Wieder der Mond. Jetzt qualmen die Heuballen, und über der Wiese hängt ein kleiner Nebel. Im Traum habe ich einem Rehkitz aus seinem Kokon geholfen. Da war keine Mutter, die es zur Welt gebracht hat. Es muss in diesem Fellei herangewachsen sein. Klein und zittrig stand es auf seinen Beinen. Wohin mit ihm? Während ich überlegte, verschwand es. Ich suchte, und als ich nach einer Weile den Bettüberwurf anhob, sah ich es unter dem Bett liegen. Neben der kleinen Katze, die nicht viel älter sein konnte als das Kitz. Pass gut auf sie auf, sagte ich.
Wenn wir in der Gestaltausbildung Träume analysiert haben, mussten wir in jede einzelne Rolle schlüpfen. Ich bin das kleine Kitz, das nicht weiß, wo es gelandet ist. Ich bin verwirrt. Ich bin die kleine Katze, die jetzt eine Aufgabe hat. Ich muss mich um dieses andere Wesen kümmern. Wo fange ich an? Was soll ich tun? Und ich, die Protagonistin, habe jetzt ein Kitz und ein Katzenbaby unter dem Bett. Da werden sie eine Weile bleiben können. Zuerst muss ich mich über Kitze informieren.
Eigentlich ein harmloser Traum, könnte man denken. Ich war in keinem Paralleluniversum. Habe keine Abenteuer erlebt. Mörder und Vergewaltiger waren auch nicht hinter mir her. Seit ich 70 bin, habe ich keine Alpträume mehr gehabt. So kann es gern weitergehen. Schickt mir noch einen kleinen Wolf, einen Oktopus, einen Kranich. Und wenn ich schon beim Wünschen bin, ein kleiner Elefant wäre auch nicht übel.
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