Sonntag, 20. Oktober 2024

Als ich heute Morgen sinnend

mit dem zweiten Kaffee im Bette saß, habe ich noch einmal über dieses "vorübergehend" nachgedacht. Die neue Webseite sollte "Ich bin hier nur vorübergehend heißen". Es gab ja etliche Situationen oder Entscheidungen in meinem Leben, die ich für "vorübergehend" hielt, die dann aber doch eine ganze Weile dauerten. Das hat schon früh angefangen. Eines Tages wird sich meine wahre Familie melden, die haben mich hier nur vorübergehend untergebracht, dann wird sich alles aufklären und sie werden mich aus der Laube holen. Dachte ich mit zehn oder elf. Aber natürlich wusste ich schon ein oder zwei Jahre später, dass solche Geschichten nur in Büchern vorkommen. Ich musste also warten, bis ich so alt war, dass ich selber gehen konnte. Nach einer Weile war mir klar, dass ich auch in diesem Land nicht leben konnte, wollte. Ich hasse es, wenn man mir vorschreibt, was ich lesen, denken soll. Dachte ich mit Anfang zwanzig in Ost-Berlin. Und dann hatte ich Glück - oder auch nicht, ich denke da mit zunehmendem Alter immer mal wieder anders drüber - und wurde 1981 mit meinem kleinen Sohn zusammen freigekauft. Noch später fand ich den Job langweilig, es war klar, dass ich den nur vorübergehend ausüben würde. Dann gab es immer wieder kleine Verbesserungen, mehr Verantwortung, mehr Gehalt, ich bin zwanzig Jahre geblieben. Von all den kleinen Dingen - Herde, die nur kurze Zeit, vorübergehend eben, den alten defekten ersetzen sollten, notdürftige Reparaturen, die ja nur vorübergehend wären, bis ich mal mehr Zeit hätte - ganz zu schweigen. 

Inzwischen muss ich selber lachen, wenn ich mich bei dem Gedanken ertappe, dass ich hier nur vorübergehend bin. Du weißt doch, mein Hase (ich rede gern mit mir selbst), dass der ganze Aufenthalt hier auf diesem Planeten, dieser Erde, in dieser Gestalt nur vorübergehend ist, oder? Du sagst also eigentlich nur das, was wahr ist. Ich weiß. Aber schön, dass wir noch einmal drüber gesprochen haben.

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