Die Esskastanie plustert sich auf. Ich sitze still und genieße den frischen Wind. Pause. Bis eben habe ich gesaugt, gewischt, im Bad auch gescheuert. Nachdem ich mich in den beiden letzten Tagen mit Zahlen beschäftigt habe, empfinde ich ein solches Tun als sehr befriedigend. Auf den Tisch neben mir setzt sich ein Schmetterling. Seine zarten Flügel zittern. Im Lavendelstrauch flattern aufgeregt die Kohlweißlinge. Wo sie sich wohl bei einem richtigen Sturm verstecken?
Heute Nacht habe ich einen Grashüpfer erschreckt. Das Badfenster stand auf Kipp; er muss irgendwo in der Gardine oder in einem Spalt gesessen haben. Nun hockte er auf dem weiß gefliesten Fensterbrett, auf dem sein grüner Körper gleich noch ein wenig grüner schien. Seine Fühler bewegten sich kaum merklich. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt einen so großen Grashüpfer gesehen habe – es muss Jahrzehnte her sein.
Manchmal haut mich die Erkenntnis fast um, dass in jedem Lebewesen, das mir begegnet – dem Reh auf der Wiese, der kleinen braunen Kröte im Garten, den Schmetterlingen, selbst in der lästigen Fliege an der Wand – dieselbe Kraft pulsiert wie in mir: das Leben, das leben will.
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