ins Bett gegangen bin, habe ich noch schnell zum Fenster herausgeschaut. Im Nachbarhaus war alles dunkel. Gut. Dann würde Frau J. wohl schlafen. Sie ist krank. Hätte mich gar nicht vom Bahnhof abholen sollen. Versprechen hin und her. Ich hätte in Berlin bleiben, vielleicht hätte auch jemand anders. Aber hätte hätte. Frau J. ist ziemlich stur, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Nein. Ich könne nichts für sie kaufen. Das müsste sie schon selbst. Und dann sah es im Supermarkt ein paar Mal so aus, als würde sie gleich umfallen. Was dann Gott sei Dank nicht passiert ist. Auch die Frau an der Kasse schien besorgt.
Während wir dann sehr langsam zu unserem Dorf fuhren – die Wege waren teilweise vereist, ab und zu rutschten wir hin und her, es war diesig und schneite – erzählte Frau J. von anderen Wintern vor vielen Jahren und was ihr da passiert war. Einmal war sie im Graben gelandet, einmal hatte sich das Auto überschlagen und war auf dem Dach zum Stehen gekommen. Weil sie mich schützen wollte, hatte sie eine Maske vor Mund und Nase, und durch die hindurch habe ich nur die Hälfte verstanden, aber die Hälfte genügte. Liebes Universum oder wer auch immer hier zuständig ist, bitte macht, dass wir heil heim kommen. Hat geklappt. Und dann dachte ich, dass es gut ist, dass ich da bin. Man sollte hier nicht krank und alleine sein. Eine muss das Holz für den Ofen holen – das Haus von Frau J. wird nur mit Holz beheizt – oder mal eine Mahlzeit zubereiten. Notfalls auch einen Arzt rufen. Oder den Nachbarn. Und falls es hier drin mal ein bisschen wärmer wird – vorhin hatte ich noch 10 Grad, nach einer Woche Abwesenheit kein Wunder – dann verlasse ich auch das Bett.