Ich laufe durch Laub in allen Zwischentönen von Gelb, Braun und Grün. Am See knistert es schon leise unter den Füßen. Das Fräulein schnuppert ungerührt ob des zischenden Schwans an der Wassergrenze herum. Du kannst mir gar nichts. Wenn sie sich da mal nicht irrt. Aber der Schwan ist nicht auf Krawall gebürstet, der schwimmt ein Stück zurück. Der Klügere gibt nach.
Ich liebe nicht nur den Herbst, ich liebe es, in dieser Jahreszeit am See zu sein. Wenn Spaziergänger in überschaubarer Zahl unterwegs sind, wenn alles ein bisschen ruhiger und entspannter als im Sommer ist. Der See kann sich ausruhen. Und mir kommt es so vor, als würde er genau das auch tun.
In den letzten Tagen war ich täglich mit dem Fräulein am Wasser. Mal habe ich in der Sonne gesessen, ein anderes Mal habe ich die kleinen Kreise bewundert, die von Regentropfen gemacht werden. Wie wehmütig mir manches Mal war. Ich fühlte mich weich, verletzlich, ein wenig traurig auch. Kein Wunder vielleicht, hatten mich doch neben dem Infekt mal wieder Atemnotattacken in Schrecken versetzt. Ich bin dann nach Luft schnappend, verzweifelt, vor die Tür gelaufen. Es würde wohl jemandem auffallen, wenn ich da herumliege. Gott sei Dank kam es nicht dazu.
Aber wenn ich so schnell sterben könnte - kann man immer, aber nicht immer ist es einem bewusst, ich zumindest denke im Normalfall nicht täglich daran -, dann taucht in mir immer die Frage auf, ob ich das Leben lebe, das ich leben will. Ob ich an dem Ort bin, an dem ich sein will. Ja. Bin ich. Aber. Ich würde gern ein paar Dinge von hier mitnehmen - in mein neues Zuhause. Den See. Die Nähe zu ihm. Das ist ein solches Geschenk, das war mir in den vielen Jahren, die ich hier gelebt habe, auch immer bewusst. Auch die netten Hundekontakte würde ich gern behalten. Ich bin fast täglich mit anderen Hundehaltern ins Gespräch gekommen. Manchmal war das richtig tiefsinnig. Wie sollte man leben? Was ist wichtig, wenn man Rentner wird? Andere Menschen - jüngere halt - beschäftigen diese Fragen. So wie sie mich auch immer noch beschäftigen. Ein nettes Café gefiele mir auch. Ich war jetzt in keinem, aber ich hätte gekonnt. Mal schauen was mir noch in den Sinn kommt, wenn ich wieder zu Hause bin. Und noch interessanter ist das, was aus diesen Überlegungen folgt. Ob etwas folgt. Ich folge dem Fräulein. Sollte nicht eigentlich sie mir???
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