schrieb ich am Protokoll unserer Vereinssitzung. Habe ich schon erwähnt, wie sehr mir eine solche Arbeit missfällt? Weder lese ich Protokolle noch möchte ich selbst welche verfassen. Eigentlich (blödes Wort) möchte ich auch nicht in Vereinen herummeiern – aber manchmal schlittere ich in Situationen hinein. Erst recht, wenn sie einem guten Zweck dienen – in diesem Fall dem Erhalt einer alten Kirche.
Eine sehr gute Idee scheint mir das Erinnerungsprojekt zu sein, das unser Verein für die kommenden Monate plant. Menschen sollen von ihren Schätzen erzählen: von der alten Tasse der Oma, mit der sie immer in den Garten gegangen ist, vom ersten Liebesbrief, von einem alten Bild – was auch immer.
Es geht nicht um Dinge, die für teuer Geld verkauft werden könnten. Es geht um die Erinnerungen, die mit dem Objekt verbunden sind. Da würde ich mich gern engagieren – Interviews führen und daraus Texte für einen Katalog und für die geplante Ausstellung schreiben.
Kein Wunder, dass ich überlege, ob ich über einen entsprechenden Schatz verfüge. Was ist mir so wichtig, dass ich es über die Jahre hinweg aufbewahre?
Aufbewahren werde?
Ein frühes Selbstporträt meines Onkels in Australien. Er hat es gezeichnet, als er fünfzehn war. Zu diesem Teil der Familie wollte ich immer gehören – zu den Künstlern.
Von meinem Vater habe ich ein paar Briefe, die er Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre aus dem Zuchthaus an seine Mutter geschrieben hatte. Man hatte ihn damals verurteilt, weil er angeblich einen Grenzpolizisten zur Republikflucht hatte überreden wollen. Was Blödsinn war. Der Blödsinn hatte ihm trotzdem zwei Jahre Zuchthaus eingebracht. Meine Mutter hat die Gelegenheit genutzt und sich in dieser Zeit von meinem Vater scheiden lassen. Zu unzuverlässig, dieser Mann.
Aber ich habe auch noch einen anderen Schatz: den Briefwechsel, den mir meine Mannheimer Freundin zum 50. Geburtstag geschenkt hat – unseren gemeinsamen Briefwechsel, beginnend Anfang der neunziger Jahre bis zum runden Geburtstag 2005.
Den würde ich niemals hergeben.
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