Dienstag, 4. Februar 2025

Kokosnuss mit Meise abgestürzt

Aber ich habe unten vor meinem Fenster keine Leiche, eine Weile auch keine Kokosnuss gefunden. In der hohlen Nuss serviere ich Sonnenblumenkerne. Der große Knödeleimer ist nämlich leer. Ich muss zum Dealer nach Neustadt. Bei dem schönen Wetter - sonnig, aber kalt - vielleicht keine ganz schlechte Idee. Aber ich bin spät dran heute.

Die Nacht war kurz und dunkel, mein Fühlen unterirdisch. Das Aufwachen nicht viel besser. Noch während des morgendlichen Schreibens bin ich Göttin und einigen Umwegen sei Dank (Chalice Verlag, Deutschlandfunk) bei Jon Fosse gelandet bzw. in seinen Welten verschwunden. In Welten, die auch meine Welten sind, jedenfalls gelegentlich. Wenn ich nicht gerade der Meinung bin, dass Gott doch nicht das Wahre wäre für eine aufgeklärte Person wie mich. Und lieber einem sexy ZEN-Meister lausche. Ist ZEN an sich nicht sowieso viel sexier als Gott? Mit ZEN kann man auch intellektuell sein. Oder mit dem Quantenfeld. Aber Gott? 

Andererseits wurde ich vor fast 30 Jahren nicht mit "Ehre das Quantenfeld, die Quelle, Manitu, indem du ihn lebst" gerufen oder erschreckt, sondern mit einem eindeutigen "Ehre Gott...usw." Würde ich mich doch nur nicht so schwer tun mit diesem Wort. 

Doch dann reichen ein paar Passagen aus Texten von Jon Fosse, die mir eine Gänsehaut und Tränen bescheren und ich bin wieder einverstanden. Ja. Gott ist auch das leuchtende Dunkel in mir. Und wenn Jon Fosse in seinem Roman "Der andere Name" den Maler Asle mit dem Kyrie eleison seine Traurigkeit und seine Angst überwinden lässt, dann weiß ich, wovon er schreibt. Auch mir gelingt es gelegentlich, die eigene innere Unruhe, die Angst mit Worten auszuschalten. Mit dem Herzensgebet, das eigentlich nicht viel anderes als das Kyrie. Oder mit Psalm 23. Was bin ich doch für eine schwankende, immer wieder die Dinge in Frage stellende  ungläubige Gläubige, dachte ich vor einer Stunde noch. Inzwischen denke ich, dass dies wohl der normale Prozess ist. Es gibt keine Gewissheiten. Nur die eine: Eines Tages muss ich, muss jeder sterben.


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