Sonntag, 22. Juni 2025

Abends kommen die Rehe

Wo sie wohl tagsüber sind, wenn es so heiß ist. Vielleicht legen sie sich im Wald unter einen großen Farn. Ich habe mich in mein kühles Atelier zurückgezogen, habe nur draußen gefrühstückt, Wäsche aufgehängt, eine Stunde später wieder abgenommen. Ich war froh, dass es keine Termine gab, die ich wahrnehmen musste oder wollte. 

Im Offenen Atelier war ich am Freitag bei noch angenehmen Temperaturen, und als wir uns gestern zum Singen trafen, konnten wir dies sehr schön unter der Esche im Kirchgarten tun. 

Auch in diesem Jahr stelle ich fest, dass der Sommer durch die regelmäßigen Fahrten ins Nachbardorf zum Offenen Atelier eine Struktur bekommt, die mir gut tut. Die mir auch gut tut, wenn ich missmutig auf mein Werk schaue und denke, dass ich mal wieder verschlimmbessere. Wenn Ermunterung oder gar Lob mich irritieren. Aber ja, ich mache weiter, gebe nicht auf. 

Die sich rund um das kreative Gestalten ergebenden Gespräche heben meine Laune allerdings. Vor allem wenn ich mit Jugendlichen rede, die von ihrer Schule schwärmen. Die sind tatsächlich manchmal traurig, wenn sie in die Ferien müssen. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach Schulplätzen und damit einhergehend nach Wohnraum für Familien so groß ist. Es gibt Eltern, die ziehen schon während der Schwangerschaft in die Gegend. Damit sie hier einen Kitaplatz und später einen in der Freien Schule bekommen. Das erklärt auch, warum so viele Menschen, die ich in den 2 1/2 Jahren hier kennengelernt habe, schon mal in meinem Atelier gewohnt haben. Manchmal denke ich, die haben hier alle schon mal gewohnt. Damit überbrückten sie die ersten Monate oder Jahre, bis sie das passende Haus, die passende größere Wohnung gefunden hatten. Denn für 3 oder 4 Personen ist die Hütte zu klein. Für mich ist sie aber genau richtig.

Richtig bzw. wünschenswert wäre endlich die Sichtung von Glühwürmchen. Von mehreren also. Deswegen habe ich weiß gekleidet und sanft nach Knoblauch duftend - Mückenprävention - noch einmal das Haus verlassen und bin ein Stück in den Wald gegangen. Aber nüscht. Niente. Nur die Dame, die gestern schon für 2 leuchtete. Man könnte sie für eine Glühbirne halten, die jemand im Laub versteckt hat. Schätzekin, ich fürchte, du musst noch ein bisschen warten. Außer dir leuchtet hier gar nichts.

 

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