Donnerstag, 15. Mai 2025

Windstärke 5

Die jungen Birken mit ihrem frischen Grün winken zu mir herüber. Ringsum in den Vogelkästen herrscht reger Betrieb. Stare und Spatzen fliegen ein und aus, manchmal legen sie auch eine kurze Rast auf dem Dach ihrer Häuser ein. Überall raschelt und klingt es. Auch der Pirol ist seit Tagen überaus munter. Die Nachtigallen hört er schon seit Wochen, behauptet der Hausmann, der gestern im Bohnenbeet eine Knoblauchkröte gefunden hat. Fast hätte er sie mit der kleinen Hacke erwischt. Die Knoblauchkröten, die zu den kleineren Froschlurchen gehören, graben sich mit ihren Hinterfüßen in die Erde ein - bevorzugt in Sand - leben also gefährlich. Sie stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten und werden auch gern von Waldkauzen verspeist. Ich hoffe, die kleine Kröte konnte sich schnell wieder eingraben. 

Die Bohnen sollen nach der Kalten Sophie in die Erde, das habe ich in einem alten Kalender gelesen. Kalte Sophie ist heute. Dann werde ich sie morgen setzen. Auf den letzten Drücker, denn übermorgen fahre ich nach Österreich, wo ich ein paar Tage bei dem Mädchen bleibe, während meine Freundin mit dem Jungen zum turnusmäßigen MRT fährt. Immer wieder eine Zitterpartie. Ich weiß nicht, nach wie vielen Jahren Kinder, die ein Neuroblastom hatten, als gesund eingestuft werden, aber ich wünsche so sehr, dass es nicht mehr lange dauert. Die Familie braucht dringend so etwas wie Normalität, da wäre eine Unterstützung durch die Schule schon sehr hilfreich. Allerdings klappt das nicht. Dafür ist der Junge - leider, leider - nicht behindert genug. Gibt es denn mehr als 100 %? Aber ich will mich da gar nicht hineinsteigern. Hier und jetzt könnte ich meinen Ärger am Brombeerbeet ausagieren. Das habe ich erst zur Hälfte geschafft. Eine Stunde Zeit habe ich noch.   

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Erst so, dann so