Samstag, 28. Januar 2023

Wach um 4

Alles scheint plötzlich so schwer. Wie soll ich das bewältigen? Wo soll ich hin? Wie und mit wem will ich leben? Plötzlich habe ich Angst. Sind die Gedanken daran schuld? Oder bin ich mit Angst aufgewacht und habe lediglich nach einer Erklärung dafür gesucht? Das Herzensgebet bringt mich auf eine ruhige Gefühlsebene. Normales Denken wieder möglich. Also. Will ich wirklich in Berlin bleiben? Ich brauche Natur. Viel Natur. Viel Licht auch. Am liebsten noch einen großen Himmel. Stille. Vielleicht möchte ich nach all den Jahren auch mal wieder alleine leben. Interessante Überlegungen. Nicht neu. Seit Jahren träume ich davon, auf dem Land zu leben. Am liebsten in einem Dorf, in dem es freundliche Menschen gibt, die mir aber nicht zu dicht auf den Pelz rücken.

Seit ich angefangen habe, jedes Jahr im August mit Freundinnen ins Havelland zu fahren - 2009 waren wir das erste Mal dort - hatte mein Traum neue Nahrung bekommen. Mein Herz schmerzte, wenn ich wieder zurück nach Berlin musste. Allerdings habe ich den Freundinnen geglaubt, dass ich in einem Dorf nicht glücklich sein würde. Dass mir die Stadt mit ihren kulturellen Angeboten und die Freunde fehlen würden. Was soll eine Kinogängerin auf dem Land, wo abends die Bürgersteige hochgeklappt werden? Doch dann kamen Lockdown, G-Regeln, das Freundegefüge driftete auseinander, und darüber habe ich das Interesse an der Stadt verloren. Oder anders: Sie hat mir nichts mehr zu bieten. Und deswegen wäre jetzt vielleicht der richtige Moment, sie nach 67 Jahren zu verlassen.

Das Treffen mit einer ehemaligen Freundin

hat mein Gleichgewicht durcheinander gebracht. Vor allem die Fragen nach den Freundschaften, die sich verändert haben in den beiden letzten Jahren. Aber ihr wart doch so eng? Ja, und jetzt sind wir es nicht mehr. Was natürlich an mir liegt. An meinem komplizierten Innenleben. Meiner Unberechenbarkeit. Meiner Unfähigkeit zur Freundschaft. Meinem wasauchimmer. Schuld. Es geht immer wieder um Schuld. 

Ich muss mein System schnell mit einem Stück Kuchen beruhigen. Dabei war auch diese Begegnung ein Beispiel für Golos schöne Umschreibung von "ich-kam-weil-ich-dachte-ich-sollte". Warum mache ich das? Um mir selbst etwas zu beweisen. Oder den unsichtbaren Zuschauern. Sie ist ein soziales Wesen. Sie trifft Menschen. Seltener als früher, aber sie trifft. Man möchte sie sehen. Dann kann sie so übel ja nicht sein, oder? Eine alte Strategie, um deren Schädlichkeit ich immerhin weiß. Es ist an der Zeit, neue Strategien zu entwickeln.

Mittwoch, 25. Januar 2023

Seit 6 Wochen wissen wir, dass unser Haus verkauft wird

Das Haus, in dem ich mit einer kurzen Unterbrechung von 5 Jahren - die Liebe, was sonst - in den letzten 25 Jahren gelebt habe. Mit insgesamt 43 Menschen, wie ich mit meiner Neigung zu Statistiken erst vor ein paar Tagen durch Nachzählen herausgefunden habe. Die meisten davon kamen nach 2016, nachdem Anidana gestorben war. Seitdem ist hier vieles anders geworden. Ich fühle mich noch stärker als früher hin- und hergerissen. Soll ich gehen? Soll ich bleiben?

Innere Zerrissenheit ist eine Art Dauerthema oder auch typisch für mich. Jetzt wurde mir die Entscheidung abgenommen. Ich muss diesen Ort, muss dieses Haus, das mir, der sich  heimatlos fühlenden, in den Jahren so etwas wie Heimat geworden ist. Was soll ich tun? Mit dem Hausmann zusammen beim Buckower Freund eine neue WG gründen? Möglich wäre es, wir sprachen bereits darüber. Einerseits kann ich mir das vorstellen, andererseits nagt da etwas in mir. Etwas, das noch zu erledigen ist in diesem Leben. Im Traum teile ich mit meinem Vater eine 2-Zimmer-Wohnung. Was sich im Traum sehr angenehm anfühlte, ließ mich beim Aufwachen schaudern. Mit meinem Vater!

Die Kinder sind in der Schule,

die Freundin ist zur Arbeit gefahren. Ich habe 3 Stunden, bevor ich den Jungen von der Schule abhole, mit ihm zum Supermarkt laufe, ein paar...