünsche ich mir auch vom rbb. Und was wurde mir gestern Morgen als erstes angeboten, nachdem ich mein Handy eingeschaltet hatte? Eine Doku vom rbb. "Mittagstisch in Brandenburg". "Die alte Tanke" gleich am Anfang. Ganz sicher kein Zufall. Die Preise für die heutige Zeit enorm günstig, es kommen LKW-Fahrer, Handwerker, viele Stammgäste, Touristen. Und ganz nebenbei hat eine junge Frau Arbeitsplätze für vier Menschen geschaffen.
Ein interessanter Bericht auch über einen älteren Mann, Rentner schon, der jeden Donnerstag mit seiner Gulaschkanone voll mit Erbsensuppe nach Nauen auf den Markt fährt, wo er oft schon erwartet wird. Man kann die Suppe mit Bockwurst für 4 Euro bei ihm kaufen. Im Winter kommen die Menschen mit Töpfen. Er macht das als Hobby. Manchmal lese ich auch ein paar Kommentare. Die meisten sehr positiv. Nicht alle Menschen haben einen prall gefüllten Geldbeutel, Rentner in Brandenburg schon gar nicht, da ist ein günstiger Mittagstisch willkommen. Aber natürlich schrieb auch jemand, das wäre ja alles sehr ungesundes Essen, zum Abgewöhnen, er wäre froh, dass er in Berlin wohnt. Da bin ich dann auch sehr froh gewesen. Und habe mich dermaßen froh gestimmt auf mein Rad geschwungen.
Über Sieversdorf, Großderschau, Altgarz bin ich die meiste Zeit auf schönen Radwegen direkt zur "Alten Tanke" gefahren, um der Betreiberin meine Hochachtung auszusprechen und eine Kleinigkeit zu speisen. Das war gut. Dafür, dass mir der Sahnehering später schwer im Magen lag, konnte die junge Frau nichts, das war meiner Wahl geschuldet. Ich hätte etwas Leichtes nehmen sollen, die Kartoffelsuppe vielleicht. Und trotzdem war bei der Weiterfahrt in mir alles aufgeräumt und heiter. An einem solchen Tag erklettert
man die Leiter, wie Mascha Kaléko einst dichtete. Ich habe die Leiter
nicht erklettert, ich bin auf den Gollenberg gestiegen. Nicht ganz, vielleicht fehlten 10 oder 20 von den 109 Metern, aber da ich keine Luft mehr bekam, bin ich wieder umgedreht, mein Spray war natürlich zu Hause. Aber es war auch so schön.
Dieser weite Blick über die Landschaft. Der Duft des Waldes. Die Pizzeria mit der schönen Aussicht gleich in der Nähe der alten IL 62, nach Lilienthals Frau "Lady Agnes" genannt, das nette, leider nur Donnerstag und Sonntag geöffnete Antiquariat "Windlicht". Da wollte ursprünglich mal jemand DDR-Bücher vor der Vernichtung retten, inzwischen kann man an die 20000 Bücher auch leihen. Immer Donnerstag und Sonntag geöffnet. Da muss ich also noch ein zweites Mal kommen.
Gestern war ich 6 Stunden unterwegs, bin insgesamt 37 km gefahren. Peanuts also. Aber ich mag es, an schönen Orten zu verweilen, zu sitzen, zu schauen, auf die Geräusche zu lauschen, zu sinnen. Wenn ich dann auf der Rückfahrt noch meinen ersten Storch sichte, bin ich mit allem einverstanden. Mögen alle Wesen vollkommen glücklich sein....in Frieden und Liebe leben. Wie mein Lieblings-Zen-Meister sagt.