Alles scheint plötzlich so schwer. Wie soll ich das bewältigen? Wo soll ich hin? Wie und mit wem will ich leben? Plötzlich habe ich Angst. Sind die Gedanken daran schuld? Oder bin ich mit Angst aufgewacht und habe lediglich nach einer Erklärung dafür gesucht? Das Herzensgebet bringt mich auf eine ruhige Gefühlsebene. Normales Denken wieder möglich. Also. Will ich wirklich in Berlin bleiben? Ich brauche Natur. Viel Natur. Viel Licht auch. Am liebsten noch einen großen Himmel. Stille. Vielleicht möchte ich nach all den Jahren auch mal wieder alleine leben. Interessante Überlegungen. Nicht neu. Seit Jahren träume ich davon, auf dem Land zu leben. Am liebsten in einem Dorf, in dem es freundliche Menschen gibt, die mir aber nicht zu dicht auf den Pelz rücken.
Seit ich angefangen habe, jedes Jahr im August mit Freundinnen ins Havelland zu fahren - 2009 waren wir das erste Mal dort - hatte mein Traum neue Nahrung bekommen. Mein Herz schmerzte, wenn ich wieder zurück nach Berlin musste. Allerdings habe ich den Freundinnen geglaubt, dass ich in einem Dorf nicht glücklich sein würde. Dass mir die Stadt mit ihren kulturellen Angeboten und die Freunde fehlen würden. Was soll eine Kinogängerin auf dem Land, wo abends die Bürgersteige hochgeklappt werden? Doch dann kamen Lockdown, G-Regeln, das Freundegefüge driftete auseinander, und darüber habe ich das Interesse an der Stadt verloren. Oder anders: Sie hat mir nichts mehr zu bieten. Und deswegen wäre jetzt vielleicht der richtige Moment, sie nach 67 Jahren zu verlassen.