Dieser sah ein wenig zerrupft aus, sein Gefieder war nass, der Schnabel leicht geöffnet. So schaute er nach dem Knödelbesuch vom Fensterbrett aus zu mir herein. Wohnst du hier? Ja. Und du? Er ist ohne Antwort davon geflogen, hat sich aber noch einige Male blicken lassen.
Ich bin froh, dass ich die Reise nach Österreich um eine Woche verschoben habe. Nicht ganz freiwillig, ich musste einen dringenden Termin in Neuruppin wahrnehmen, aber ich bin so gerne zu Hause, wenn ich eine Weile fort war. Die Weile muss auch gar nicht lange sein. Anderthalb Wochen genügen, um mein Herz beim Heimkommen vor Freude höher schlagen zu lassen. Wenn Kraniche mich begrüßen. Falls mir die Bahn das Heimkommen möglich macht. Was am Samstag nicht ganz klar war. Nicht nur, dass Rolltreppen und Aufzüge am Bahnhof Zoo nicht funktionieren - es gibt tatsächlich Menschen, die einer alten, nach Luft schnappenden Frau den Trolley die Treppe hoch tragen - die Züge in unsere Richtung fallen neuerdings einfach aus. Dann steht frau da und weiß nicht, wann und ob der nächste fährt. Sehr rührend, dass mich der Chef des Fräuleins heimfahren wollte, nachdem er mitbekommen hatte, dass ich immer noch in Berlin war. Gerade war er nach Hause gekommen, schon wollte er die 80 km in mein Dorf fahren. Was ich natürlich nicht angenommen hätte. Göttin sei Dank fuhr dann doch ein Zug. Nur war mit der Verspätung meine Abholung hinfällig.
Der Taxi-Unternehmer in Neustadt fährt nicht nur nicht in mein Dorf, der geht erst gar nicht ans Telefon. Das hatten wir schon. Der Italiener, den ich anschrieb, war selber in Berlin, sonst hätte er natürlich gern. Der Nachbar, der sich manchmal um die Kühe kümmert, war der nächste, den ich kontaktierte. Er war bekümmert. Sein Auto springt zur Zeit nicht an. Aber er wollte sich was überlegen, ich solle doch erstmal einen Kaffee trinken und ein Stück Gebäck zu mir nehmen. Das war mein Plan. 10 Minuten später rief er mich zurück. Er hätte sich ein Auto geborgt und würde pünktlich am Bahnhof sein.
Wenn ich an die letzten Tage denke, dann fällt mir wieder einmal auf, dass die meisten Menschen gut sind. Freundlich und hilfsbereit. Dafür bin ich dankbar. Daran möchte ich mich erinnern, wenn mich Nachrichten ärgern, frustrieren, in Angst versetzen, Sorgen bereiten. Auch wenn ich mich den Leidmedien verweigere, da schwappt ja immer etwas zu mir rüber. Und dann reagiere ich (leider) nicht mit Gleichmut. Da kommt manchmal eher ein HB-Männchen zum Vorschein. Was völlig nutzlos ist. Weil ich nichts am Geschehen ändern kann. Also stattdessen lieber atmen, schauen, mich auf das Gute besinnen. Wie oft ich mir das schon erzählt habe.....immer wieder erzählen muss...Om...Amen...Hugh...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen